Detmold. Kalter Hagebuttentee, quietschende Stockbetten und der obligatorische Küchendienst – daran erinnern sich viele, wenn sie an ihre Aufenthalte in der Jugendherberge denken. „Den Hagebuttentee bekommen Sie immer noch. Ansonsten hat sich aber in den letzten Jahren vieles verändert“, versichert Knut Dinter vom Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) in Detmold.

Und zwar zum Guten! Die über 100 Jahre alte Idee der Herberge wurde neu belebt: gemeinsam Freizeit verbringen, in modernem Ambiente mit bezahlbarem Service. Das hat die 488 Häuser mittlerweile zu hippen Freizeit- und Urlaubszielen gemacht.

Allein 2015 waren die 73.000 Betten über zehn Millionen Mal belegt – und das nicht nur von Schulklassen oder Jugendgruppen. Immer öfter checken Familien ein. Als DJH-Mitglieder übernachten sie günstig – Verpflegung inklusive, zum Küchendienst wird man mittlerweile nicht mehr verdonnert. Dinter: „Das hat vor Jahren bescheiden angefangen und sich zum Renner entwickelt.“ Heute entfallen 20 Prozent aller Buchungen auf diese neuen Kunden. Tendenz steigend.

Sie bekommen einiges geboten. Wie etwa im „Panarbora“ in Waldbröl. Die neue Jugendherberge wurde vor einem Jahr eröffnet. Sie liegt 50 Kilometer östlich von Köln in einem acht Hektar großen Naturerlebnispark. In dem 14 Millionen Euro teuren Areal übernachten Gäste in Baum- oder Stelzenhäusern und wandern über einen Baumwipfelpfad zum 40 Meter hohen Aussichtsturm.

„Unsere Familienfreizeiten sind an verlängerten Wochenenden und in den Ferien ausgebucht“, sagt Steffen Müller. Der 38-Jährige ehemalige Ferienklub-Manager führt den Park und schnürt für seine Gäste Freizeitangebote – zum Beispiel ein Silvesterpaket mit Nachtwanderung und Familienbüfett.

Auch die 127 Familienherbergen setzen auf individuelle Angebote. An der Ostseeküste gibt es Kanulehrgänge, andere kooperieren mit Sportvereinen oder Pferdepensionen. Hinzu kommt außergewöhnliche Architektur. Im sächsischen Plauen nächtigt man in einer alten Feuerwehrwache und in Hohenkirchen in Appartements, geformt wie Bienenwaben.

Besonders stylish wird der ypsilon-förmige Bau der neuen Bayreuther Jugendherberge, die im Frühjahr 2017 öffnet. In den luftigen Aufenthaltsräumen und barrierefreien Zimmern geht man mit der Zeit – auch im Detail. Dinter: „An jedem Bett gibt es einen Ladestecker fürs Smartphone.“