Die Preise für hochwertige Oldtimer steigen seit Jahren. 2014 brachten die zehn teuersten Klassiker auf Auktionen zusammen 125 Millionen Euro ein. Kein Witz! Alte Ferrari oder klassische Nobelmarken wie Maybach und Horch gehören zu den begehrtesten Objekten überhaupt.

„Es gibt aber viele weitere Modelle, die die Herzen der Oldtimer-Freunde höher schlagen lassen“, weiß Experte Winfried Seidel aus Ladenburg, eine Koryphäe der Branche. Fast 25 Jahre lang war er Präsident des Mercedes Veteranen-Clubs. 1975 gründete er „Veterama“, den heute größten Oldtimer-Markt Europas, zu dem im Oktober wieder Zehntausende Sammler nach Mannheim strömen. Auch das historische Automuseum Dr. Carl Benz in Ladenburg entstand dank seiner Sammel-Leidenschaft.

Für AKTIVonline hat Seidel folgende zehn Oldtimer ausgesucht, die zurzeit besonders beliebt sind und deshalb hoch gehandelt werden:

Mercedes-Benz Coupé 300 SL

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Der Mercedes 300 SL ist ein absoluter Hingucker. Die Coupé-Variante mit Flügeltüren (Baujahr 1954 bis 1957) zählt derzeit zu den teuersten Oldtimer-Modellen. Unglaubliche 1,5 Millionen Euro blättern Kenner für das 215-PS-Auto hin. Dabei beobachten Experten seit einigen Jahren einen überraschenden Trend: Käufer wünschen sich an dem Auto sichtbare Zeichen der Zeit. „Wagen, denen man ihr Alter ansieht, werden stärker nachgefragt als restaurierte Fahrzeuge“, sagt Seidel. „Sie erzielen sogar noch höhere Werte!“

Porsche Speedster

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Zu den Lieblingen der Oldtimer-Szene zählen natürlich Automobile der Marke Porsche. „Das derzeit begehrteste Modell ist der 356(A) Speedster“, sagt Seidel. Die Variante kam 1955 – neben einem Coupé und Cabriolet – als Nachfolger des Urmodells von 1948 auf den Markt. Der Letzte dieser Baureihe rollte 1959 vom Band. Derzeit erzielt der Speedster in Fachkreisen mehr als 300.000 Euro. Experten staunen: „Das Auto war damals als Billigmodell für den US-Markt gedacht“, sagt Seidel. Übrigens: Für ein Coupé dieser Reihe gibt es „nur“ um die 100.000 Euro.

VW „Samba“-Bus T1

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Flower-Power ist in: Der „Samba“-Bus von Volkswagen, DAS Symbol der Hippie-Kultur, mausert sich zum neuen Liebhaber-Modell der Oldtimer-Szene. „Samba-Busse der ersten Serie, also aus den 50er-Jahren samt Oberlicht, erzielen auf dem Markt heute bis zu 150.000 Euro“, weiß Seidel, „da staunen selbst wir Fachleute Bauklötze!“ Brachte der Bulli vor etwa fünf Jahren doch noch höchstens 25.000 Euro ein. Auch spätere Varianten wechseln mittlerweile für hohe fünfstellige Summen den Besitzer. Einen konkreten Anlass für den Hype gibt es nicht. Sehnsucht, Rückbesinnung, Nostalgie – das könnten Gründe sein, vermutet Seidel.

Mercedes-Benz Pagode W113

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Einen kometenhaften Aufstieg hat auch die Pagode W113 von Mercedes-Benz hingelegt: Vor zwei Jahren bekam man das zweisitzige Cabriolet (Baujahr 1963 bis 1971) noch für läppische 50.000 Euro. „Die Zeiten sind vorbei“, winkt Seidel ab. „Jetzt muss man für ein Fahrzeug dieses Typs mehr als 100.000 Euro lockermachen.“ Wer meint, dass das Modell besonders selten ist, irrt: Der Wagen überschwemmte damals als Massenprodukt den Markt. Dafür eignet es sich bis heute noch wunderbar für Ausfahrten – und natürlich auch für den abendlichen Schaulauf.

