Gütesiegel auf Kleidung und Heimtextilien versprechen ökologische und faire Produkte. Allerdings gibt es so viele, dass man schnell den Überblick verliert. „Gute Label legen ihre Vergabekriterien offen“, erklärt Kerstin Etzenbach-Effers von der Verbraucherzentrale NRW und betont: „Die textile Produktionskette ist sehr lang – während einige Label-Geber nur das Endprodukt auf Schadstoffe untersuchen, nehmen andere die eingesetzten Substanzen während des gesamten Herstellungsprozesses unter die Lupe.“ Sie betrachten auch Faktoren wie Anbau, Arbeitsbedingungen Umweltbelastungen und Gesundheitsverträglichkeit. „Je umfassender die Zertifizierung, desto besser“, rät die Expertin für Gesundheits- und Umweltschutz.

In der folgenden Bilderstrecke erklärt aktiv, was sich hinter bekannten Textil-Labels verbirgt:

 

Öko-Tex Standard 100

Wer es vergibt: Öko-Tex (Internationale Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textilökologie) mit Sitz in Zürich. Die Gemeinschaft zählt 16 Mitgliedsinstitute, ist in 60 Ländern vertreten und vereint unter ihrem Dach weitere Standards für Textilien.

Seit wann es das gibt: Seit 1992

Was geprüft wird: Das Label zeichnet Textilien aus, die auf Rückstände bedenklicher Stoffe geprüft wurden. Bewertet werden Roh-, Zwischen- und Endprodukte wie Kleidung und Heimtextilien. Alle Bestandteile – also auch Garne, Nieten und Knöpfe – müssen die geforderten Kriterien erfüllen. Je enger beispielsweise der Hautkontakt des Kleidungsstücks ist, desto niedriger liegen die geltenden Rückstandsgrenzwerte. Eingereichte Proben werden dabei auf verbotene und reglementierte Substanzen hin untersucht, aber auch auf andere, die zwar erlaubt sind, aber als gesundheitsbedenklich gelten. Demnach gehen die Anforderungen laut Öko-Tex über bestehende Gesetze hinaus. Der Standard liefert keine Aussage über die Herstellungsbedingungen und die Produktion der Rohstoffe.

Wo man es findet: Das Siegel ist in Deutschland weit verbreitet.

oeko-tex.com

Made in Green by Oeko-Tex

Logo: Oeko-Tex

Wer es vergibt: Die Schweizer Gemeinschaft Öko-Tex (Internationale Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textilökologie).

Seit wann es das gibt: Seit Oktober 2014. Das Label löst das bisherige Logo „Oeko-Tex Standard 100plus“ sowie das spanische Siegel „Made in Green by Aitex“ ab.

Was geprüft wird: Das Label weist nach, dass es sich um unbedenkliche Textilien aus nachhaltiger und sozial verantwortlicher Produktion handelt. Die unabhängigen Öko-Tex-Institute analysieren und bewerten im Auftrag von Markenanbietern, Herstellern und Händlern zahlreiche Betriebsstätten auf nachhaltige Produktionsbedingungen. Außerdem gibt es eine Datenbank, die bestehende Öko-Tex-Zertifikate zentral verwaltet und die gesamte Lieferkette im Hinblick auf nachhaltige Leistungsmerkmale managt. Praktisch: Der Konsument kann über eine Prüfnummer und einen QR-Code den Herstellungsprozess ausgelobter Textilien zurückverfolgen.

Wo man es findet: Die wohl bekannteste Marke, die Produkte damit auszeichnen darf, ist Mango.

Global Organic Textile Standard (GOTS)

Wer es vergibt: Die internationale Arbeitsgruppe GOTS. Sie besteht aus vier Mitgliedsorganisationen: der Organic Trade Association (USA), dem Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN, Deutschland), der SoilAssociation (Großbritannien) und der Japan Organic Cotton Association (JOCA, Japan).

Seit wann es das gibt: Seit 2006; der Standard wurde am 1. März 2014 aktualisiert.

