In England ist Darts längst ein Volkssport. Und dieser packt auch immer mehr Deutsche. Haben auch Sie Lust, das Spiel mal auszuprobieren? Kein Problem – wir haben für Sie Ben Schwarz, Sprecher vom Deutschen Dart Verband, nach einigen Tipps gefragt, mit denen man von Anfang an Dart-Spaß hat. Außerdem stellen wir Ihnen hier einige Spielvarianten vor, die auch für Einsteiger geeignet sind.

Die passende Scheibe

Entweder kaufen Sie sich eine klassische Scheibe für „Steel-Darts“ oder eine Elektro-Dart-Scheibe. „Die herkömmliche Scheibe aus Sisal, die für den Anfang reicht, kriegt man für etwa 30 bis 40 Euro“, erklärt Ben Schwarz. Es gibt auch einfachere, beispielsweise aus Papier. „Aber: Die lohnen sich nicht, was die Haltedauer angeht. Dann lieber etwas Vernünftiges.“ Laut Schwarz hält eine gute Scheibe bei intensivem Spiel mindestens ein Jahr, meist aber länger. Bei der Steel-Darts-Variante wäre noch eine Tafel von Vorteil, auf der man mit Kreide die aktuellen Punktestände notieren kann.

Elektro-Dart-Scheiben vom Discounter?

Die Elektro-Scheibe zählt automatisch mit – je nachdem, welche Spielvariante Sie zuvor eingestellt haben. Die Erfahrung zeigt, dass gerade vor Weihnachten diverse Discounter Elektro-Dart-Scheiben für unter 30 Euro anbieten. Aber taugen die was? Ben Schwarz erläutert: „Für den Anfänger wäre das was, um es mal auszuprobieren. Denn ein richtiger E-Dart-Automat ist ja schon kostenintensiv.“ Eine Sache gibt der Verbandssprecher aber zu bedenken: „Es kann sein, dass bei diesen günstigeren Scheiben die Felder größer sind. Und wer dann auf ein Turnier geht, wo die Felder kleiner sind, wundert sich, dass er nicht trifft.“

Hände weg von Pfeilen unter 15 Euro

Ein Dreierset Pfeile ist schon für zwischen 10 und 15 Euro erhältlich. Der Dart-Experte dazu: „Davon würde ich aber abraten. Im Bereich zwischen 20 und 40 Euro ist man gut aufgehoben.“ Es gibt noch teurere Pfeile. „Das sind dann aber meist die Pfeile der Stars“, so Schwarz, „und da zahlt man den Namen mit. Beispielsweise, wenn es die Darts von Phil Taylor sind.“ Der englische Rekordweltmeister kann gut damit spielen – aber der Anfänger ist mit seinem Wurfarm natürlich weit von dem eines Phil Taylors entfernt.

Schwarz ergänzt: „Man trifft mit diesen Pfeilen der Stars auch nicht sicherer. Am besten wäre, sich einen Dart-Laden zu suchen, wo man mal Probewerfen kann.“ Es hängt eben auch sehr von der Wurftechnik ab, und wie man den Dart hält. „Es gibt Spieler auf höchstem Niveau, die spielen schon ein Leben lang mit dem gleichen Satz Darts“, weiß Ben Schwarz vom Steel-Darts. „Die Darts halten im Grunde ewig, so lange Sie spielen möchten.“

Bei Pfeilen für E-Darts ruhig ein paar Zusatzspitzen kaufen

Gerade am Anfang können beim E-Darts die Plastikspitzen schnell brechen. „Ruhig für einige Euro mehr ein paar zusätzliche Spitzen kaufen. Die kosten ja nicht die Welt“, rät Schwarz. Bei den Pfeilen gilt hier das Gleiche wie beim Steel-Darts: „Da sollte man genau gucken, welche Pfeile zu mir passen.“ Eins ist zu beachten: Beim E-Darts sind nur Pfeile bis zu einem Gewicht von 18 Gramm erlaubt – beim Steel-Darts können sie wesentlich schwerer sein. „Für alle, die nur für sich zu Hause spielen und nicht auf Turniere gehen wollen, ist das natürlich nicht relevant“, so Schwarz.

