Frankfurt. Isomatten, Schlafsäcke und nette Gespräche – Lagerfeueratmosphäre vermutet man normalerweise auf einem Campingplatz oder in der Wildnis. In Rüsselsheim „zelten“ die Menschen in einer Buchhandlung.
Dass Buchläden ihren Kunden regelmäßig Lesungen anbieten, ist seit Jahren bekannt, aber Outdoor-Abenteuer, Halloween-Übernachtungspartys, Mütterpicknicks und Kurse fürs Handlettering?
Immer mehr Buchhandlungen machen dicht
Der stationäre Buchhandel hat zu kämpfen. Zum einen machen Serien dem Buch starke Konkurrenz in Sachen Freizeitverhalten. Zudem wächst der Online-Handel, die Mieten in den Innenstädten steigen rapide und Läden müssen schließen.
Nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels gab es im Jahr 2018 gut 4.500 Buchhandlungen, 2012 waren es noch rund 5.300. „Die Buchhändler sind aber online inzwischen selbst hervorragend aufgestellt, die große Mehrheit verkauft Bücher über den eigenen Webshop“, so Thomas Koch vom Börsenverein. „Schließlich war die Buchbranche die erste, die von Amazon herausgefordert wurde.“
300.000 Buchkäufer hat die Branche 2018 zurückgewonnen
Heute haben fast alle mittelgroßen bis großen Buchhandlungen einen Onlineshop, bieten E-Books an und verbreiten ihr Angebot über die sozialen Netzwerke. Und bieten eben analoge Veranstaltungen mit verschiedenen Themen. Mit Erfolg.
Die Zahl der Buchkäufer in Deutschland ist im vergangenen Jahr erstmals seit 2012 wieder gestiegen. Die Branche konnte rund 300.000 Leser zurückgewinnen. Und der Umsatz lag 2018 mit 9,13 Milliarden Euro auf Vorjahres-Niveau und hat sich stabilisiert. Warum ist das so?
„In einer umfangreichen Studie haben wir unter anderem herausgefunden, dass sich die Menschen vom hektischen digitalen Alltag überfordert fühlen und auf der Suche nach Entschleunigung und Selbstbestimmung sind. Das Buch findet im öffentlichen Diskurs zudem kaum noch statt“, erklärt Branchenkenner Koch.
Suche nach Klarheit
„Darauf stellen sich Verlage und Buchhandlungen ein: Sie entwickeln neue Wege zu den Kunden und zeigen ihnen, dass das Buch genau den Ausweg aus der Hektik bietet, den sie suchen.“
Die Suche nach Klarheit spiegelt sich im Sortiment wider. Romane machen zwar mit einem Drittel seit jeher den größten Teil der verkauften Bücher aus. Die stärksten Zuwächse verzeichnete 2018 allerdings das Sachbuch mit einem Umsatzplus von 5,5 Prozent.
Mitte Oktober startet die weltgrößte Bücherschau
Zurück zum Buch also. „Die Menschen wollen Zusammenhänge verstehen, die ihnen auf verlässlicher Basis, in einer abgeschlossenen, übersichtlichen Form erklärt werden“, so Koch.
Neuen Lesestoff gibt es ab dem 16. Oktober wieder in Frankfurt. Dann startet in der Mainmetropole die größte Bücherschau der Welt. Gastland ist in diesmal Norwegen.