Was geprüft wird: Das Label zeichnet Naturtextilien, Kleidung und Heimtextilien aus. Er gilt nur für Produkte, die mindestens aus 70 Prozent kontrolliert biologisch erzeugten Naturfasern bestehen. Die Umweltkriterien gelten vom Anbau bis zum fertigen Produkt. Das heißt, für alle Verarbeitungsstufen, die Umwelt- und Arbeitsbedingungen, die Tierhaltung sowie für Hersteller und Großhändler. Beispielsweise müssen alle Zusätze, wie Farbstoffe und Hilfsmittel, bestimmte umweltrelevante und toxikologische Kriterien erfüllen. Eine hohe Glaubwürdigkeit wird durch jährliche Betriebsprüfungen gegeben.

Wo man es findet: An Produkten von sogenannten Green Fashion Concept Stores, in Spezialgeschäften wie Hess Natur, aber auch in Supermärkten wie Rewe und bei Aktionsware in Discountern.

global-standard.org

Naturtextil IVN zertifiziert BEST

Wer es vergibt: Der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) in Stuttgart. Er ist Mitglied im Bündnis für nachhaltige Textilien.

Seit wann es das gibt: Seit 2000. Der Standard wurde 2012 aktualisiert.

Was geprüft wird: Das Qualitäts-Label gilt ausschließlich für Naturfasern. Die Ansprüche sind hoch und liegen über der Gesetzgebung der europäischen Union. Der Standard gilt als der mit den höchsten Ansprüchen an textile Ökologie. Er bildet die gesamte Produktionskette ab, sowohl aus ökologischer als auch aus sozialverantwortlicher Sicht. Es dürfen ausschließlich Fasern aus kontrolliert biologischem Anbau verwendet werden. Das Chemikalienmanagement ist besonders streng geregelt: Nur unbedenkliche Farbstoffe sind erlaubt; viele kritische Einzelsubstanzen sind verboten. Auch soziale Standards und das Verbot von Kinderarbeit müssen eingehalten werden.

Wo man es findet: Zum Beispiel an Kleidung in Spezialgeschäften wie Hess Natur.

naturtextil.de

Bluesign Product

Logo: bluesign technologies

Wer es vergibt: Das Schweizer Unternehmen Bluesign Technologies mit Sitz in St. Gallen. Systempartner sind unter anderem Rohstoff-Lieferanten, Zubehör-, Textil- und Bekleidungshersteller sowie Modemarken.

Seit wann es das gibt: Seit 2000

Was geprüft wird: Das Bluesign-System nimmt die gesamte Herstellungskette des Endprodukts unter die Lupe. Die Partner verpflichten sich zu strengen Kriterien, zum Beispiel bezüglich der Rohstofferzeugung, des Materialeinsatzes, des Ressourcenverbrauchs und Immissionsschutzes, der Arbeitssicherheit sowie des Gewässer- und Verbraucherschutzes. Die Anforderungen decken alle Prozesse ab – von der Spinnerei bis zur Näherei. Der Chemikalieneinsatz unterliegt strengen Regulierungen: Die Verwendung von verbotenen und kritischen Substanzen sind von Anfang an tabu. Darüber hinaus gelten die Sozialstandards des Global Compact der Vereinten Nationen.

Wo man es findet: Die Palette reicht von Unterwäsche über Jeans bis hin zu Rucksäcken. Sehr stark verbreitet ist das Label bei Produkten von Outdoor-Spezialisten wie The North Face, Jack Wolfskin, Deuter, Haglöfs oder Helly Hansen.

Fairtrade Certified Cotton

Logo: TransFair

Wer es vergibt: Der gemeinnützige Verein Transfair in Köln. Er gehört der Dachorganisation Fairtrade International mit Sitz in Bonn an.

Seit wann es das gibt: Seit 2008

Was geprüft wird: Der Fokus des Labels liegt auf dem Anbau der Baumwolle. Es handelt sich um ein reines Sozial-Zertifikat mit zusätzlichen Umweltkriterien. Die Baumwollbauern erhalten beispielsweise einen Mindestpreis für ihre Baumwolle (als Sicherheit vor schwankenden Weltmarktpreisen) und eine Prämie für Gemeinschaftsprojekte. Auch weiterverarbeitende Betriebe wie Spinnereien und Webereien werden auf die Einhaltung sozialer Standards geprüft. Rückschlüsse auf den Handel mit der Biobaumwolle gibt das Siegel nicht. Die Baumwolle ist gentechnikfrei und wird ohne bestimmte Pestizide hergestellt – doch nicht jede faire Baumwolle stammt auch von biologischen Äckern.

