Berlin. Die Automobilbranche zählt zu den Säulen unserer Industrie: 14,9 Millionen Pkws liefen letztes Jahr bei deutschen Herstellern vom Band – so viele wie noch nie! Knapp zwei Drittel davon wurden im Ausland montiert, ebenfalls Rekord.

Innerhalb von nur zehn Jahren hat sich die Produktion deutlich verschoben – hin zu den boomenden Absatzmärkten. Wo die deutschen Konzerne ihre Autos bauen, zeigt unsere folgende Weltkarte. Die Daten für die Grafik hat der Verband der Automobilindustrie (VDA) in Berlin exklusiv für AKTIV zusammengetragen (die komplette Liste der Länder haben wir für Sie unter aktiv-online.de/autobau aufgelistet):

China bald wichtiger als der EU-Markt

Trotz der vielen neuen Fabriken im Ausland nahm auch die Fertigung in den heimischen Werken weiter zu. Mit Abstand am stärksten jedoch zog die Produktion in Asien an.

Hier war vor allem China der Wachstumsmotor. Im letzten Jahr kauften die Chinesen über 18 Millionen Autos, 13 Prozent mehr als 2013. Allein die deutschen Hersteller setzen dort 4,4 Millionen Pkws ab – das sind nur 220.000 weniger als in der ganzen EU.

In diesem Jahr dürfte China sogar zum wichtigstenMarkt für Audi, BMW und Co. werden. „Bereits heute wird, weltweit gesehen, mehr als jeder vierte Pkw in China verkauft“, sagt Professor Stefan Bratzel. Der Branchenexperte vom Center of Automotive Management im rheinischen Bergisch Gladbach geht davon aus, dass der Absatz in der Volksrepublik dieses Jahr auf 20 Millionen zulegen wird.

Die deutschen Hersteller sind bestens gerüstet, um sich von diesem Kuchen ein Stück abzuschneiden. Sie konnten ihre Produktion in China in den zurückliegenden zehn Jahren versiebenfachen, auf 3.965.000 Pkws jährlich.

Eine Fertigung vor Ort hat viele Vorteile: Einfuhrzölle entfallen, Transportkosten sinken, die Löhne sind meist niedriger. Zudem werden ausländische Firmen in China ohnehin gesetzlich gezwungen, zumindest einen Teil der Fertigung dort zu erbringen.

Auch der zweitwichtigste Markt, die USA, gewinnt an Bedeutung. 16,4 Millionen Autos wurden dort zuletzt verkauft. Deutsche Hersteller brachten in Nordamerika fast 1,2 Millionen Pkws auf die Straße; 2004 waren es erst 443.000.

Eine weltweit verteilte Produktion, direkt an den Absatzmärkten, halten auch die Branchen-Analysten von Deutsche Bank Research für die richtige Strategie. Die „massive Internationalisierung“ sei neben einer geschickten Modellpolitik der Schlüssel zum Erfolg.

So können die Hersteller Konjunkturschwankungen in einzelnen Ländern besser verkraften. Dies zeigt sich gerade jetzt: Im vergangenen Jahr ist der Automarkt in Russland eingebrochen, um 10 Prozent auf 2,5 Millionen verkaufte Fahrzeuge. Auch für das laufende Jahr rechnen Experten mit einer Talfahrt. Im Gegensatz zu den USA, wo die Konjunktur anzieht.

Entsprechend groß sind die Erwartungen, die deutsche Konzerne in das geplante Freihandelsabkommen TTIP setzen. Unter diesem Kürzel wollen die EU und die USA einen gemeinsamen Markt bilden – ohne Zölle und andere Handelsschranken.

Den Autoherstellern würde TTIP das Leben leichter machen. Noch müssen sie wegen unterschiedlicher Vorgaben in Europa und den Staaten viele Bauteile doppelt entwickeln. Dabei unterscheiden sich Blinker, Stoßstangen oder Außenspiegel meist nur in Nuancen.

Die Branche hat in Amerika noch einiges vor. So baut BMW die Fabrik in Spartanburg (US-Staat South Carolina) zu seinem größten Standort aus. Dann ist das Stammwerk in Dingolfing nur noch die Nummer zwei.