Sicher und aufrecht an der Linie stehen

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Ben Schwarz: „Ob man den Fuß nun parallel zur Linie oder im 45-Grad-Winkel stellt, das muss jeder für sich herausfinden. Das sieht man auch bei den Weltbesten, dass das jeder anders macht.“ Der Vorteil beim Fuß im 45-Grad-Winkel ist, dass man dadurch etwas näher zur Scheibe steht – so wie Gary Anderson (Bild), der amtierende Darts-Weltmeister.

Das Bein auf der Seite des Wurfarms steht vorn

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Schwarz dazu: „Das gibt am besten Stabilität. Das kann auch jeder ausprobieren. Er wird merken, dass alles andere nicht so optimal ist für den Wurf.“ Anders als Anderson steht der fünffache Weltmeister Raymond von Barneveld aus den Niederlanden mit seinem Fuß parallel zur Scheibe. Doch auch bei ihm steht das Bein auf der Seite des Wurfarms vorn.

Den Dart-Pfeil wie einen Stift halten

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Schwarz: „Zumindest für den Anfang sollte man diese Regel beherzigen. Bei zunehmender Spielpraxis gewöhnt sich jeder den Griff so an, wie er ihm am besten gefällt. Einige halten den Dart dann nur mit zwei Fingern, andere sogar mit der ganzen Hand.“ Aber gerade am Anfang sei man gut beraten, den Dart wie einen Stift mit drei Fingern zu halten. Max Hopp oben macht’s vor – der PDC Juniorenweltmeister 2015 gilt zurzeit als größtes Dart-Talent in Deutschland.

Dart vor das dominante Auge halten

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Finden Sie zuerst raus, welches Auge bei Ihnen das dominante ist. Das geht so: Zeigen Sie mit dem Finger auf einen weiter entfernten Gegenstand. Dann schließen Sie nacheinander jeweils ein Auge. Das Auge, bei dem der Finger weiterhin auf den Gegenstand zeigt und sich nicht zur Seite zu bewegen scheint, ist das dominante Auge. Faustregel: Bei Rechtshändern ist das dominante Auge meist das rechte, bei Linkshändern folgerichtig überwiegend das linke. Beim Darts zielt man prinzipiell mit beiden Augen. Ein Auge zuzukneifen wie beim Luftgewehrschießen auf der Kirmes ist keine gute Idee. „Aber den Dart-Pfeil hält man beim Zielen vor das dominante Auge“, sagt Schwarz. Beim Rekordweltmeister Phil Taylor, der bislang sechszehn WM-Titel geholt hat, sehe man übrigens: „Er ist Rechtshänder, sein dominantes Auge ist aber das linke. Dadurch wirft er den Pfeil mindestens vor seiner Nase ab.“ Aber: mit einer Tendenz zum linken Auge.

Das Follow-Trough: Arm nach dem Abwurf durchstrecken

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Erklärung von Ben Schwarz: „Das macht man, um dem Dart noch mal den letzten Druck in Richtung Scheibe zu geben. Das tun übrigens 99,9 Prozent aller Spieler.

„501“ ist die Spielvariante, die auch bei der Darts-WM gespielt wird. Von 501 Punkten wird heruntergezählt. Das geht so: Zuerst geht es um die Reihenfolge. Dazu wirft jeder einen Pfeil. Wer dem Bull’s Eye – also dem Kreis genau in der Scheibenmitte – am nächsten ist, fängt an. Die anderen folgen in der Reihenfolge der erreichten Pfeilnähe zum Mittelpunkt. Reihum wirft nun jeder drei Pfeile. Die erzielten Punkte werden von 501 abgezogen. Der äußerste dünne Ring zählt doppelt, der folgende innere dünne Ring zählt dreifach. Das Bull – das ist der Ring um das Bull’s Eye – zählt 25, das Bull’s Eye 50 Punkte. Wer beim Runterzählen bei 20 oder weniger Punkten angelangt ist, muss als letzten Wurf genau diese Punktzahl treffen. Macht der Spieler aber weniger oder mehr Punkte, werden die drei Pfeile mit null Punkten gewertet. Für Einsteiger ist die übliche Spielart meistens zu kompliziert: Dabei muss man auch noch den Außenring und damit die doppelte Punktzahl treffen („Double Out“). Wer am Ende also 8 Punkte erreichen muss, müsste dann den Außenring der 4 treffen. Das zählt doppelt, also 8 – damit hätte der Spieler gewonnen. Von 501 gibt es auch die Spielvarianten 301, 701 und 1001. Sie werden genauso gespielt, mit der entsprechenden Punktezahl.

