Bielefeld. Feierabend! Jetzt die Füße hochlegen und die Seele baumeln lassen. Und an nichts denken. Das ist für Tim Hagemann eine gute Strategie, um am Feierabend runterzukommen und neue Kraft zu tanken. „Doch sie ist nur eine unter vielen“, sagt der Professor und Arbeitspsychologe von der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld. Hier seine sieben Abschalt-Tipps.
Aufgaben aufschreiben
Was an Arbeit oder Terminen am nächsten Tag ansteht, sollte man sich kurz vor Feierabend notieren. „Damit leert man sein Arbeitsgedächtnis und nimmt gedanklich nichts mit nach Hause“, erklärt der Experte. Außerdem haben viele dann das Gefühl, den kommenden Tag besser im Griff zu haben. Das erleichtert den Übergang in einen erholsamen Feierabend. Zehn Minuten für das gedankliche Reinemachen reichen schon.
Rituale schaffen
Solche festen, wiederkehrenden Tätigkeiten lenken ab und helfen, zu Hause zu entspannen. „Wichtig ist, dass man etwas tut, was einem wirklich Spaß macht“, so Hagemann. Das kann lesen sein, duschen, gemütliche Klamotten anziehen, die Blumen gießen oder den Rasen mähen. Egal welches Ritual man wählt, für Körper und Geist ist es das Zeichen: „Jetzt beginnt der Feierabend. Erholung ist angesagt. Man darf runterschalten“, so Experte Hagemann.
Umgebung einbinden
Singles können ein Ritual leichter durchhalten. In Familien mit Kindern wird das schon schwerer. Tipp vom Experten: Das Ritual den Gegebenheiten anpassen. Etwa indem man mit der Familie zu Abend isst. „Und sich erzählen lässt, wie der Tag verlaufen ist“, rät Hagemann. Überhaupt wirken soziale Kontakte wie Gespräche oder gemeinsame Vorhaben am Feierabend entlastend und entspannend.
Sich mit Bewegung erden
„Wer sich psychisch angespannt fühlt oder am Tag geärgert hat, kommt oft aufgekratzt nach Hause“, so Hagemann. Am besten hilft dann Sport. „Das muss kein Leistungssport sein. Eine halbe bis Dreiviertelstunde Bewegung, die die Herzrate leicht erhöht, reicht aus, um sich wieder zu erden.“ Übrigens: Bei gemeinsamen sportlichen Aktivitäten oder Mannschaftssport findet sich oft auch die Gelegenheit, einfach mal zu reden und sich untereinander auszutauschen.
Müßiggang genießen
Sport in allen Ehren. „Aber auch einfach mal nichts tun, ist ebenfalls aktive Erholung“, weiß Hagemann. Den Müßiggang sollte man dann aber auch ohne schlechtes Gewissen genießen. Wer damit Schwierigkeiten hat, dem helfen vielleicht Entspannungstechniken wie Yoga, Tai-Chi oder autogenes Training, um Ruhephasen für sich zu nutzen.
Den Alltag ausblenden
Mancher hat sich eine halbe Stunde entspannt, ist aber danach wieder in Gedanken beim Job. „Ein Stück weit ist Entspannung auch eine Haltungsfrage“, weiß der Experte. „Man muss es auch wollen.“ Berufstätige sollten sich klarmachen, dass sie Erholung am Feierabend brauchen, um am nächsten Tag wieder leistungsfähig zu sein. Hagemann: „Kommen die Gedanken an die Arbeit zurück, sollten sie sich bemühen, innerlich Stopp zu sagen, und Berufliches bewusst beiseiteschieben.“
Finger weg vom Smartphone
„Am besten trennt man berufliche und private Kommunikationsmittel“, rät Arbeitspsychologe Hagemann. Das gilt fürs berufliche Smartphone, die Whatsapp-Gruppe mit Kollegen oder den E-Mail-Zugang. Nur so finde man genügend Abstand vom Job, um sich am Feierabend wirklich zu entspannen. Dann kann man am nächsten Tag wieder durchstarten.