Es muss nicht immer Köln, München oder Berlin sein. Wer auf der Suche nach einem schönen Ziel für den nächsten Urlaub ist, wird auch in kleineren Orten wie dem niedersächsischen Goslar, dem bayerischen Bamberg oder dem mecklenburg-vorpommerischen Wismar fündig. Alle drei Städte haben eins gemein: einen historischen Kern, der seine Besucher in längst vergangene Zeiten führt. Wussten Sie, dass in Goslar jahrhundertelang Kupfer, Blei und Zinn abgebaut wurden? Und dass Trier die älteste Stadt Deutschlands ist? Oder was Bamberg mit Rom gemeinsam hat?

Um einige Altstädte Deutschlands unter besonderen Schutz zu stellen, nahm die Unesco-Kommission elf in die Welterbeliste auf.

aktiv stellt Ihnen Deutschlands Welterbe-Altstädte vor – von Norden nach Süden:

Stralsund: Den Einfluss der Hanse erleben

Die historischen Teile der mecklenburg-vorpommerischen Hansestädte Stralsund und Wismar zählen seit 2002 gemeinsam zum deutschen Welterbe. Der Grund: Die zwei Zentren des wendischen Teils der Hanse stehen laut Kommission für den Reichtum und regionalen Einfluss des Städtebunds. Wer also Urlaub in der Region macht, sollte sich gleich beide Städte anschauen.

Die Altstädte prägen zahlreiche Denkmäler und Bauten der Backsteingotik aus einer Zeit, in der sie als Verwaltungs- und Verteidigungsposten des schwedischen Königreichs dienten. Als Vorbild für zahlreiche Rathäuser der Umgebung gilt zudem das Stralsunder Rathaus mit seiner Schaufassade. Dort waren früher unter anderem eine Tuchhalle, Verkaufsbuden sowie ein Sitzungsraum der städtischen Oberschicht untergebracht.

Wismar: Einst Teil des schwedischen Königreichs

Bis heute konnte der mittelalterliche Grundriss der Altstädte Stralsund und Wismar aufrechterhalten werden. Durch die zahlreichen mittelalterlichen Kaufmannshäuser lässt sich erahnen, wie die schmalen, tiefen Parzellen einmal ausgesehen haben. Besonders gut in die Vergangenheit reisen lässt es sich am mittelalterlichen Hafenbecken, das zu den Highlights der Stadt zählt.

Die zum Hafen fließende „Grube“ ist der letzte künstlich angelegte mittelalterliche Wasserlauf in einer norddeutschen Altstadt. Sehenswürdigkeiten wie das schwedische Kommandantenhaus und die Schwedenköpfe vor dem Baumhaus erinnern noch heute daran, dass Wismar einst Teil des schwedischen Königreichs war.

Lübeck: Eine der einflussreichsten Städte der Hanse

Mit der Hansestadt Lübeck zählte 1987 erstmals in Nordeuropa ein ganzer Stadtbereich zum Unesco-Welterbe. Die Begründung der Kommission: Lübeck sei ein außergewöhnliches Sinnbild der Macht und der historischen Bedeutung der Hanse, also des Bunds der deutschen Kaufmannsstädte. Zwischen 1230 und 1535 galt Lübeck als eine der wichtigsten Städte des Bunds, welcher damals das Handelsmonopol an Ost- und Nordsee hielt.

Der Welterbebereich umfasst insgesamt drei Zonen der Altstadt. So beinhaltet das erste Gebiet zwischen dem Burgkloster und dem St.-Aegidien-Viertel beispielsweise ein nahezu vollständig erhaltenes Wohngebiet aus dem 13. Jahrhundert. In der zweiten Zone rund um Dom und Petrikirche finden sich die prachtvollen, schönen Patrizierhäuser. Die letzte und dritte Zone im Zentrum soll vor allem an das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Gründungsviertel erinnern.

