In der Vorweihnachtszeit sind die Herzen und Geldbeutel oft weit geöffnet. Das wissen auch Spendensammler. Allerdings hilft nicht jede Spende den Bedürftigen weiter.
Vorsicht bei Bargeldsammlungen auf der Straße
Speziell an den Adventssamstagen sind die Fußgängerzonen voll: Käufer drängen von einem Geschäft ins nächste – und dazwischen stehen Spendensammler mit ihren Dosen. Wer einige Münzen hineinwirft, meint es sicherlich gut. Und manchmal wird das Geld auch bei denen ankommen, die es dringend benötigen.
Aber: „Bargeldsammlungen in Fußgängerzonen sind häufig zweifelhaft“, sagt Burkhard Wilke, Geschäftsführer beim Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI). Das Institut prüft Organisationen, die Spenden sammeln, und vergibt das Spendensiegel, wenn sie ihre Arbeit richtig und gut machen. „232 Organisationen haben derzeit unser Spendensiegel“, sagt Wilke. Auf der Internetseite dzi.de können Bürger sich darüber informieren, ob eine Organisation seriös ist oder nicht. Außerdem finden Sie dort konkrete Warnungen und weitere Tipps rund ums Spenden.
Keine Kontrolle mehr
Früher war die Situation in den Fußgängerzonen etwas anders: „Da brauchte, wer um Geld in der Innenstadt bat, eine Sammelerlaubnis“, so Wilke. Die ist heute nur noch in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Thüringen notwendig.
Rheinland-Pfalz recherchiert auch sogenannte Verdachtsfälle: „Gibt es viele Hinweise darauf, dass eine Organisation unter Umständen unseriös ist, dann wird die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier aktiv und beschäftigt sich näher mit dem Spendensammler“, erklärt Wilke. Auf der Internetseite der Direktion gibt es regelmäßig Informationen zu Organisationen, denen das Sammeln verboten wurde: add.rlp.de
Nur mit Bedacht spenden
Wer will, dass mit dem gespendeten Geld wirklich etwas Gutes passiert, sollte möglichst mit Bedacht spenden: Dazu gehört, sich zunächst über eine Organisation zu informieren, beispielsweise beim DZI. Auch ein Blick in den Jahresbericht der sammelnden Organisation ist sinnvoll: Wie wird das Geld verwendet? Wie viel bekommt der Vorstand? Überrumpeln lassen sollte man sich dagegen nie, weder an der Haustür noch in der Fußgängerzone. Einen besonders großen Bogen sollte man außerdem um alle die machen, die einem zeitlich oder emotional unter Druck setzen wollen. Einfach weitergehen oder die Haustür sofort wieder schließen ist in diesen Fällen die bessere Wahl.
Noch ein Punkt: Es ist sinnvoller, einen großen als viele kleine Beträge zu spenden. Denn erstens erreichen Organisationen mit großen Beträgen mehr, zweitens gehen von jeder Spende Verwaltungsgebühren ab – so bleibt bei kleinen Spenden nicht mehr viel übrig. Außerdem fällt dann nicht nur einmal, sondern mehrfach Verwaltungsgebühr an.
Und: Wer für eine regionale Organisation spendet, kann besser überprüfen, wie das Geld verwendet wird, als wenn er für eine Organisation spendet, die irgendwo in der Ferne aktiv ist.
Spontan und doch sicher richtig spenden?
Manchmal hat man jedoch nicht die Möglichkeit, erst zu recherchieren, ob ein Sammler seriös ist oder nicht. Beispielsweise dann, wenn Spendenaktionen an ungewöhnlichen Orten laufen und man schnell eine Entscheidung treffen muss – im Supermarkt möglicherweise. Dort werden vor Weihnachten oft Tüten mit Lebensmitteln für Bedürftige gesammelt. „Das Supermarktmanagement kann es sich nicht leisten, bei einer solchen Aktion mit einer unseriösen Organisation zusammenzuarbeiten“, sagt Wilke. „Ich würde in diesem Fall darauf vertrauen, dass das Hilfswerk im Vorfeld überprüft wurde.“
Gleiches gilt für Spendenbitten im Internet: Wikipedia beispielsweise, die Onlineenzyklopädie fragt ihre Nutzer regelmäßig nach Spenden für sich selbst. Und auch Facebook fordert immer wieder auf zu spenden. „Im letzteren Fall ist die Frage, welche Organisationen Facebook da bedenken möchte“, sagt Burkhard Wilke. „Sind sie seriös und ist der Vorgang transparent, spricht aus unserer Sicht nichts dagegen.“ Nutzer müssen sich jedoch darüber im Klaren sein, dass die Daten über den Spendevorgang gespeichert werden können.
Hilfreich ist für eine spontane Entscheidung auch, ob der Sammler das DZI-Spendensiegel vorweisen kann. Dann ist es praktisch sicher, dass es sich um einen seriösen Sammler handelt. „Natürlich könnte man das Siegel auch fälschen“, sagt Wilke. „Das haben wir aber in den vergangenen 24 Jahren nur ganz selten erlebt. Diese Betrugsversuche werden uns sehr schnell von Spendern gemeldet.“
Spenden steuerlich absetzen
Wer Gutes tun will, wird übrigens vom Staat unterstützt. Denn Spenden kann man steuerlich absetzen. Dazu benötigt man jedoch eine Spendenquittung, zumindest, wenn die Spende höher als 200 Euro war. Wer weniger spendet, kann das einfach so in der Steuererklärung angeben oder gegebenenfalls einen Kontoauszug vorlegen. Übrigens gibt es auch Organisationen, die an Kleider- und Sachspenden interessiert sind.