Ditzingen. Früher rannten Bewerber den Firmen fast die Bude ein, heute sind sie Mangelware: Viele Unternehmen finden nicht mehr so einfach Leute.

„Zum Ausbildungsstart 2016 gab es bundesweit 43.479 unbesetzte Stellen“, sagt Alexander Burstedde, Arbeitsmarktexperte am Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW). „Das sind etwa dreimal so viele wie vor zehn Jahren.“

Der Anteil der Bewerber, die keinen Ausbildungsplatz bekommen haben, habe sich in der gleichen Zeit halbiert: „Inzwischen kommen zwei unbesetzte Ausbildungsstellen auf einen unversorgten Bewerber.“ Auch deshalb gelangen Unternehmen zu der Erkenntnis: Noten sind nicht alles.

Die „Big Five“ für die Karriere

So schaut etwa der Maschinenbauer Trumpf in Ditzingen längst nach anderen Qualitäten. Erstes Auswahlkriterium sind die Ergebnisse eines Onlinetests, den jeder Bewerber absolvieren muss. Darin werden auch kognitive Fähigkeiten abgeprüft, vor allem aber Persönlichkeitsmerkmale:

Extraversion“ meint, man hat gerne Leute um sich herum. „Gewissenhaftigkeit“ bedeutet, man arbeitet präzise, um seine Ziele zu erreichen. „Offenheit“ drückt aus, man findet alles Neue spannend. „Verträglichkeit“ heißt, man versucht, zu jedem freundlich zu sein. Und „emotionale Stabilität“ will sagen, dass die Person meist ausgeglichen und ruhig ist.

„Wir stellen Persönlichkeiten ein, von denen wir über die Gesamtschau aus Test und persönlichem Gespräch wesentlich mehr erfahren als aus jedem Zeugnis“, sagt die Ausbildungsleiterin Kathrin Anandas. Für sie ist wichtig, dass der Bewerber zum Unternehmen passt. Dass er neugierig ist. Motiviert, gewissenhaft, integer.

Die „Entschulung“ des Bewerbungsverfahrens trägt übrigens Früchte, die Bewerberzahl hat sich verdoppelt.