Der "Direktvertrieb" boomt und bietet interessante Nebenjobs

Ehningen. Ein Abend in der Wohnung von Sonja Renner im schwäbischen Ehningen: Acht Frauen mit Prosecco-Gläsern wuseln um Produkte der Marke Tupperware. Und stellen Fragen: Funktioniert die Spätzlepresse? Ist die Trinkflasche dicht? Im „Quick-Chef“ kann man Eis machen? Tupperparty live!

Jährlich gehen in Deutschland etwa 1,5 Millionen solcher Tupperpartys über die Bühne, mit insgesamt 14 Millionen Gästen. Tendenz steigend: Das Ge­schäft in den Wohnungen der Verbraucher, im Fachjargon „Direktvertrieb“, boomt in der Krise. Hauke Grotevent, Regionaldirektor bei Tupperware, weiß den Grund: „Ist das Geld knapp, gehen die Menschen weniger essen und laden lieber Freunde zu sich ein.“

Schmuck, Kosmetik, Kerzen

Auch viele andere Unternehmen haben solche Vertriebswege entdeckt. Sie verkaufen via Party Schmuck, Kosmetik, Kerzen, Haushaltsgeräte und sogar Erotik-Artikel. Zum Direktvertrieb zählen aber nicht nur Partys, sondern generell Hausbesuche. Der Gesamtumsatz der im Bundesverband Direktvertrieb zusammengeschlossenen Unternehmen hat sich seit den 80er-Jahren verdoppelt und lag im vergangenen Jahr bei gut 1,7 Milliarden Euro.

Etwa 200 Unternehmen brin­gen in Deutschland ihre Produkte auf diese Weise an die Kunden. Dafür brauchen sie Verkäufer. Tupperware hat weltweit schon 2,2 Millionen Berater und wirbt derzeit mit dem Slogan: „Andere entlassen, wir stellen ein.“ Ein zusätzliches Standbein können in der Krise viele gut gebrauchen.

Jobs im Direktvertrieb – Top oder Flop? Fest steht: Die im Bundesverband Direktvertrieb organisierten Unternehmen sind seriös. Es sind 36 an der Zahl, darunter etwa der Hausgeräte-Hersteller Vorwerk und der Kosmetik-Produzent Avon. Insgesamt beschäftigen sie rund 162000 Mitarbeiter.

Der Verband gibt vor, wie das faire Miteinander zwischen den Firmen und ihren freien Handelsvertretern auszusehen hat. „Wer sich nicht daran halten will, kann nicht Mitglied werden“, erklärt Verbandssprecher Da­niel Marschke.

Illegale „Schneeballsysteme“ oder „Pyramidensysteme“ sind bei diesen Firmen ausgeschlossen: So werden Ge­schäfts­modelle bezeichnet, die eine ständig steigende Zahl Teilnehmer benötigen – hier entstehen Gewinne fast ausschließlich, indem neue Teilnehmer erst einmal investieren – riskant!

„Ein nettes Zubrot“

Tupperware-Beraterin Juliane Brandt, die den sieben Damen zum Beispiel die Feinheiten der Spätzlepresse er­klärt, hat sich schlaugemacht, bevor sie anheuerte. Die gelernte Hotelfachfrau ist seit März dabei. Ihr Umsatz variiert, von 100 bis 2.000 Euro pro Tupperparty ist alles drin. Etwa ein Viertel vom Umsatz darf sie behalten: „Ein nettes Zubrot, gerade wenn es wirtschaftlich sonst nicht so gut läuft“, sagt die junge Mutter.

Sie erzählt: „Ausschlaggebend für mich war die Flexibilität.“ Wochenend­schich­­ten, wie im Gastgewerbe üblich, waren für sie problematisch. Das ist jetzt Vergangenheit. Brandt ist stolz: „Ich bin mein eigener Chef!“

Info: Jobangebote – hier bitte vorsichtig sein!

  • Wenn der Hauptzweck der Arbeit nicht der Verkauf ist, sondern die Anwerbung neuer Mitarbeiter.
  • Wenn man große Mengen Produkte kaufen muss, ohne dass das Unternehmen sie wieder zurücknimmt, falls dafür keine Kaufverträge zustande kommen.
  • Wenn der Mitarbeiter teure Unterlagen zahlen muss, damit er überhaupt arbeiten darf. Weitere Informationen unter: www.bundesverband-direktvertrieb.de
     

Lust auf Selbstständigkeit? Unter www.lieberzuhause.de stellen sich Direktvertriebsunternehmen mit ihren Produkten und Leistungen vor – inklusive Informationen zum Start in die Selbstständigkeit.