München. Das ist die Gelegenheit! In Coronazeiten bleibt der Rasierapparat mal im Schrank, für die meisten gibt es keinen Grund, jetzt glatt rasiert zur Arbeit zu erscheinen. Und Bärte sind nicht erst seit gestern wieder in: Mehr als die Hälfte der deutschen Männer trägt zumindest manchmal Bart, hat eine Umfrage des Portals Statista ergeben. Ein Drittel der Befragten sieht die Gesichtsbehaarung als Ausdruck von Männlichkeit und sorgt mit Schere, Shampoo, Kamm und Öl für Ordnung auf der Backe. Sieht meist besser aus als Wildwuchs - nicht zuletzt in Videokonferenzen mit Kollegen.

Rund um die Bärte blüht ein buntes Geschäft mit Utensilien. Pinsel aus Dachshaar, Rasierhobel mit Nussbaumgriff und Aftershave-Balsam mit Zirbelkiefer-Extrakt: Dies und vieles mehr kann man in speziellen Barber-Shops online ordern und in Drogeriemärkten finden. „Männer beschäftigen sich heute viel stärker mit dem Thema Pflege“, sagt dm-Geschäftsführer Christoph Werner. Die Kette widmet der Pflege für den Mann seit einem Jahr mehrere Meter Regal in den Filialen sowie eine Dachmarke mit Onlineshop. Wettbewerber wie Rossmann oder Müller haben ihr Sortiment ebenfalls kräftig ausgebaut.

Ein bärtiges Gesicht wirkt männlich

Auch Lebensmittelhändler Edeka gibt in seinem Online-Portal Tipps zum Bart-Styling. Drei Schritte genügen demnach zur „Instandhaltung“ eines Dreitagebarts, der beliebtesten Barttracht hierzulande: Als Erstes alle Härchen auf einheitliche Länge stutzen, so die Anleitung. Dieses „Trimmen“ geht am besten mit einem Bartschneider. Anschließend zieht man eine saubere Kontur, mit Rasiermesser oder -hobel (die untere Grenze verläuft vom Kehlkopf hoch zu den Ohren). Zum Schluss alles außerhalb glatt rasieren, einen Klecks Aftershave auf die Haut, fertig. Und den Vollbart? Den wäscht man mit sanftem Shampoo (kein Duschgel, das trocknet die Haut aus). Bartöl macht die Härchen wieder geschmeidig, Bartkamm oder -bürste bringen sie in Form.

Bartstoppeln erhöhen angeblich die Chancen auf einen One-Night-Stand

Die Pflege kann sich lohnen. Ein Bart macht seinen Träger attraktiv, kompetent, hilft im Job und eventuell sogar bei der Partnerwahl, glaubt man Studien der Universität Queensland in Australien. Sie hat die männliche Gesichtsbehaarung erforscht. Ergebnis: Wer auf der Suche nach One-Night-Stands ist, sollte besser ein paar Stoppeln stehen lassen, leicht verwegen kam bei den weiblichen Befragten besser an als brav glatt rasiert. Als Heiratskandidaten wurden in dem Versuch Männer mit vollen Bärten bevorzugt, Bartwuchs gelte vermutlich als Zeichen von Stärke, so die Forscher. Und sogar im Beruf kann ein Bart von Vorteil sein. An den Universitäten Rotterdam und Amsterdam bewerteten Probanden Bilder von Kandidaten im Karrierenetzwerk Linkedin nach Kompetenz, Vertrauenswürdigkeit und Attraktivität. Auch hier schnitten Vollbärtige besser ab als ihre Geschlechtsgenossen mit keinem oder nur kurzem Bart.

Australien veranstaltet 2021 die nächste Weltmeisterschaft der Bartträger

Allerdings: Auf der Forbes-Liste der 100 reichsten Männer der Welt sind 98 Prozent glatt rasiert.

Was soll man da nun glauben? Vielleicht die Frauen fragen? Längst nicht alle stehen auf kratzige Kerle, fand die School of Psychology in Brisbane da heraus. Je stärker sich die weiblichen Testpersonen vor Parasiten ekelten, desto eher zogen sie glatt rasierte Wangen beim Partner vor.

Nichtsdestotrotz: Ambitionierte arbeiten auf die WM der Bartträger 2021 in Auckland hin. Noch ist Zeit zum Sprießen-Lassen: Man(n) schafft im Schnitt knapp zehn Zentimeter Bartwuchs im Jahr.