Jetzt im Frühling lassen die meisten die Sonnencreme noch im Schrank. Das sei ein Fehler, so Hautarzt Winfried Wischer aus Düsseldorf. „Wenn man sich der Sonne aussetzt, sollte man sich immer Gedanken um den Hautschutz machen“, sagt der Experte des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen.
Dafür gibt es einen guten Grund: Jede Strahlenmenge wird von unseren Hautzellen registriert. „Auch im Frühling ist das so. Vor allem, wenn es klare Wetterlagen gibt, bei denen keine Nebel- oder Dunstschwaden die UV-Strahlung filtern oder bremsen. Hinzu kommt, dass wir als Durchschnitts-Nordeuropäer jetzt alle noch sehr hellhäutig sind und keine eigene Bräune haben, die als natürlicher Sonnenschutz fungieren kann“, erklärt der Experte. Der Sonnenbrand ist also auch jetzt schnell da, wenn man sich nicht aktiv schützt.
Dem Sonnenbrand vorbeugen: Wie funktionieren Sonnencremes eigentlich?
Grundsätzlich unterscheidet man bei den Cremes zwei Arten: jene mit chemischen Schutzfiltern und jene mit mineralischen. Letztere werden auch als physikalische Filter bezeichnet. „Beide sind grundsätzlich sinnvoll“, sagt Winfried Wischer.
Die chemischen Filter absorbieren UV-Strahlung und geben sie als energieärmere, langwelligere Wärmestrahlung wieder ab. „Sonnenschutzmittel mit ausschließlich chemischem UV-Filter sollten in die Haut einziehen“, so das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Deshalb sollte man bei der Nutzung berücksichtigen: Diese Mittel gewährleisten erst 30 Minuten nach dem Auftragen einen UV-Schutz.
Mineralische Produkte arbeiten mit mikroskopisch kleinen Partikeln (zum Beispiel weißem Titan- oder Zinkoxid), streuen und reflektieren das Licht, das auf die Haut trifft. Dadurch besteht sofort ein UV-Schutz. Wischer: „Chemischer Sonnenschutz birgt allerdings das Potenzial von Allergien, mineralische Schutzfilter sind oft kosmetisch nicht so angenehm, da sie teilweise sichtbar sind, die Haut gelblich oder weißlich färben.“
Tipp vom Experten: Für Kinderhaut seien eher mineralische Filter besser geeignet, sie wirken sofort und ziehen nicht in die Kinderhaut ein. Chemische Filter können im Körper hormonell wirken.
Der Gesundheit zuliebe: Wie lange schützen Cremes mit bestimmten Lichtschutzfaktoren?
Cremes gibt es mit Lichtschutzfaktor (LSF) 20, 30 oder auch 50 und mehr. „Der Lichtschutzfaktor gibt den Faktor an, um den die persönliche Erythemschwelle verlängert wird“, erklärt der Experte. Genauer erklärt: „Erythemschwelle meint die Zeit, in der die Haut durch UV-Bestrahlung rot wird.“ Einfach ausgedrückt, kann man auch von der Eigenschutzzeit sprechen. Das heißt: Ohne Schutzcreme wird die Haut zum Beispiel in etwa 2 Minuten rot, mit dem Lichtschutzfaktor 10 aber erst in 20 Minuten, also zehnmal später.
„Das steigt aber nicht linear an, sodass man mit Lichtschutzfaktor 50 dann 100 Minuten ohne Rötungen in der Sonne sitzen könnte. Auch mit einem so hohen Lichtschutzfaktor würde eine Rötung viel früher einsetzen“, erklärt Wischer.
Daher gibt es heute eher die gültige Einteilung bei den Cremes in „Leichter Schutz“ (entspricht LSF 6 bis 10), „Mittlerer Schutz“ (LSF 15 bis 25), „Hoher Schutz“ (LSF 30 bis 50) und „Sehr hoher Schutz“ (LSF ab 50). Auch sogenannte Sun-Blocker blocken nicht alle UV-Strahlen ab. Ewig in der Sonne sitzen kann mal also auch mit Sonnencreme nicht.