Wo man es findet: Rund 300 Firmen weltweit dürfen das Siegel an jeweils geprüften Produkten zeigen. In Deutschland geben Modehäuser wie Adler oder der HSV-Fanshop Fairtrade-Kollektionen heraus.

EU-Ecolable

Logo: RAL gGmbH

Wer es vergibt: Die EU-Kommission in Brüssel. In Deutschland sind der Dienstleister RAL und das Umweltbundesamt zuständig. Die Bedingungen legt die EU- Verordnung fest.

Seit wann es das gibt: Seit 1992

Was geprüft wird: Die EU-Blume ist ein staatliches Umweltzeichen. Die Zertifizierung erfolgt an Produkte, die in ihrem Lebenszyklus geringere Auswirkungen auf die Umwelt haben als vergleichbare. Der Verbraucher soll daran also umweltfreundlichere Produkte erkennen können. Die Kriterien im Bereich Textil beziehen sich auf Fasern, Prozesse und Echtheit und decken die gesamte Produktionskette ab. Die Auflagen sind streng: Es gibt unter anderem Mindestvorgaben für Mengen an Biobaumwolle und recyceltem Polyester. Es gibt zudem eine Liste mit verbotenen Chemikalien, Gen-Technik wird ausgeschlossen. Neuerdings gelten Sozialstandards in den Produktionsstätten, diese müssen zum Beispiel bestimmte Arbeitnehmerrechte nachweisen. Zum EU-Ecolabel-Logo gehört immer eine Lizenznummer, die abgebildet werden muss. Es gilt in der Regel vier Jahre.

Wo man es findet: In Deutschland ist oft Textilware bei Discountern damit ausgezeichnet, man findet es auch an Haushaltswäsche und in Teppichen. Das Label ist in allen 27 EU-Mitgliedsstaaten sowie Norwegen, Island und Liechtenstein anerkannt. Es werden auch Waschmittel, Möbel, Elektrogeräte, Farben und sogar Campingplätze geprüft.

eu-ecolabel.de

Goodweave

Logo: GoodWeave

Wer es vergibt: Die Non-Profit-Organisation Goodweave International mit Hauptsitz in den USA. Sie wurde von Nichtregierungs-Organisationen und Hilfswerken (unter anderem Brot für die Welt, Unicef) sowie der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit ins Leben gerufen. Auch der indische Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi zählt zu den Mitgründern.

Seit wann es das gibt: Seit 1995

Was geprüft wird: Das Siegel kennzeichnet Teppiche aus Indien, Nepal und Afghanistan. Ziel des internationalen Programms ist, Kinderarbeit in der Teppich-Industrie in diesen Ländern zu bekämpfen. Produkte mit dem Siegel wurden ohne Kinderarbeit geknüpft. Produktionszentren werden regelmäßig (unangemeldet) von Inspektoren besucht, diese nehmen Webstühle unter die Lupe. Sie überprüfen auch die Hygiene- und Umweltmindeststandards sowie Arbeitsbedingungen und das Alter der Arbeiter. Erwachsenen Knüpfern muss der im Land übliche Mindestlohn gezahlt werden. Auch Spinnereien und Wäschereien werden in die Kontrollen einbezogen. Die Hersteller und Exporteure legen dafür ihre Aufträge und Bestellungen gegenüber Goodweave offen. Exporteure wie Importeure zahlen eine Lizenzgebühr, die in Sozialprogramme vor Ort fließt.

Wo man es findet: Bei Produkten von Versandhändlern wie Otto oder Heine, im Einzelhandel unter anderem bei Esprit Home und Liv Enterior.

goodweave.de

Cotton made in Africa (CmiA)

Logo: Aid by Trade

Wer es vergibt: Cotton made in Africa ist eine Initiative der Aid by Trade Foundation in Hamburg. Sie ist Mitglied im Bündnis für nachhaltige Textilien.

