Witten. Helm auf, Grubenlampe an, ein kräftiges „Glückauf“ geschmettert – und los geht es, hin zur Kohle. 350 Meter weit führt der Stollen in den Berg hinein. Es ist dunkel, es ist eng, über weite Strecken geht es nur gebückt voran. Aber es ist nichts im Vergleich zum Alltag der Bergleute, die hier einst ihr Brot verdienten.
Beschwerlich war die Arbeit unter Tage. Auf der Zeche Nachtigall können die Besucher das hautnah erleben. Das Schaubergwerk bringt sie – im Wittener Muttental, wo der Ruhrbergbau seinen Anfang nahm – zurück in eine Zeit, als man zum Kohleabbau noch waagerechte Stollen in die Hänge trieb und später die ersten Schächte in die Tiefe grub.
Ehemalige Bergleute führen durch Nachtigall- und Dünkelbergstollen, vorbei an der Figur der Heiligen Barbara, die über die Kohle-Kumpel wacht, vorbei am Blecheimer-Klo, für das der „Kübelmajor“ zuständig war, und an den Gerätschaften, mit denen die Kohle abgebaut wurde. Einmal im Monat wird es noch intensiver: Fünf Stunden (inklusive Mahl und Bergmannsschnaps) dauert die Hauerschicht, bei der die alten Maschinen laufen.
Regelmäßig wird auch die mächtige Dampfförderanlage im Maschinenhaus in Betrieb genommen. Zudem können sich die Besucher rund um den Schacht Hercules – einen der ersten Tiefbauschächte des Reviers – über Technik und Arbeitsbedingungen der Bergleute informieren oder sich in der Ziegelei umschauen, die nach der Zechen-Stilllegung im Jahr 1892 auf dem Gelände errichtet wurde und bis 1963 in Betrieb war. Dass man in Witten die einzigartige Atmosphäre eines historischen Abbaubetriebs unter Tage erleben kann, ist dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zu verdanken. Er weckte die Zeche Nachtigall aus dem Dornröschenschlaf und machte sie zu einem der acht Standorte seines LWL-Industriemuseums.
Das beschäftigt sich auch in der Zeche Zollern in Dortmund sowie der Zeche Hannover in Bochum mit dem einstigen Kohlebergbau.
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