Das kann ganz schön nerven: Man hat sich ein gerade ein neues Smartphone, Tablet oder einen PC gekauft – und freut sich schon darauf, ein von jeglichem Datenmüll unbelastetes, schnelles, übersichtliches Gerät einzuschalten. Doch dann das: Das neue Teil hat schon jede Menge vorinstallierte Software an Bord. Und das meiste davon kennt man gar nicht oder will man es zumindest nicht nutzen.

Da ist zum Beispiel ein vorinstallierter Virenscanner, obwohl man eigentlich viel lieber einen anderen verwendet. Außerdem bestimmte Office-Anwendungen in der Testversion, Apps für Hotelreservierungen, Lieferdienste und Co. – die Liste an Möglichkeiten ließe sich noch lange fortführen.

Bloat- und Crapware nennen sich diese Programme, die das System aufblähen (englisch „bloat“) oder mit Mist (eine noch charmante Übersetzung von „crap“) verstopfen. Viele Verbraucher sind sich unsicher: Was kann ich getrost löschen – und wie? Was passiert, wenn ich die überflüssigen Programme nicht entferne? Und können diese gar mein System lahmlegen? Wir haben einen Experten gefragt: Jörg Geiger vom Technikmagazin „Chip“.

„Alles, was mein System unnötig aufbläht, fällt unter Bloat- und Crapware“, sagt Geiger. Jeder habe schließlich seine eigenen Vorstellungen, was er oder sie auf dem Rechner haben möchte. „Eigentlich benötigt man nur das Betriebssystem und kann dann ganz nach eigenem Bedarf Programme installieren.“

Bis zu 40 ungewollte Programme auf einem Gerät

„Wir haben bei Tests schon 30 bis 40 Bloatware-Programme auf einem einzigen neuen Rechner gefunden“, sagt der „Chip“-Redakteur. Viele davon waren Testversionen, die den Besitzer nach kurzer Zeit zu einem kostenpflichtigen Kauf auffordern. „Das scheint ein gutes Geschäft für die Hersteller zu sein“, sagt Geiger. Die überflüssigen Programme fressen Speicherplatz. Das macht den Rechner zwar nicht unbedingt von Beginn an merklich langsamer, aber es ist und bleibt überflüssiger Ballast.

„Man kann das in etwa damit vergleichen, dass man immerzu einen Koffer in seinem nagelneuen Auto spazieren fährt, den der Hersteller einfach mit in den Kofferraum gepackt hat“, erklärt der Experte. „Der Wagen ist dadurch nicht wesentlich langsamer, aber es macht einfach keinen Sinn, den Koffer durch die Gegend zu fahren, wenn man ihn doch gar nicht braucht.“

Nervige Pop-up-Fenster

Bemerkbar machen sich vor allem die Testversionen nach einiger Zeit. Dann gibt es immer wieder Benachrichtigungen, Pop-up-Fenster öffnen sich und zeigen an, dass Programme nicht mehr so laufen wie bisher, wenn man sie nicht sofort erwirbt. „Gerade bei Anti-Virenprogrammen verunsichert das dann einige Nutzer – und sie kaufen, ohne sich vorher Gedanken zu machen, ob nicht ein anderes, kostengünstigeres oder womöglich kostenloses Programm auch ihre Bedürfnisse erfüllt“, sagt Geiger.

„Diese Meldungen nerven, und man wird von ihnen überrumpelt.“ Außerdem wird das Start-Menü unnötig zugemüllt. Es genügt ein Virenscanner – zwei oder mehr Programme zur Virenabwehr sind nicht nötig. Und dieses eine sollte man sich selbst aussuchen und nicht dazu genötigt werden.

Einfallstore für Viren und Trojaner

Die überflüssigen Programme sind nicht nur nervig und zusätzlicher Ballast: Sie können auch gefährlich werden. Jede Software, die auf einem Gerät installiert ist, kann auch zu einem Einfallstor für Viren werden. Je weniger man also auf der Festplatte hat, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich etwas einfängt.

