Stuttgart. Christel Currle (47) liebt ihre Weinberge in Stuttgart-Uhlbach. „In dieser wunderschönen Natur zu arbeiten, ist ein Geschenk“, sagt sie und zupft da und dort ein Blättchen von den reifenden Trauben. Als Frau im Weinbau ist sie bisher noch eine Ausnahme, doch immer häufiger behaupten sich weibliche Winzer und Kellermeister – einer der Trends im deutschen Weinanbau.
Galt deutscher Wein früher als solide, aber verstaubt, so poliert jetzt eine neue Generation von Winzern das Image des Rebensafts kräftig auf. „Sie sind kreativer und geben dem Wein eine neue Qualität“, so Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Bodenheim bei Mainz.
Doch was macht einen guten Wein eigentlich aus? „Standards bei der Herstellung einhalten“, erklärt Winzerin Currle, die den Betrieb vor zehn Jahren von ihren Eltern übernommen hat. „Der Rest ist Bauchgefühl.“ Das klingt simpel, doch dafür braucht es eine gute Ausbildung und Erfahrung. Currle hat auch in Südafrika und Italien ihr Wissen erweitert. Ihr Ziel: „Aus jedem Wein etwas ganz Besonderes machen.“ Dafür erhielt sie den Titel „Winzerin des Jahres 2017“ des Lifestyle-Magazins „Selection“.
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Die Juroren hat vor allem ihr im Holzfass gereifter Merlot überzeugt; eine Traube, die nicht gerade typisch schwäbisch ist, sondern aus Frankreich stammt. Doch an den Uhlbacher Weinhängen gedeihen südländische Reben wie Syrah oder Cabernet Sauvignon ebenso gut wie Trollinger und Lemberger.
Rund 70 Prozent der Württemberger Ernte sind Rotweine. Zusammen mit den badischen Weinbergen ist Baden-Württemberg eines der größten Weinanbaugebiete Deutschlands, macht mehr als ein Viertel der gesamten Rebfläche aus und steuerte 2016 ebenso viel zur Gesamtmenge von 1,2 Milliarden Flaschen Wein bei.
Dabei konsumiert der deutsche Weintrinker rund 25 Liter im Jahr bei steigender Zahlungsbereitschaft: Der Preis pro Liter direkt vom Winzer kletterte seit 2010 um mehr als 1 Euro auf 6,72 Euro.
Mit 7,5 Hektar zählt Currles Weingut schon zu den größeren. Rund zwei Drittel der 43.000 Betriebe in Deutschland haben weniger als einen Hektar Fläche. Sehr viele davon sind Nebenerwerbswinzer: „Man schafft tagsüber bei Bosch oder Daimler und abends im Weinberg“, sagt Werner Bader vom Weinbauverband Württemberg.
Doch immer mehr geben auf, der Trend geht zu größeren Flächen. „Damit wird der Weinanbau professioneller“, so Bader. „Und die heimischen Winzer profitieren vom Trend zu regionalen Produkten.“ Darauf setzt auch Currle und zeigt eine Flasche Muskat-Trollinger – eine schwäbische Rarität.