Seit wann es das gibt: Seit 2005

Was geprüft wird: Das Siegel zertifiziert nachhaltige Baumwolle aus zehn afrikanischen Ländern südlich der Sahara, wie Uganda, Ghana und Mosambik. Die Baumwolle wird nach strengen sozialen, ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeitskriterien angebaut. Dabei wird nur Regenwasser verwendet – das spart über 2.000 Liter Wasser pro Kilogramm Baumwolle. Kinderarbeit, Menschenhandel oder Gentechnik sind strengstens verboten. Kontrollen erfolgen regelmäßig durch unabhängige Organisationen. Ziel ist, die Umwelt zu schonen und Armut zu bekämpfen. Die Kleinbauern werden gerecht bezahlt und durch Projekte unterstützt. In Schulungen vermitteln Experten ihnen außerdem Anbaumethoden, die die Ernte erhöhen und die Baumwollqualität verbessern. So können die Farmer ihre Einkommen aus eigener Kraft erhöhen.

Wo man es findet: Derzeit bieten über 25 Unternehmen Produkte mit dem Siegel an, darunter Otto, Puma, Tchibo, S. Oliver, Tom Tailor, die Rewe-Gruppe und Engelbert Strauss.

cottonmadeinafrica.org

Fair Wear Foundation

Wer es vergibt: Die Non-Profit-Initiative Fair Wear Foundation (FWF). Sie wird von Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und Unternehmensverbänden gesteuert.

Seit wann es das gibt: Seit 1999

Was geprüft wird: Ziel der Initiative ist es, die Arbeitsbedingungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie zu verbessern. Der Fokus liegt auf der Konfektion, also der Verarbeitung der Stoffe. Die Mitgliedsfirmen verpflichten sich gemeinsam mit ihren Lieferanten, bestimmte Arbeitsnormen einzuhalten. Dazu gehören unter anderem gerechte Löhne, angemessene Arbeitszeiten und rechtsverbindliche Arbeitsverträge sowie sichere Arbeitsbedingungen. Es gibt es anonyme Beschwerdestellen und Schulungen für die Mitarbeiter. Kinderarbeit und Zwangsarbeit sind verboten. Die FWF zertifiziert keine Endprodukte, sondern überprüft die Umsetzung der Anforderungen, zum Beispiel mit Kontrollen in den Produktionsbetrieben. Mitglieder, die bei der Überprüfung und Bewertung besonders gut abschneiden, dürfen das FWF-Logo auf Schilder an ihren Produkten drucken.

Wo man es findet: Firmen und Labels wie zum Beispiel Blutsgeschwister, Deuter Sport, Grüne Erde, Hemp Age, Jack Wolfskin, Triaz und die Takko Holding gehören zu den Mitgliedsfirmen.

fairwear.org

Cradle to Cradle Certified

Wer es vergibt: Das Cradle to Cradle Product Innovation Institute in San Francisco. In Europa reicht das Forschungs- und Beratungsinstitut EPEA Internationale Umweltforschung die Zertifizierung ein.

Seit wann es das gibt: Seit 200

Was geprüft wird: „Cradle to Cradle“ bedeutet zu Deutsch „von der Wiege zur Wiege“. Der Name steht für den Kreislauf der Natur. Das Logo zeichnet also kreislauffähige Produkte und deren Herstellungsprozesse aus. Alle eingesetzten Inhaltsstoffe werden auf ihre biologische Abbaubarkeit oder technologische Wiederverwertbarkeit geprüft. Man kann sie recyceln oder kompostieren – es entsteht kein Abfall. Bewertet wird auch der Umgang mit Energie und Wasser bei der Produktion. Zertifiziert werden Materialien zudem nach sozialen Aspekten und Gesundheitskriterien. Die Unternehmen müssen alle verwendeten Substanzen offenlegen. Die Prozesse werden generell erst nach der Rohstofferzeugung untersucht, sprich, der Standard fordert zum Beispiel keine Bio-Baumwolle. Je nach Bewertungsergebnis wird das Label in fünf Abstufungen vergeben: Basic, Bronze, Silber, Gold, Platin.

Wo man es findet: Der Trigema-Onlineshop führt eine zertifizierte Kollektion, ebenso die belgische Modekette JBC; auch Sitzbezugsstoffe von Climatex tragen zum Beispiel das Label.

epea.com