Es ist genau 120 Jahre her, als der Pariser Automobilklub auf die Idee kam, Autos für begrenzte Zeit anzubieten. Sechs Fahrzeuge inklusive Chauffeur standen 1896 für 3 Francs pro Stunde oder 30 Francs pro Tag zur Verfügung. Der Klub wollte den Menschen die neuartigen Motorkutschen schmackhaft machen – es war die erste Autovermietung der Welt.
Mercedes, Opel und Co. können längst an jeder Straßenecke gemietet werden. Aber wer den ganz besonderen Kick auf vier oder mehr Rädern sucht, muss schon ein bisschen suchen.
Im Folgenden zeigen wir Ihnen Mietfahrzeuge mit dem gewissen Etwas – zu Lande, zu Wasser und auf der Schiene:
Im Amphicar auf dem Rhein
Wer mit Marco Schuh unterwegs ist, wird durch nichts aufgehalten. Jedenfalls nicht von Wasser. Sein Amphicar ist nicht nur Auto, sondern auch Boot. In den 1960er-Jahren entwickelte der Konstrukteur Hans Trippel das sonderbare Gefährt mit den zwei kleinen Schiffsschrauben am Heck und den wasserdichten Türen. Damals war das Amphibienfahrzeug ein Flopp, heute dreht sich jeder um, wenn Kapitän Schuh in die Fluten gleitet. Die Touren auf dem Rhein, die der 52-jährige Kölner mit dem Amphicar anbietet, dauern zweieinhalb beziehungsweise drei Stunden. Und wenn die Gäste Lust haben, dürfen sie zur Abkühlung ins Wasser springen – mit Schwimmweste natürlich.
Mit dem Ferrari durch das Sauerland
Das Sauerland steht für Bäume und Bier, aber nicht gerade für rassige Sportwagen? Weit gefehlt. Nicht wenige kommen hierhin, um sich einmal wie Serienheld Magnum zu fühlen. Der Anbieter „Ferrarifun“ aus Arnsberg vermietet zum Beispiel einen Ferrari 430 Scuderia mit 510 PS (Bild), der einen ordentlichen Sound entwickelt, wenn er durch die Mittelgebirgs-Kurven flitzt. „Mit steigender Drehzahl erhöht sich auch die Lautstärke, das ist einzigartig“, sagt Vermieter Simon Konietzny. Der 47-Jährige vergibt seine roten Renner auch für mehrere Tage, besonders beliebt sind allerdings die einstündigen Touren, bei denen der Fahrer mit einem Coach als Beifahrer durchs Sauerland donnert.
Ein Wochenende in der Gangsterlimousine
Fast 450 PS weniger als der Ferrari hat der Citroën 11 CV BN aus dem Jahr 1954 zu bieten. Trotzdem war der charismatische Franzose einst bei den Halbseidenen der Unterwelt als Fluchtwagen beliebt. Es waren wohl die außergewöhnlich guten Fahreigenschaften, die die Verbrecher an diesem Auto schätzten. Wer die „Gangsterlimousine“ ein Wochenende lang selbst steuern will, ist bei der Kölner Oldtimer-Vermietung „Oldie-Rent“ richtig. Rainer Schulte und sein Geschäftspartner betreiben ein ganzes Imperium an betagten Fahrzeugen für Selbstfahrer, aber auch mit Chauffeur-Service. Rassige Porsche, wuchtige Rolls-Royce und elegante Mercedes warten in einer ehemaligen Industriehalle auf Fans des gepflegten Reisens. „Das ist Autofahren pur“, sagt Schulte.
Trecker fahren im Allgäu
Hier kommen Freunde der gemächlichen Landpartie auf ihre Kosten. 130 Kilometer südwestlich von München – in Nesselwang im Allgäu – vermietet Michael Strobel verschiedene historische Traktoren. Eicher, Fendt oder Porsche heißen die robusten Zugpferde, die Urlauber für ein paar Stunden in bayerische Bauern verwandeln. Damit sie sich nicht im Allgäu verirren, stellt Strobel GPS-Geräte mit einprogrammierten Routen zur Verfügung. So nebenbei lässt sich so ein Uralt-Trecker allerdings nicht steuern. „Das ist eine urwüchsige Technik, und sie zu bedienen ist eine Herausforderung“, so Strobel.
Im Offroad-Buggy durchs Gelände
Wer hat nicht als Kind gern mit Sand und Wasser gespielt und sich dabei richtig vollgematscht? Große Jungs und Mädels können das auch – zum Beispiel bei einer Tour im Gelände-Buggy. Wer im 400 Hektar großen Offroadpark „Fursten Forest“ in Fürstenau nahe Osnabrück in eins der maximal 30 Stundenkilometer schnellen Mini-Autos mit dem offenen Überrollkäfig steigt, sollte Wechselklamotten dabei haben. Wenn es geregnet hat, kann es vor allem in der großen Sandgrube des ehemaligen Bundeswehr-Geländes ordentlich matschig werden. „Das ist eine schöne Sauerei“, so Mitarbeiterin Jacqueline Becker. Maximal fünf Buggys mit jeweils zwei Personen sind pro Tour erlaubt. Ein Guide fährt vorneweg und zeigt den Weg.
Eisenbahnromantik im Selfkant
Einen ganzen Zug vermietet die Interessengemeinschaft Historischer Schienenverkehr ganz im Westen der Republik. Im Selfkant an der niederländischen Grenze drehen in Gangelt-Schierwaldenrath historische Schmalspurbahnen gemächlich ihre Runden. Es raucht, es zischt und quietscht, wenn sich die Selfkantbahn in Bewegung setzt. Auf Anfrage bringt ein Lokführer zum Beispiel die Dampflok 101 von 1949 in Fahrt, die mit 20 Stundenkilometer über die sechs Kilometer lange Strecke zuckelt.
Eine fahrende Theke zum Mieten – das Bierbike
Zum holländischen Königstag bastelten der Landmaschinenmechaniker Henk van Laar und sein Bruder Zwier vor einigen Jahren eine skurrile Mischung aus Fahrrad und Kneipe. Es war der Siegeszug des „Bierbikes“, Feiern und Straßenverkehr war fortan kein Widerspruch mehr. Einige Städte haben das Radeln im Rudel zwar mittlerweile ganz oder nur in der Innenstadt verboten, ausgestorben ist die pedalgetriebene Miet-Theke aber noch lange nicht. Skurrile Mannschafts-Gefährte gibt es in Berlin, Stuttgart oder München. Auch in Aachen können maximal 16 Personen treten und trinken – allerdings nur am Rande der Stadt. Die Höchstgeschwindigkeit des Bierbikes liegt übrigens bei sagenhaften sechs Stundenkilometern.