Ausreichender UV-Schutz: Wie viel Creme ist genug?
„Viel mehr, als man denkt“, sagt Wischer. „Studien zeigen, dass generell zu wenig Creme verwendet wird. Bei Frauen fehlen 15 Prozent, bei Männern 25 Prozent der empfohlenen Menge.“ Als Empfehlung gilt: mindestens 30 bis 40 Milliliter pro Ganzkörper-Einreibung.
„Das ist recht viel, wenn man bedenkt, dass manche Flaschen nur 100 Milliliter enthalten. Das entspricht einer Golfballgröße.“ Tipp vom Experten: Immer ausreichend große Gebinde kaufen. Nicht die teuren Produkte sind unbedingt die besten, da zum Beispiel auf Empfehlungen von Stiftung Warentest schauen. „Und dann die richtigen Produkte auch ausreichend aufgetragen!“
Jeder kann dabei sein eigenes Schema entwickeln. „Ich rate, von oben nach unten zu cremen“, so der Experte. „Wichtig ist, dass alles eingecremt wird, zum Beispiel auch die Ohren oder bei Männern auch eine eventuell vorhandene Glatze. Auch an Fußrücken und Achselhöhen denken.“
Menschen sind halt unterschiedlich: Schutz hängt vom Hauttyp ab
Beim Sonnenschutz gilt auch: Unterschiedliche Hauttypen haben unterschiedliche Bedürfnisse. „Helle Hauttypen sollten grundsätzlich einen hohen Schutzfaktor verwenden, dunkle Hauttypen kommen mit mittlerem Faktor aus“, sagt Experte Wischer.
Braun werden alle auch mit Sonnenschutz, es gibt schließlich keinen echten Sonnenblocker. „Dann ist noch zu berücksichtigen, ob man trockene oder fettige Haut hat“, so Wischer. „Bei trockener Haut sind eher Cremes angebracht, bei fettiger Haut Gel oder Lotion. Und – ganz wichtig: Auf die angegebene Wasserfestigkeit mancher Produkte solle man sich nicht verlassen. Es gilt die Regel: „Nach jedem Baden sollte man nachcremen.“
Ob Kinder, Erwachsene oder ältere Menschen: Jedes Alter hat eigene Anforderungen an den Sonnenschutz
Gute Sonnenschutzmittel sollten ihre Schutzwirkung unter dem Einfluss von Licht nicht verlieren und sowohl im UV-B- als auch im UV-A-Bereich schützen. Kinder benötigen grundsätzlich einen höheren Lichtschutzfaktor als Erwachsene.
Das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt für Kinder einen Lichtschutzfaktor von mindestens 30, für Erwachsene mindestens 20. Je älter die Haut ist, desto angenehmer ist es für die Haut, wenn die Sonnencreme einen erhöhten Anteil an Pflegestoffen enthält, die die Haut vor dem Austrocknen schützen.
Wichtig ist auch zu wissen: Sonnencreme kann ablaufen. In der Regel hält sie sich nach dem ersten Öffnen zwölf Monate, Details dazu stehen auf der Packung. Nach Ablauf verliert sie zwar nicht sofort ihre Wirkung, der Schutz lässt aber nach.
Sonnenbrand: Folgen zeigen sich erst Jahre später
„Jede UV-Dosis wird im genetischen Material der Hautzelle registriert, ein Sonnenbrand zeigt immer an, dass der natürliche Hautschutz der betreffenden Person überschritten wurde“, sagt Hautarzt Wischer. Die Konsequenz sieht man aber erst viele Jahre später. „Die genetischen Hautschäden treten mit einer zeitlichen Verzögerung von 8 bis 15 Jahren auf.“