München/Berlin. Da zappelt sie im Netz: eine herrliche Forelle – frisch gefischt aus einem der vielen Flüsse oder Seen. Angeln ist beliebt wie noch nie: Mehr als sechs Millionen Deutsche gehen mindestens einmal im Jahr fischen; rund 5,4 Milliarden Euro werden jedes Jahr rund ums Angeln umgesetzt.

Die meisten Hobby-Angler leben in Bayern

Die meisten Anhänger hat dieses Hobby in Bayern. Kein Wunder: Etwa 100.000 Kilometer Fließgewässer und mehr als 200 Seen locken im Freistaat. Doch auch in Berlin, Hamburg oder Köln gibt es immer mehr Petrijünger.

„In diesem Boom zeigt sich die Sehnsucht nach der Natur“, sagt Thomas Funke vom Landesfischereiverband Bayern in München. Fischen sei zu jeder Tages- und Jahreszeit möglich. Besondere Voraussetzungen brauche man nicht: „Jeder kann Angler werden“, versichert Funke.

Junge Menschen, Familien und Frauen werden Angler

Das Image des Altherrensports mit Klappstuhl und beiger Weste hat die Fischerei längst abgelegt. „Heute melden sich junge Menschen, Familien und auch Frauen zur Anglerprüfung an.“ Bisher ist allerdings nur etwa jeder zehnte Angler weiblich. Unter den rund 10.000 Neulingen zum Beispiel, die jährlich in Bayern die Prüfung ablegen, stellen junge Männer zwischen 20 und 29 Jahren die größte Gruppe.

Angler müssen einiges draufhaben: Wissen über Fische, Gewässerkunde und Naturschutz

Außer der Lust an der Natur motiviert den Angelsportler eine nachhaltige Lebensweise und die Regionalität beim Essen: „Ein Hecht oder Waller, den man selbst fängt und der in einem freien Gewässer gelebt hat, ist der Inbegriff dafür“, so Funke.

Wer dem Angelvergnügen frönen will, muss in der Regel die Fischerprüfung bestehen: Hier werden Kenntnisse zur Anatomie und zu den Lebensräumen von Fischen abgefragt, ebenso Wissen zu Ausrüstung, Gewässerkunde, Naturschutz und Fischereirecht.

In einigen Bundesländern indessen ist auch Schnupper-Angeln ohne Prüfung möglich. So gibt es beispielsweise für Urlauber in Mecklenburg-Vorpommern einen Touristen-Fischereischein.

Großen Andrang erlebt derzeit das „Fliegenfischen“. Für das elegante Auswerfen der langen Schnur braucht es allerdings Übung. Wurfkurse an der bayerischen Isar bietet zum Beispiel Kristof Reuther an, er hat schon als Schüler das Fliegenfischen geübt. „Das Reizvolle ist, dass man dabei immer in Bewegung ist und sich intensiv mit der Natur beschäftigt“, sagt er.

Natur- und Gewässerschutz gehören zum Angeln dazu, wie Reuther und Funke einhellig betonen. Kritik von Tierschützern lassen die Petrijünger deshalb nicht gelten: Für das Angeln gelten strenge Schonzeiten, je nach Fischart. Und die Fangmengen sind begrenzt: „Man darf nur fischen, was man verwertet.

    „Streetfisher“ wollen die Natur in der Stadt zurückerobern

    Das Angeln in der Großstadt, ursprünglich in Paris entstanden, wird bei uns immer beliebter, etwa in Hamburg und Berlin. In der Hansestadt darf man fast überall ohne Jahreskarte fischen. Solche freien Reviere sind bei den jungen Hobby-Anglern gefragt. Auch das Equipment muss unkompliziert und leicht zu handeln sein. Statt der dicken Kühltaschen und langen Angeln bevorzugen City-Fischer kurze Ruten, Köderbox und Rucksack. Bei der Wahl ihrer Ausrüstung sind urbane Angler aber recht marken- und modebewusst: Auf Instagram tauscht man sich über die neuesten Trends aus.

    Mit den traditionellen Anglern haben sie dennoch viel gemeinsam. „Wenn ich angeln gehe, kann ich supertoll abschalten“, sagt beispielsweise der Youtuber Viktor Eras. Isar-Fischer Reuther stimmt ihm zu: „Man ist fokussiert – und vergisst alles andere.“

    So wird man Angler

    1. Fischerprüfung: Von Ausnahmen abgesehen muss man in Deutschland eine amtliche Fischerprüfung nachweisen. Vorbereitungskurse kosten zwischen 80 und 200 Euro. Nach bestandener Prüfung gibt es den Schein
    2. Fischereierlaubnis: Für die meisten Gewässer braucht man eine Fischereierlaubnis – ob als Tages- oder als Jahreskarte. Es gibt jedoch auch manche freie Gewässer.
    3. Ausrüstung: Ein Fliegenfischer kann für sein Equipment leicht 800 bis 1.000 Euro ausgeben. Ein Streetfisher kommt mit einer leichten Rute aus