Ferrari „Dino“

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Ebenfalls ein Shootingstar: der Italiener „Dino“. Der Name bezeichnet eine ganze Reihe von Sport- und Rennwagen des Automobilherstellers Ferrari. Das Serienmodell kam 1969 als eine Art Discount-Marke mit V6-Motor (sechs Zylinder statt zwölf) auf den Markt. Heute zahlen Fans mehr als 300.000 Euro dafür. Das ist enorm, denn bis vor wenigen Jahren erzielte er gerade einmal die Hälfte. Interessant: In Rot ist der kleine Italiener bis heute am beliebtesten. Warum eigentlich? „Ihren Ursprung hat die Farbe im Rennsport. Rot war von Anfang das Erkennungszeichen der Italiener, Deutsche fuhren Silber“, erklärt Seidel.

Messerschmitt Kabinenroller & BMW Isetta

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In den 50er-Jahren war er legendär: Der Messerschmitt Kabinenroller (links) prägte die Wirtschaftswunderzeit. Was für die einen eine primitive Maschine auf drei Rädern ist, ist für die anderen ein beliebtes Sammlerstück. „Das Rollermobil erzielt heute schon Preise über 25.000 Euro“, betont Seidel. Der Fahrspaß macht’s! Ebenso viel zahlen Fans übrigens auch für eine original BMW Isetta (Baujahr 1955 bis 1962, rechts). Das eiförmige Motocoupé konnte man damals für etwa 2.600 Mark erstehen.

Mercedes-Benz S-Kompressor-Modelle

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Wenn das kein Klassiker ist! Die Mercedes-Benz Kompressorwagen aus den 20er- und 30er-Jahren dürfen auf keiner Oldtimer-Rallye fehlen. Das Foto zeigt ein Fahrzeug der Baureihe S. Doch auch die Baureihen SS und SSK sind Legenden. Kaum mehr als eine Handvoll SSK-Exemplare gibt es noch weltweit. „Die sind im Grunde unerschwinglich“, so Seidel. Etwa 10 Millionen Euro muss man für so einen Oldie mindestens hinblättern. Die S- und SS-Modelle liegen auch nicht weit darunter. Doch Achtung: Von den Kompressorwagen sind besonders viele Fälschungen auf dem Markt! „Man benötigt extrem gute Sachkenntnis, um ein Original zu erkennen“, warnt der Experte.

VW-Käfer-Cabrio

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Der VW Käfer ist Kult, eine automobile Ikone! Genau deshalb werden die niedlichen Fahrzeuge mittlerweile hochpreisig gehandelt: Spezielle Varianten wechseln heute schon mal gern für bis zu 50.000 Euro den Besitzer. „Vor allem Käfer-Cabrios aus den frühen 50er-Jahren sind gefragt, ebenso die Wagen mit geteiltem Rückfenster“, weiß Seidel. Fahrzeuge mit dem sogenannten „Brezelfenster“ wurden nur bis 1953 gebaut. Es gab außerdem zahlreiche Sondermodelle mit geringer Stückzahl. Sie sind die Exoten der Käfer-Familie.

Jaguar E-Type

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Wow, was für ein schnittiges Kerlchen! Wer mit dem Jaguar E-Type vorfährt, zieht die Blicke ganz klar auf sich. „Der Wagen hat sich in den vergangenen Jahren zu einem sehr begehrten Liebhaber-Objekt gemausert“, erzählt Seidel. Besonders nach der ersten Serie leckt sich die Szene die Finger. 1961 betrat der englische Sportwagen die Bühne, produziert wurde er bis 1974. Wer ein frühes Modell besitzt, kann es zu verdammt viel Geld machen: „Fahrzeuge aus den 60er-Jahren kriegt man heute nicht mehr unter 100.000 Euro“, sagt Seidel.

Mercedes-Benz Silberpfeil

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Er ist nicht alltagstauglich, doch fehlen darf der legendäre „Silberpfeil“ von Mercedes-Benz in dieser Galerie trotzdem nicht: 1934 starteten die Grand-Prix-Rennwagen dieses Typs erstmals auf der Avus in Berlin. Der Begriff „Silberpfeil“ wurde auch für spätere Modelle in den 50er-Jahren verwendet – und durch ihre Erfolge zum Mythos. Und jetzt halten Sie sich fest: 2013 kam ein Mercedes W196 Silberpfeil (Baujahr 1954) für unfassbare 30 Millionen Dollar (rund 27 Millionen Euro) unter den Hammer! Tipp: Im Automuseum Dr. Carl Benz in Ladenburg (Baden-Württemberg) kann man seltene Rennwagen-Exemplare bewundern, darunter auch einen Silberpfeil der neueren Generation.