Die Maschine brennt lichterloh, die Flammen breiten sich schnell aus. Und die Mitarbeiter? Beobachten seelenruhig, wie ihr Kollege mit dem Feuerlöscher vorangeht. Helfen müssen sie in diesem Fall nicht. Der Brandherd bleibt kalt, das Feuer brennt virtuell.
Die Zuschauer können es am Bildschirm sehen. Direkt vor Augen hat es der Kollege mit der VR-Brille auf der Nase. Aufgesetzt hat sie ihm das Brandschutz-Team des Zentrums für Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit Iserlohn (ZAA). Seit Neuestem nutzt es Virtual Reality in der Ausbildung von Brandschutzhelfern. „Es ist eine Möglichkeit, sie zu schulen“, sagt Petra Mengelkamp, Leiterin der Abteilung Arbeitssicherheit: „Verschiedene Szenarieren werden dargestellt.“
Brennendes Öl löschen? Sich durch einen völlig verqualmten Raum bewegen? Brandausbreitung, Rauchentwicklung oder die Entflammbarkeit von Materialien werden realistisch simuliert. „Der Teilnehmer kann unterschiedliche Löschmittel auswählen und alles ausprobieren. Und Fehler machen, ohne dass etwas passiert“, erklärt Mengelkamp. „Spannend“, sagen die Kursteilnehmer bei einem der ersten VR-Einsätze in Iserlohn.
Eine gute Ergänzung zur praktischen Übung
Die fünf Brandschutzfachkräfte des ZAA bestätigen das. Aber: Es sei eine Ergänzung, die Praxis könne es nicht komplett ersetzen. Die Hitze aushalten, mit Wind klarkommen, der das Feuer anfacht – diese spürbaren Faktoren kann die VR-Brille nicht liefern. Die werden anschließend hautnah im Hof erlebt.
Dort hat Michael Kaminski alles für den Einsatz vorbereitet. Per Fernzündung lässt er Flammen aus der Tonne lodern und Spraydosen explodieren. Jeder Helfer muss sich einen Feuerlöscher schnappen. „Man darf nicht zu zaghaft sein“, sagt der Experte. Die Scheu vor der Hitze wird hier kontrolliert abtrainiert.
Umfassend geschult, sollen die Brandschutzhelfer im Ernstfall die erste Hilfe leisten – Kollegen aus der Gefahrenzone schleusen, einen brennenden Mülleimer löschen, einen kühlen Kopf bewahren. Dafür haben sie viele Infos zu verschiedenen Löschmitteln, Flucht- und Rettungswegen, Gefahren durch Rauch und Gase und der Lade-Problematik von Akkus bekommen. Im Idealfall achten sie darauf auch schon, bevor es brennt: Vorbeugen ist alles.
Auf den Ernstfall vorbereitet
- Jedes Unternehmen braucht Brandschutzhelfer, in der Regel mindestens 5 Prozent der Beschäftigten.
- Aufgaben sind erste Maßnahmen bei Bränden und vorbeugender Brandschutz im Betrieb.
- Die Ausbildung – theoretisch und praktisch – muss alle drei bis fünf Jahre wiederholt werden.
- Die Zentren für Arbeitsmedizin und Arbeitssicherheit in Iserlohn und Hagen schulen und beraten zum Brandschutz auch im Betrieb.
- Mit den Zentren für Arbeitsmedizin Altena und Plettenberg treten sie unter der MAV-Dachmarke AR.MED auf.
Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, in Hagen und im Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten.
Alle Beiträge der Autorin