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Hamburg: Speicherstadt und Kontorhausviertel als Symbol des Wachstums

Erst seit 2015 zählen die Speicherstadt sowie das Kontorhausviertel mit Chilehaus zum deutschen Weltkulturerbe. Doch schon vorher galt Hamburg mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten als eins der beliebtesten deutschen Reiseziele. Im Jahr 2018 etwa begrüßte die Hansestadt mehr als 7,2 Millionen Gäste. Auf einzigartige Weise symbolisieren die Stätten dem Komitee zufolge das rasante internationale Handelswachstum des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Noch heute gilt die Speicherstadt als größtes zusammenhängendes und einheitlich geprägtes Speicherensemble der Welt. Insgesamt 15 Speicherblöcke umfasst die „Stadt der Lagerhäuser“. Zwischen 1920 und 1950 entstand schließlich das angrenzende Kontorhausviertel, das vor allem aus großen Bürokomplexen besteht. Das dortige Chilehaus gilt mit seiner an einen Schiffsbug erinnernden Spitze und seiner Fassade als ein Symbol des Expressionismus in der Architektur.

Goslar: Schöne Fachwerkbauten mit aufwendigen Schnitzarbeiten

Das erste Mal erwähnt wurde die niedersächsische Stadt Goslar zu Zeiten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Damals erbaute Kaiser Maximilian II. dort eine Kaiserpfalz, die sich über Jahrhunderte hinweg als sicherste und größte Pfalzanlage sächsischer und salischer Kaiser erwies.

Heute ist Goslars Altstadt vor allem für seine Gildehäuser, das historische Rathaus und seine zahlreichen Bürgerhäuser mit aufwendigen Schnitzarbeiten am Fachwerk bekannt. Ebenfalls als Welterbe in Deutschland anerkannt ist der Rammelsberg, ein ehemaliges Erzbergwerk. Die dortigen Kupfer-, Blei- und Zinnminen waren zwischen dem 11. Jahrhundert und den 1980er Jahren in Betrieb. Goslar ist also definitiv ein gutes Reiseziel für den nächsten Urlaub.

Quedlinburg: 1.000 Fachwerkhäuser aus acht Jahrhunderten

Ebenfalls im Harz zu finden ist die Altstadt von Quedlinburg. Im historischen Stadtkern der einstigen Kaiserpfalz in Sachsen-Anhalt warten mehr als 1.000 Fachwerkhäuser aus acht verschiedenen Jahrhunderten auf Besucher und Hobbyfotografen. Empfehlenswert ist auch der Ausblick des Schlossberges über die Stadt. Wer schon einmal den Schlossberg bezwungen hat, kann gleich der Stiftskirche St. Servatii einen Besuch abstatten. Sie gehört zu den Highlights der Kleinstadt. Der erste König Deutschlands, Heinrich I., hatte die Kirche im frühen 10. Jahrhundert als Pfalzkapelle gegründet.

Ihre Krypta mit dem Kreuzgewölbe, Gräbern und Wandmalereien gehört zu den bedeutendsten Denkmalen der Kunstgeschichte aus dem 10. bis 12. Jahrhundert und versteckt einen der wertvollsten Kirchenschätze des Mittelalters. Insgesamt steht Quedlinburg für eine außergewöhnliche europäische mittelalterliche Stadt. Deshalb zählen die Altstadt sowie die Stiftskirche und das Schloss seit 1994 zum deutschen Welterbe.

Eisleben und Wittenberg: Hier wirkte Martin Luther

Er wollte die römisch-katholische Kirche reformieren, schließlich spaltete er das westliche Christentum in mehrere Konfessionen – Martin Luther. 1996 zeichnete die Unesco-Kommission die Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg mit dem Welterbetitel aus. Beide zeigen das Leben und Schaffen Martin Luthers und seines Mitreformers Philipp Melanchthon in Deutschland. Dazu gehören etwa Sehenswürdigkeiten wie das Geburts- und das Sterbehaus Luthers in Eisleben.

Ersteres gilt als eines der ersten Museen der Welt. Denn bereits im 17. Jahrhundert eröffneten die Eisleber dort ein Museum für Lutherpilger. In Wittenberg hingegen erzählen das Haus des Melanchton, das Wohnhaus Luthers und das Augusteum mehr über die beiden Reformatoren. Ebenfalls Teil der Luthergedenkstätten sind die Wittenberger Stadtkirche Sankt Marien und die Schlosskirche Wittenberg. An deren Tür soll Luther der Überlieferung nach am 31. Oktober 1517 seine berühmten „95 Thesen“ angeschlagen haben.

