Hier ein leckeres Häppchen in der Flughafenlounge, da ein aufmerksamer Service an Bord: Wer einen Vielfliegerstatus hat, reist angenehm – und mit Prämienflügen dazu noch kostenlos. Doch kommt man als gewöhnlicher Fluggast, der nur ein-, zweimal im Jahr nach Kreta oder „Malle“ fliegt, überhaupt an solche netten Extras? Und lohnt sich die Teilnahme an Vielfliegerprogrammen à la Lufthansas „Miles & More“?

„Auf jeden Fall“, sagt Alexander Koenig, der Gründer der Vielfliegerberatung First Class & More. „Viele Fluggäste lassen die Extras, die man ergattern kann, ungenutzt verstreichen.“ Es sei ein Irrtum, zu glauben, dass man die Kundenbindungsprogramme nur als Vielreisender nutzen kann. Sein Tipp: Anmelden. Das ist leicht und kostet nichts. Wer darauf verzichtet, verschenkt bares Geld.

Doch wie füllt man sein Meilenkonto möglichst schnell und tauscht es dann auch noch gewinnbringend ein? Damit beschäftigt sich der ehemalige Unternehmensberater seit Jahren.

Langstrecke lohnt sich besonders

Wer wenig für sein Ticket bezahlt, bekommt auch weniger Meilen. Das ist leider so. Die Gesellschaften gewähren für eine Kurzstrecke in der Economy Class teils nur ein Achtel der Meilen, die man für einen Businessflug bekommt. Das sieht man, wenn man den Flug direkt auf der Webseite der Airline bucht. Dort werden die genauen Buchungsklassen angegeben. Teurere Langstreckenflüge zu Fernzielen wie Hongkong oder Sydney füllen das Konto dagegen rasch. Koenig hat eine Lösung für alle, die nicht mehrmals im Jahr nach Asien oder Amerika jetten: „Dann bestückt man sein Meilenkonto eben am Boden.“

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Meilen sammeln beim Einkaufen

So kann man zum Beispiel mit Kreditkarten punkten. „Bei fast allen Airlines kann man mit Kreditkarten Meilen sammeln“, so der Vielfliegerspezialist. Das geht so: Beim Bezahlen mit einer geeigneten Kreditkarte (entweder Airline-Kreditkarte oder American Express) werden pro Umsatz eine bestimmte Anzahl an Meilen oder Punkten gutgeschrieben. Bei American Express etwa lassen sich diese sogenannten „Membership Rewards Punkte“ in Meilen unterschiedlichster Vielfliegerprogramme umwandeln (beispielsweise Emirates, Etihad, Air France). Doch man kann auch auf anderen Wegen Meilen sammeln:

Auch für den Wechsel des Stromanbieters, den Abschluss eines Mobilfunkvertrags, eines Zeitschriftenabonnements oder der Buchung von Mietwagen und Übernachtungen im Hotel kann man sich Meilen gutschreiben lassen. „Miles & More“ von Lufthansa, das größte Vielfliegerprogramm in Europa, das es seit 20 Jahren gibt, bietet beispielsweise an die 300 Sammelmöglichkeiten.

Damit ein Freiflug schneller in greifbare Nähe rückt, kann man auch eine bestimmte Anzahl an Meilen im Jahr direkt bei den Fluggesellschaften kaufen. Das lohne sich in den meisten Fällen jedoch nicht, so der Experte. Besser nach Schnäppchenaktionen mit günstigen Prämienflügen Ausschau halten, rät er, etwa auf Seiten wie meilenschnaeppchen.de (Lufthansa). Damit kommt man beispielsweise für 15.000 Meilen innerhalb Europas herum, etwa nach Kopenhagen oder Venedig, und mitunter auch günstiger zu internationalen Fernzielen wie Los Angeles in Kalifornien (30.000 Meilen).

Die Angebote sind jedoch begrenzt. Sie stehen in der Regel nur wenige Wochen auf den Seiten, und es ist ein fester Zeitraum für die Flugreise vorgegeben. Eine weitere Möglichkeit für Meilenfüchse sind Bonusaktionen der Fluggesellschaften. Sie schreiben für bestimmten Zeiten oder Strecken manchmal doppelte oder gar dreifache Meilen gut.

Fünfmal fliegen für ein Prämienticket

Die entscheidende Größe beim Einlösen ist der sogenannte „Meilen-Payback“. Er gibt an, wie oft man eine Strecke abfliegen muss, um einen Freiflug auf derselben Strecke mit den gesammelten Meilen zu bekommen. Ein Wert von 20 Prozent bedeutet etwa, dass man die Strecke fünfmal fliegen muss, um die nötigen Meilen für einen Freiflug zusammenzubekommen. Koenig hat den Wert für verschiedene Fluggesellschaften und ihre Vielfliegerprogramme berechnet. Er fand heraus: Im Schnitt beträgt der Payback 12 Prozent.

Bei „MilleMiglia“ von der italienischen Fluggesellschaft Alitalia bekommt man als Passagier derzeit mit fast 40 Prozent den höchsten Anteil des Flugpreises als Meilengutschrift zurück. Bei Turkish Airlines liegt der Payback bei 22 beziehungsweise 19 Prozent (zum Vergleich Lufthansa: 10,9 Prozent). Das schlechteste Ergebnis hatte in Königs Berechnung „Etihad Guest“ mit nur 6,2 Prozent Meilen-Payback.

Auch wenn das erst mal komisch klingt – die goldene Regel lautet: Die Meilen möglichst nur gegen Luxusflüge eintauschen. „Das Einlösen in der Economy-Class lohnt sich meist nicht“, sagt Koenig“. Denn die hohen Steuern und Gebühren, die gerade hier fällig werden, entsprechen oft beinahe dem Preis eines regulär gebuchten Tickets.

Auch Sachprämien sind nur auf den ersten Blick verlockend. In ihren bunten Prospekten bieten die Gesellschaften allerlei Gimmicks für Vielflieger an – von der Designer-Handtasche bis zum schicken Schalenkoffer-Set. Wer rechnet, sieht schnell: Das ist kein guter Ersatz für ein prall gefülltes Meilenkonto. „Das Verhältnis Meilen gegen Wert ist hier meist ungünstiger als bei Flugtickets.“

Allianzen nutzen

Gut zu wissen für Familien: Bei manchen Gesellschaften können Eltern und Kinder gemeinsam sammeln. „Wenn man als Familie reist, sollte man bei einem Meilenprogramm sammeln, das Familienkonten zulässt“, so Koenig. Die beiden besten Programme hierfür seien British Airways Executive Club und Etihad Guest.

Auch Luftfahrtallianzen wie Star Alliance (aktuell 28 Mitglieder, unter anderem United Airlines, Lufthansa), Oneworld (zum Beispiel American Airlines, Qatar Airways) oder das Skyteam (zum Beispiel Air France, Delta, KLM) helfen beim Meilensammeln. Der Vorteil: Man ist nicht auf eine Gesellschaft des Verbundes festgelegt, sondern kann mit seinen Meilen Prämienflüge aller Partner buchen. Dadurch habe man deutlich bessere Verfügbarkeiten, so Koenig, wenn es um den Einsatz von Prämienmeilen gehe.

Doch die Treue hat ihre Grenzen. Immer bei einer bestimmten Fluggesellschaft zu buchen, nur weil man dort ein Meilenkonto hat, und deshalb sogar mehr bezahlen für Tickets, die es anderswo viel günstiger gibt, füllt zwar das Meilenkonto, leert aber auch den Geldbeutel.