Darmstadt. Die Software AG in Darmstadt, einer der Weltmarktführer für Softwarelösungen mit über 4.600 Mitarbeitern, feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen und ist damit eines der ältesten noch existierenden IT-Unternehmen der Welt. Über die fortschreitende Digitalisierung und die damit verbundenen Herausforderungen für Unternehmen sprach aktiv mit Dr. Jürgen Krämer, Chef des Geschäftsbereichs IoT and Analytics. Er verantwortet das komplette Geschäft der Software AG rund um das Internet der Dinge (englisch abgekürzt: IoT) und die eingesetzten Analysewerkzeuge.

Sind Sie so was wie ein „Maschinen-Flüsterer“?

Netter Gedanke, aber sicher nur im übertragenen Sinn. Denn wir bringen über neueste Technologien Systeme dazu, miteinander zu sprechen und damit auch Einblicke in die dahinterstehenden Prozesse zu gewinnen. Wir haben zum Beispiel ein Produkt, das intelligente Zusammenhänge in Zeitreihen von Maschinendaten für Fachanwender gut verständlich darstellt. So lässt sich Qualität optimieren und Effizienz erheblich steigern. Das ist ganz sicher eine Stärke der Software AG.

Und das kommt bei Kunden gut an?

Ja. Seit 1969, dem Gründungsjahr der Software AG, helfen wir Firmen mit unserer Software und inzwischen eben auch bei allem rund um die Digitalisierung. Wir bauen unser Wissen immer weiter aus und kaufen dafür auch passende Firmen dazu. Zum Beispiel Cumulocity, ein Spezialist für Schnittstellen, damit wir Geräte besser vernetzen können. Das IoT- und Cloud-Geschäft der Software AG entwickelt sich hochdynamisch und wächst am schnellsten. Im Geschäftsjahr 2018 hatten wir ein Umsatzwachstum von 106 Prozent auf 30,3 Millionen Euro bei etwa 240 Mitarbeitern.

Wo sehen Sie die größte Herausforderung?

Die Digitalisierung in Deutschland und Europa schnell genug voranzutreiben, damit wir auch in Zukunft eine führende Rolle im internationalen Wettbewerb spielen. Damit das gelingt, muss man schnell sein, Allianzen schmieden über die Werktore hinaus – mit Partnern, Zulieferern sowie Endkunden – und gemeinsam mit IT-Unternehmen neue Lösungen entwickeln und anbieten.

Warum sind Plattformen so wichtig?

Plattformen für das industrielle Internet der Dinge bieten die technologische Basis für eine herstellerübergreifende Vernetzung und auch für die Umsetzung neuer Geschäftsmodelle. Sie ermöglichen zudem den Zugang zu Maschinen- und Businessdaten. Die werden durch spezielle Programme aufbereitet, analysiert und sichtbar gemacht, sodass man erkennt, wo es in Prozessen klemmt oder wann eine Maschinenwartung sinnvoll wäre. Aufbereitete Daten kann man auch an andere verkaufen, oder es entstehen darüber ganz neue Geschäftsmodelle. Ich bin mir sicher, dass das komplette Potenzial des industriellen Internets erst durch cloudbasierte Lösungen gehoben werden kann. Wenn Daten das Öl unserer Zeit sind, dann sind Plattformen die Raffinerie.

Sind Sie ein Fan der Digitalisierung?

Ja. Ich genieße es, neue Anwendungsfelder und Geschäftsmodelle der Digitalisierung zu erkunden und dort neue Technologien gewinnbringend zur Anwendung zu bringen. Die Schnittstelle zwischen dem Kunden und der Entwicklung finde ich besonders reizvoll. Auf den Punkt gebracht kann man sagen: Ich liebe Innovation.

Zur Person

Liebt die täglichen Herausforderungen durch die Digitalisierung: Dr. Jürgen Krämer, General Manager IoT & Analytics bei der Software AG in Darmstadt.
Jürgen Krämer Bild: Scheffler
  • 1977 geboren in Alsfeld, verheiratet, zwei Kinder
  • Physik- und Informatik-Studium an der Universität in Marburg
  • Promotion mit Auszeichnung
  • Management-Ausbildung an der European Business School
  • Gründung von RTM Realtime Monitoring zur Analyse von Daten
  • 2010 Verkauf von RTM an die Software AG und Wechsel ins Unternehmen – aktuell General Manager IoT and Analytics
Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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