Weimar: Wo Goethe und Schiller schrieben

Im 18. und 19. Jahrhundert zog Weimar zahlreiche Dichter und Gelehrte wie Goethe, Schiller und Herder an. Noch heute erinnern Gebäude und Parks an die Zeit, in der die Thüringer Stadt als Zentrum des intellektuellen Lebens in Deutschland galt. Insgesamt zwölf Gebäude und Ensembles gehören zur Welterbestätte. Darunter zählen Bauten der Weimarer Altstadt sowie schöne, weitläufige Parkanlagen und deren Einzelbauten.

Bücherliebhaber werden sich besonders wohl in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek fühlen. Sie ist eine öffentlich zugängliche Archiv- und Forschungsbibliothek für europäische Literatur- und Kulturgeschichte und bietet mehr als eine Million Medien. Etwa 100.000 Besucher zieht das historische Bibliotheksgebäude mit dem berühmten Rokokosaal jährlich an. Ebenfalls bekannte Sehenswürdigkeiten des klassischen Weimars: die Wohnhäuser der Schriftsteller Goethe und Schiller. Dort lässt sich beispielsweise Goethes einstiges Arbeitszimmer mitsamt Privatbibliothek besichtigen.

Bamberg: Altstadt mit 1.300 Denkmälern und einem Papstgrab

Die Altstadt Bambergs umfasst die drei Bezirke Berg-, Insel- und Gärtnerstadt, die allesamt seit 1993 zum 142 Hektar großen Unesco-Welterbe gehören. Sie repräsentieren der Kommission zufolge einzigartig die auf frühmittelalterlichen Grundstrukturen aufbauende mitteleuropäische Stadt. Nachdem vor etwa 1.000 Jahren Heinrich II. Bamberg zum Bischofs- und königlichen Herrschaftssitz erklärte, übte die Stadt lange großen Einfluss auf die Stadtentwicklung in Mitteleuropa aus.

Bis heute wird Bamberg auch fränkisches Rom genannt. Ähnlich wie die italienische Hauptstadt entstand Bamberg auf sieben umliegenden Hügeln. Zur Altstadt gehören 1.300 Denkmäler aus der Zeit zwischen dem 11. und 18. Jahrhundert. Mit seinen vier Türmen gilt der Kaiserdom als das Herzstück der Stadt. Denn er beherbergt unter anderem das Grab des Papstes Clemens II. Einen Besuch wert ist auch das Alte Rathaus auf einer künstlichen Insel in der Ragnitz – mit Blick auf die ehemalige Fischersiedlung „Klein Venedig“.

Trier: Deutschlands älteste Stadt

Wer bei der Konstantin-Basilika, der Porta Nigra und dem Amphitheater sofort an Rom denkt, liegt falsch. Denn statt in Italien liegen all diese Sehenswürdigkeiten in der rheinland-pfälzischen Stadt Trier. Nirgendwo sonst nördlich der Alpen ist das Wirken der Römer so sichtbar wie in der ältesten Stadt Deutschlands.

Bis heute ist Trier geprägt von Monumentalbauten der Antike. Deshalb setzte die Unesco-Kommission 1986 neben dem Dom und der Liebfrauenkirche auch das einstige Stadttor Porta Nigra, die Kaiserthermen, das Amphitheater, die Römerbrücke, die Barbarthermen und die Konstantin-Basilika auf die Welterbeliste. Übrigens gilt der Trierer Dom als einer der ersten Kirchbauten der westlichen Welt – und repräsentiert so die Anerkennung des Christentums durch Konstantin den Großen.

Regensburg: Vorbild für die Prager Karlsbrücke

Einst blühende Handelsmetropole, heute die am besten erhaltene mittelalterliche Großstadt in Deutschland – 2006 nahm die Unesco die Altstadt Regensburgs mitsamt dem Bezirk Stadtamhof in die Welterbeliste auf. Und das nicht ohne Grund: In fast 1.000 Einzeldenkmälern wie der Villa des Königs Maximilian II. oder dem Dom Sankt Peter ist die Regensburger Geschichte erlebbar. Ein kurzer Urlaub lohnt sich also.

Im Hohen Mittelalter galt die bayerische Stadt als politisches Zentrum des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Sie war ein wichtiger Umschlagplatz auf den Handelsrouten nach Italien, Böhmen, Russland und Byzanz. Historische Sehenswürdigkeiten wie die Steinerne Brücke beeindruckten die Menschen schon damals nachhaltig. So gilt die Brücke als Vorbild für viele weitere Bauten wie der Karlsbrücke in Prag.