Bei Ernährungsberatung und -kursen gibt es zwei verschiedene Angebote: solche, die der Prävention dienen, sowie Ernährungsberatungen zu therapeutischen Zwecken.  Was sonst noch wichtig ist, erklärt hier Sabine Baierl- Johna, Expertin für Extraleistungen der gesetzlichen Krankenkassen bei der Stiftung Warentest.

Vorbeugende Ernährungskurse: Zuschüsse von mehreren Hundert Euro

Die Kurse zur Prävention gehören zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen (GKV). Das heißt, die GKV übernehmen die Kosten dafür zu einem gewissen Teil. In aller Regel betragen die Zuschüsse mehrere Hundert Euro pro Jahr, je nach Kasse sogar bis zu 1.200 Euro, und das für bis zu zwei Kurse jährlich. 

Das Themenspektrum solcher Angebote ist breit: Da geht es längst nicht mehr nur ums Abnehmen. Auch gesunde Ernährung bei Schichtarbeit oder vegetarische und vegane Kost stehen auf der Agenda. 

Aber Achtung: Da der Begriff der Ernährungsberatung nicht gesetzlich geschützt ist, bezuschussen die Krankenkassen nur zertifizierte Angebote, erklärt Sabine Baierl-Johna. Diese zertifizierten Anbieter finden Versicherte zum Beispiel über die Website der Zentralen Prüfstelle Prävention oder über die Internetseite der eigenen Kasse. Von dort wird auf Datenbanken verlinkt, die zugelassene Kurse nach Thema und Region auflisten. Die Kurse gibt es in verschiedenen Formaten – etwa in Kompaktform am Wochenende, als Präsenzveranstaltung oder auch online.

Ernährungsthemen in der Gruppe: Nicht jedermanns Sache

In der Regel sind Ernährungskurse für Gruppen konzipiert. Hier gilt: einfach anmelden. Viele Kassen bieten auch eigene Kurse an, die für die Versicherten kostenlos sind. Ein Blick auf die Website des Versicherers lohnt sich.

Indes: „Wer sich scheut, vor anderen Menschen persönliche Probleme zu besprechen – zum Beispiel weil er eine Konstellation hat, die nicht ganz ins Schema passt –, kann den Arzt auch um eine Präventionsbescheinigung bitten. Dann kann er mit der Kasse klären, inwieweit die Kosten für Einzelstunden übernommen werden“, sagt Baierl-Johna. 

Um die Leistung von der Kasse zu erhalten, ist die Teilnahme am Kurs nachzuweisen. „Wer ihn nicht zu mindestens 80 Prozent besucht hat, verliert den Zuschuss“, warnt die Expertin der Stiftung Warentest.

Individuelle Ernährungsberatung für Erkrankte

Wer bereits erkrankt ist, kann von einer individuellen Ernährungsberatung womöglich noch mehr profitieren. Denn diese Form der Ernährungsberatung behandelt genau den eigenen Fall.

Bei vielen Leiden wie Allergien, Adipositas, Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Rheuma oder onkologischen Erkrankungen kann die richtige Ernährung zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden führen, sagt Uta Köpcke, Präsidentin des Verbands der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e. V. (VDD) in Essen. 

In diesen Fällen gilt die Ernährungsberatung als therapeutische Leistung – und sie gehört nicht zum Pflichtprogramm der GKV.

Ernährungsberatung als therapeutische Leistung: Der Zuschuss ist Ermessenssache

Diese Form der Ernährungsberatung ist eine Ermessensleistung, die die Kassen unterstützen können, aber nicht müssen. Zwar bezuschusst der Großteil der Kassen die Ernährungsberatung. Doch manchmal beschränken sie sich dabei auf bestimmte Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Übergewicht.

Daher müssen sich Betroffene bei der eigenen Krankenversicherung informieren, für welche Angebote sie zahlt, oder bei der Stiftung Warentest nachschauen

Für die Ernährungsberatung wichtig: die Notwendigkeitsbescheinigung 

Wer Zuschüsse für die individuelle Ernährungsberatung bekommen möchte, braucht immer eine ärztliche Verordnung. Der Arzt oder die Ärztin stellen sie aus, wenn sie einen entsprechenden medizinischen Grund (Indikation) dafür sehen. Mögliche Indikationen sind zum Beispiel:

  • Übergewicht
  • Fehlernährung
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Diabetes mellitus

Patientinnen oder Patienten legen ihrer Krankenkasse die Notwendigkeitsbescheinigung zur Genehmigung vor, um in puncto Kosten auf Nummer sicher zu gehen.

Ernährungsberatung nur durch qualifizierte Fachleute

Bei der individuellen Ernährungsberatung spielt die Qualifikation der Anbieter eine extrem wichtige Rolle, da sie sich ja mit den verschiedensten Krankheitsbildern auskennen müssen. Infrage kommen etwa Fachleute für Diätassistenz, Ökotrophologie und Ernährungswissenschaft.

Wer unsicher ist, kann sich an die Krankenkasse oder die Hausarztpraxis wenden, die über entsprechende Kontakte verfügen.

Ernährungsberatung: Unterschiedliche Honorare und Zuschüsse

Die meisten Krankenkassen zahlen für fünf Sitzungen. Bei der Techniker Krankenkasse (TK) gibt es zum Beispiel 45 Euro für die Erstberatung und 30 für die Folgegespräche. Die Barmer zahlt 40 Euro für die erste Sitzung und ebenfalls 30 für die sich anschließenden.

Zum Vergleich: „Die Honorare liegen je Stunde zwischen 90 und 140 Euro“, so Köpcke: „Drei bis fünf Sitzungen werden im Schnitt benötigt, die sich meist über einen Zeitraum von drei bis sechs Monate verteilen.“ So lässt sich regelmäßig checken, „ob die vereinbarten Änderungen auch umgesetzt werden und gemeinsam gesetzte Ziele damit erreicht werden können“.

In den Therapiestunden erhält man eine persönliche Beratung, die jeden dort abholt, wo er steht, betont Köpcke. Am Anfang stehen eine genaue Diagnose und eine Zielvereinbarung. Dabei schauen die Profis zunächst einmal, wie sich die Betroffenen bisher ernährt haben. Ebenfalls von Bedeutung sind Fragen wie:

  • Welche Kochkenntnisse liegen vor?
  • Wie ist der Mahlzeitenrhythmus?
  • Wie steht es mit Sport?
  • Welcher kulturelle Hintergrund liegt vor?
  • Wie sind die finanziellen Möglichkeiten?

„Wer beispielsweise auf Fertiggerichte schwört, muss nicht zwingend das Kochen erlernen, sondern es wird stattdessen geschaut, ob es Angebote mit besseren Nährstoffwerten gibt als die bislang konsumierten“, erläutert Köpcke. So findet sich für jeden und jede der richtige Weg zu einem gesünderen Leben. 

Waltraud Pochert
Autorin

Waltraud Pochert hat bei aktiv vor allem Verbraucherthemen aus dem Bereich der privaten Finanzen sowie Recht und Steuern im Blick. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre in Köln startete sie ihre berufliche Laufbahn bei einem großen Wirtschaftsmagazin, bevor sie als freie Journalistin tätig wurde. In ihrer Freizeit ist sie gern sportlich unterwegs, vor allem mit dem Fahrrad.

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