Prächtige Wagen und bunte Kostüme: Bayerns Orte haben Faschingsbräuche mit teils langer Geschichte. In Dietfurt an der Altmühl sind jedes Jahr um diese Zeit die Drachen los. Am Unsinnigen Donnerstag wird in dem Städtchen „Chinesenfasching“ gefeiert, der inzwischen immaterielles Kulturerbe ist. Von den frühen Morgenstunden bis in die Nacht hinein verwandelt sich der Ort in der Oberpfalz in ein buntes „Bayrisch China“. Dieses Jahr fällt das Spektakel auf den 27. Februar, das Motto ist: „Im Auftrag seiner Kaiserei rettet ChungKwai die Narretei.“
Offizielle Zeremonie mit kostümiertem Kaiserpaar
Um 13.61 Uhr närrischer Zeit beginnt der Maskenzug, der jährlich an die 20.000 Besucher anlockt. Im Anschluss findet das offizielle Zeremoniell vor dem chinesisch geschmückten Rathaus statt, mit Kaiserpaar DaKaRe (bayerisch für Karl) und DiMucki (die Mucki). Der Brauch geht auf eine Anekdote von 1860 zurück. Der Bischof von Eichstätt schickte einst seinen Kämmerer zum Steuereintreiben nach Dietfurt. Die Bürger ließen ihn aber nicht hinein. Verärgert zog er wieder ab, berichtete zu Hause, die Dietfurter verschanzten sich „wie die Chinesen hinter ihrer Mauer“, was man bis heute zelebriert.
„Die MuaFaz kann kommen. Wir stehen bereit!“ heißt es derweil in Bad Tölz. Gemeint ist die „Mutter aller Faschingszüge“, der Reichersbeurer Gaudiwurm. Er läuft nur alle zehn Jahre los, heuer am Sonntag, 2. März. Die beiden Orte nehmen sich dabei gehörig auf die Schippe. Schaurig kostümiert fallen die Reichsbeurer in Tölz ein, dieses muss sich gegen die Invasion des Nachbardorfs verteidigen. Der erste Zug fand laut Gemeindearchiv bereits 1878 statt. Das Motto der Verteidiger für 2025 ist (noch) geheim. Nur so viel sei verraten, der Tölzer Bürgermeister trägt jetzt Bart und verzichtet seit einigen Wochen aufs Rasieren. Das wird wohl wild.
In Spitzenhäubchen und Nachtgewand durch den Ort
Auch der „Hemadlenzenumzug“ (27. Februar) in Dorfen im Kreis Erding stammt aus dem 19. Jahrhundert. Im Nachtgewand zieht man weiß gekleidet durch die Stadt. Die Männer tragen Zipfelmütze, die Frauen Nachthäubchen. Ziel des fröhlichen Zugs ist der Marktplatz. Bei Walzertanz feiern die Lenzen den Frühling, zum Schluss wird der Stoff-Hemadlenz, eine Strohpuppe, symbolisch als Winter verbrannt.

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.
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