Immenhausen. Die sera group in Immenhausen gilt als weltweit führend in der Dosier- und Kompressoren-Technik. sera-Produkte sind überall im Einsatz, von der finnischen Gasraffinerie bis zur Großbrauerei in Südafrika. Wie man so eine Position erreicht und hält, erfuhr AKTIV von Carsten Rahier,geschäftsführendem Gesellschafter der Gruppe.

Herr Rahier, trinken Sie gerne Bier?

Ja. Ein frisch gezapftes Bier ist schon lecker, vor allem, wenn es aus einem Brauhaus kommt, das unsere Technik nutzt. Alle namhaften Brauereien setzen übrigens auf sera, weil Bier dann nach Bier schmeckt.

Was zeichnet sera aus?

Wir entwickeln individuelle Applikationslösungen, bei denen es auf die exakte Dosierung, die Förderung von Flüssigkeiten und die Kompression von Gasen ankommt. Mal geht es um die Reinigung und Desinfektion von Anlagen, mal um die Dosierung von Additiven beim Brauprozess oder bei der Fertigung von Kunststoffen.

Was war der Ursprung von sera?

1945 gründeten Reinhold Seybert und mein Großvater Hubert Rahier eine Firma, um Geräte herzustellen und Maschinen zu reparieren. Für die Chemie-Industrie haben sie die erste Spezialdosierpumpe entwickelt. Das war der Grundstein von sera. Heute zählen wir über 230 Mitarbeiter, Tendenz steigend.

Muss man immer wachsen?

Ich glaube ja. Um über ein Mehr an Umsatz und Gewinn Kostensteigerungen, zum Beispiel durch Tarifabschlüsse, auffangen zu können. Im Mittelstand lassen die sich nicht so einfach durch Produktivitätssteigerungen kompensieren, weil sich vieles gar nicht automatisieren lässt. Zudem sind unsere Anlagen und Systemlösungen im Ausland immer mehr gefragt. Darauf müssen wir reagieren.

Wie stellen Sie sich darauf ein?

Wir bauen Auslandsstandorte auf und haben schon Töchter in Großbritannien, Spanien, Südafrika und Österreich. Kunden wollen weltweit vor Ort betreut werden. Man kann nicht alles aus Deutschland heraus leisten. Im Stammhaus stellen wir Dosierpumpen und Kompressoren her. Planung und Aufbau der Anlagen erfolgen zunehmend vor Ort, auch Service. Man kauft Expertise heute lieber dazu, als sie mit eigenem Personal selbst aufzubauen oder zu unterhalten.

Was gibt es an Neuentwicklungen?

Wir werden digitaler, ob bei Fernsteuerung und -wartung von Anlagen oder automatisierten Prozessen. Daneben sind wir am Bau von Wasserstofftankstellen beteiligt und investieren in „Power to Gas“, also die Umwandlung von Strom in Gas und „Gas to Power“, also über die Brennstoffzelle wieder zurück.

Klingt nach Zukunftstechnologie ..

... mit sehr realem Bezug. Wir arbeiten in verschiedenen Zukunftsprojekten mit, bei denen es um die Umwandlung von Strom in Wasserstoff und zurück geht. Eines ist ein kleines autarkes Energiekraftwerk für Ein- bis Zweifamilienhäuser, in dem der über Solar gewonnene Strom in Wasserstoffspeichern zwischengelagert wird. 2019 gehen die ersten Prototypen an den Markt. Wasserstoff ist für mich eine Schlüsseltechnologie der Energiewende – und sera ist dabei.

Gute Zukunft also auch für die Mitarbeiter?

Ganz sicher, und daran arbeiten wir bei sera alle gemeinsam. Inspirierend sein, innovativ sein und das auch vorleben. So kann man Menschen begeistern und gut motivieren. Davon bin ich überzeugt, und das erlebe ich jeden Tag hier bei sera aufs Neue.

    Zur Person

    Stolzer Unternehmer in der dritten Generation: Carsten Rahier. Foto: Scheffler
    Carsten Rahier Geschäftsführender Gesellschafter der sera group
    • Geboren 1967 in Kassel, verheiratet, drei Kinder
    • Wirtschaftsingenieur-Studium in Karlsruhe
    • Master of Business Administration (MBA) in St. Gallen, Chicago und Indiana
    • 1992 Gründung IT-Start-up
    • 1996 SEW Eurodrive, Bruchsal
    • 2000 Geschäftsleitung sera
    • seit 2005 geschäftsführender Gesellschafter sera group
    • Seit 2014 Mitglied des Vorstands von Hessenmetall und Vorsitzender der Bezirksgruppe Nordhessen
    Maja Becker-Mohr
    Autorin

    Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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