Wird ähnlich gespielt wie 301, 501, 701 und 1001. Nur hier wird von 0 auf die entsprechende Punktezahl hochgezählt.

Diese Spielvariante eignet sich sehr gut für herkömmliche Scheiben und Kreidetafel zum Zählen – daher wird sie auch oft in der Kneipe gespielt. Hierbei muss man nicht großartig Punkte zusammenzählen, sondern nur Strichlisten führen. Denn es geht darum, dass jeder Spieler insgesamt dreimal die Zahlenfelder 15 bis 20 trifft sowie das Bull. Wer anfängt, wird genauso ausgespielt wie bei „501“. Auch hier zählen Treffer im Außenring doppelt, die im Innenring dreifach. Mit einem Wurf etwa in den dreifach zählenden Innenring der 15, wäre diese Zahl schon ausreichend getroffen. Kleine Gemeinheit: Trifft derselbe Spieler danach nochmals genau diese Zahl, erhalten alle anderen Spieler eine 15 gutgeschrieben. Geht der Treffer dabei auch noch in den dünnen Außenring oder in den dünnen Innenring, erhalten die Spieler entsprechend doppelt beziehungsweise dreifach den Treffer gutgeschrieben. Und was das Bull betrifft: Der kleine Außenring des Bull zählt einfach, das innere Bull’s Eye doppelt.

Ziel ist es, möglichst wenig Minuspunkte zu sammeln. Die Reihenfolge der Spieler wird vorher festgelegt. Es werden zehn Runden gespielt. Reihum wirft jeder Spieler pro Runde drei Pfeile. Dabei geht es darum, mit diesen drei Würfen möglichst nah an 50 Punkte zu kommen. Die Differenz zwischen den erzielten Würfen und der 50 wird als Minuspunkte aufgeschrieben. Wer nach zehn Runden die wenigsten Minuspunkte hat, der hat gewonnen. Prallt ein Pfeil ab oder landet er außerhalb der Scheibe, werden dafür 20 Minuspunkte gezählt.

Auch jenseits der 20 kann man noch erfolgreich Turniere spielen

Erfolgreiche Eiskunstläufer haben mit ihrem Sport ja meist schon in früher Kindheit angefangen. Das ist beim Dart-Spielen anders, wie Schwarz zu berichten weiß: „Der amtierende Weltmeister Gary Anderson hat erst mit 26 Jahren angefangen zu spielen.“ Jetzt ist der Schotte 45 Jahre alt. Allerdings sollte man entsprechendes Talent mitbringen. Doch auch beim Profi-Darts gibt es immer jüngere Spieler, die schon früh richtig gut sind: „Die gewinnen dann auch gegen Erwachsene“, so Schwarz. „Vor Kurzem beim Ranglisten-Turnier in Nürnberg ist ein 16-Jähriger Dritter geworden – im Herrenfeld.“

Beim Jugendturnier war der jüngste Teilnehmer zehn Jahre alt. „Es ist also gut, jung anzufangen, aber der Zug ist dann noch nicht abgefahren – weil man Darts eben auf höchster Leistungsstufe noch bis Mitte oder Ende der 50 spielen kann.“ Der Jugendeuropameister beim E-Darts ist elf Jahre alt und kommt noch gar nicht an die oberen Felder der Scheibe. Schwarz: „Der hat eine Cola-Kiste dabei, auf die er sich draufstellt, und trifft dann.“

Und wenn Sie auch noch nach der Darts-WM im Dezember den Profis zuschauen wollen, können Sie das auf Youtube: Dort hat der Deutsche Dart Verband einen Kanal, der auch immer mal wieder Turniere per Livetstream zeigt – unter Darts TV.

Was Darts am Ende außerdem auszeichne: „Es ist ein sehr geselliger Sport. Wer Interesse daran findet, kann bei sich in der Umgebung nach einem Verein Ausschau halten“, so Schwarz. Der Deutsche Dart Verband ist gerne behilflich bei der Vereinssuche.

Weitere Infos unter: deutscherdartverband.de