Düsseldorf. Wer beim Dash-Button von Amazon an Waschmittel denkt, liegt nicht ganz verkehrt. Die kleinen Plastikteile bestellen nämlich tatsächlich per Knopfdruck Waschmittel bei dem Online-Versandriesen – aber auch Rasierklingen, Gesichtscreme, Kaffeekapseln, Tierfutter, Toilettenpapier und andere Alltagsprodukte. Die Geräte gibt’s seit März 2015 in den USA, seit September 2016 sind sie auch bei uns erhältlich.

Aktuell muss man den Bestellknopf manuell betätigen. Dies ist aber nur ein Zwischenschritt, denn: Über kurz oder lang sollen nicht mehr die Kunden, sondern Geräte die Bestellung auslösen. Dann ordert etwa die Waschmaschine selbstständig das Waschpulver und der Drucker die Tinte, sobald der häusliche Vorrat zur Neige geht. Inzwischen sind die ersten dieser vollautomatischen Geräte auf dem Markt, weitere sollen in den nächsten Monaten folgen.

Nur für Markentreue

Die Nutzung eines solchen Dash-Buttons ist aber grundsätzlich nur sinnvoll, wenn man immer dasselbe Produkt derselben Marke verwendet. Beim Druck auf den Knopf bestellt man nämlich immer nur ein ganz bestimmtes, vorher über die zugehörige App ausgewähltes Produkt.

Man braucht also beispielsweise für Waschpulver und Weichspüler getrennte Buttons. Auch wer wechselnd immer unterschiedliche Marken kauft, braucht für jede Marke einen eigenen Bestellknopf. Will man den Service intensiv nutzen, muss man sich folglich die ganze Wohnung mit den Buttons zupflastern.

Weil es lästig ist, bei der Einrichtung der Bestellknöpfe das WLAN-Passwort immer neu per Hand einzugeben, gibt es die Möglichkeit, das Passwort zentral bei Amazon zu speichern. „Von der Nutzung dieser Funktion raten wir dringend ab, weil Amazon dadurch Zugang zum WLAN bekommt und der Verbraucher selbst keinerlei Einfluss darauf hat, was mit seinen Daten passiert“, warnt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Jeder Button kostet 4,99 Euro, die aber mit der ersten Bestellung verrechnet werden. Im Ergebnis ist der Service also kostenlos. Auch Versandkosten fallen keine an, da es den Dash-Button nur für Amazon-Prime-Kunden gibt, für die Warenlieferungen ohnehin kostenlos sind (weil in der Mitgliedspauschale enthalten).

Der Button ist so konfiguriert, dass er immer nur eine Bestellung gleichzeitig auslöst. Falls man also versehentlich mehrfach gedrückt hat, gibt’s trotzdem keine Wagenladung voll Klopapier, sondern nur eine Packung.

Praxistest unbefriedigend

Das Ganze soll Zeit sparen und dafür sorgen, dass das gewünschte Produkt immer im Haus ist. Testkäufe der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zeigten jedoch: Die Zeitersparnis funktioniert in der Praxis nicht immer, weil die bestellte Ware manchmal nicht kurzfristig, sondern erst Wochen später geliefert werden sollte.

Und: Wie immer beim Online-Shopping muss natürlich irgendwer die Pakete annehmen. Ist man nicht zu Hause, landet das Päckchen also beispielsweise beim Nachbarn oder im Paketshop. Ob es wirklich praktischer ist, seine Zahnpasta dort abzuholen, als beim nächsten Einkauf einfach mit in den Einkaufswagen zu legen, muss jeder selbst entscheiden.

Wenig Transparenz

Verbraucherschützer monieren zudem, dass der Kauf nicht wirklich transparent ist. Auf dem Button steht nämlich nur die Marke, sonst nichts. „Der Verbraucher kann bei der Bestellung nicht erkennen, welches Produkt er gerade bestellt, was es genau kostet, und er kann natürlich auch keine Preise vergleichen“, sagt Tryba. Man bekommt das Produkt nämlich nicht zu einem festen Preis, sondern zu dem Preis, der zum Zeitpunkt der Bestellung bei Amazon gerade gültig ist. Außerdem kann man nicht sicher sein, ob man wirklich genau das erhält, was man vorher per App auch eingestellt hat. Laut Kleingedrucktem darf Amazon nämlich Ersatzware liefern, wenn das gewünschte Produkt nicht verfügbar ist.

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen bemängelt außerdem, dass gesetzliche Vorschriften nicht eingehalten werden. Es fehlen nämlich sowohl der beim Online-Shop vorgeschriebene Hinweis „Jetzt zahlungspflichtig bestellen“ als auch die Widerrufsbelehrung. Experten streiten sogar darüber, ob durch den Druck auf den Button rein juristisch überhaupt ein Kaufvertrag zustande kommt oder nicht. Ganz zu schweigen von der Frage, wer eigentlich für die Bestellung haftet, wenn beispielsweise Kinder oder Besucher den Button drücken. Wegen all dieser Ungereimtheiten hat die Verbraucherzentrale NRW Klage gegen Amazon eingereicht.

Die Wanze im Badezimmer

Dazu kommen noch massive Bauchschmerzen beim Thema Datenschutz, weil Amazon bei der Nutzung des Services sehr viele Informationen abgreift. Redakteure der Computerzeitschrift „c’t“ fanden in dem Dash-Button sogar ein Mikrofon, nachdem sie das Teil auseinandergenommen hatten. Immerhin werden die Mikrofone nach Recherchen der Computerexperten derzeit wohl nicht dazu benutzt, Geräusche aus der Wohnung aufzunehmen und an Amazon zu senden.