„Generell gilt: Ein System immer so schlank wie möglich halten“, sagt der Experte. Zudem werden Programme, die man nicht nutzt, selten aktualisiert und auf den neuesten Stand gebracht – man braucht sie ja nicht. Nicht-aktuelle Programmversionen können aber anfälliger für Viren sein.

Richtig aufräumen

Das heißt also: Weg mit dem Zeug! Nur wie? Einfach wild Herumlöschen und womöglich systemrelevante Daten vernichten, wäre eine schlechte Idee. „Chip“-Fachmann Geiger rät bei einem neuen PC oder Laptop zu einer Neuinstallation des Betriebssystems. „Die Lizenz hat man ja mit dem Gerät erworben und dafür einen Lizenzschlüssel erhalten. Nutzer können sich direkt bei Microsoft ein Windows 10 ohne Bloatware laden und mit dem bestehenden Schlüssel freischalten.“ Dann hat man ein frisches System ohne nervige Zusätze – und auch falls mal eine Systemwiederherstellung nötig werden sollte, tauchen die nervigen Programme nicht wieder auf.

Wer aber bereits seinen Rechner eingerichtet hat, will natürlich nicht noch mal von vorne anfangen und das gesamte Betriebssystem neu aufsetzen. Doch auch da hat der Experte einen Tipp: Unter „Systemsteuerung“ im Explorer den Punkt „Programme“ auswählen. „Dort werden wirklich nur die Zusatzprogramme aufgeführt, keine betriebssystemrelevanten Dinge“, sagt Geiger. Hier kann man nun Bloat- und Crapware eliminieren.

„Vorher aber unbedingt ein Back-up anlegen, falls doch etwas schiefgehen sollte. Je früher man das macht, desto besser. Und für die Deinstallation nicht bloß den Ordner des jeweiligen Programms im Explorer löschen, sondern das entsprechende Deinstallationsprogramm verwenden. Nur so werden alle zugehörigen Dateien auch wirklich gelöscht.“ Wer erst wild Ordner löscht, killt damit meist auch das Deinstallationsprogramm. Ohne dieses verbleiben aber meist Reste auf der Festplatte.

Zudem können Tools helfen, die Programme restlos zu entfernen. Solche Aufräumer kann man kostenlos im Netz herunterladen. „Man sollte aber darauf achten, dass sie von vertrauenswürdigen Quellen stammen“, rät der Experte. Bei diversen Fachmagazinen und -portalen im Netz gibt es solche Programme sogar gratis zum Download. „All das kostet aber Zeit und Geduld, darüber muss man sich im Klaren sein. Aber der Aufwand lohnt sich.“

Die eigenen Daten schützen

Denn auch in Sachen Datenschutz ist Bloat- und Crapware nicht ohne Risiken. Vor allem Programme, die sich in den Internetbrowser einklinken (so genannte Browser Plug-ins): „Diese scannen Webseiten und sehen, wohin der Nutzer surft. So serviert man Firmen seine privaten Interessen auf dem Silbertablett.“ Ein solches Plug-in erkennt man entweder in der Leiste des Browsers oder unter den Browsereinstellungen unter dem Punkt „Add-on“. Braucht man diese Programme nicht, sollte man sie unbedingt löschen.

Weniger Optionen beim Smartphone

Beim Smartphone hat man übrigens weniger Optionen, überflüssige Programme loszuwerden. Hier muss man tatsächlich unter der App-Übersicht einzeln deinstallieren oder zumindest die Programme separat stoppen, die man nicht nutzen will. Setzt man sein Gerät auf Werkeinstellungen zurück, ist aber alles Aufblähende und Zumüllende wieder da.

„Da müsste man tief ins System der Geräte eingreifen, um die Dinge komplett zu entfernen“, sagt Geiger. „Jailbreaks und Roots lassen aber die Garantie erlöschen, sind also nicht ratsam.“ Mit ein bisschen Müll muss man da wohl leben. Aber Putzen hilft eben nicht nur im Haushalt, sondern auch auf PC, Laptop und Co.