Mit Aktien und Fonds fürs Alter vorsorgen: Das ist ein Trend unter jungen Menschen in Deutschland. Klassische Wege dagegen – festverzinsliche Papiere, das gute alte Sparbuch oder der Bausparvertrag – verlieren an Bedeutung. Das ist ein Ergebnis der neuen Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen“, die das große überbetriebliche Versorgungswerk MetallRente Anfang Juni veröffentlicht hat. Für die repräsentative Jugendstudie wurden 2.500 Frauen und Männer im Alter von 17 bis 27 Jahren durch das Forschungsinstitut Verian befragt. Die Ergebnisse zeigen, wie die junge Generation hinsichtlich Altersvorsorge tickt und welche finanziellen Ängste sie umtreibt.
Optimismus im eigenen Leben – aber pessimistisch für Deutschland
Und die Ergebnisse sollten Politiker aufhorchen lassen. Der MetallRente-Studie zufolge fürchten nämlich drei von vier Befragten, im Alter arm zu sein. Ihre Zukunft in den nächsten 10 bis 15 Jahren dagegen schätzen die jungen Leute überwiegend positiv ein: 87 Prozent glauben, es werde ihnen persönlich „gut“ oder „sehr gut“ gehen. Nur 2 Prozent denken, ihre Situation verschlechtere sich. Deutlich weniger optimistisch blicken die Jugendlichen auf die Entwicklung in Deutschland: Hier glauben nur 26 Prozent, es gehe in den nächsten 10 bis 15 Jahren bergauf – fast zwei Drittel sind überzeugt, die Situation werde schlechter. „Dass Menschen ihre eigene Situation positiver beurteilen als die ihres Landes, ist nicht ungewöhnlich. Die eigene Situation kann man schließlich beeinflussen“, sagt Sabine Wolfert, Projektleiterin beim Umfrageinstitut Verian.
Allerdings stecken hinter dem Pessimismus auch die Krisenerfahrungen der vergangenen Jahre. Corona, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, die brenzlige Sicherheitslage im Nahen Osten – all das ist nicht spurlos an den jungen Menschen vorübergegangen. Erstmals in der seit 2010 alle zwei Jahre stattfindenden Umfrage zeigt sich deshalb auch ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis in finanziellen Fragen: „Ich werde so viel Geld wie möglich beiseitelegen, um in Zukunft versorgt zu sein“ – das gaben knapp vier Fünftel der Befragten an.
Auf Riester setzen nur noch 17 Prozent der jungen Menschen, die Altersvorsorge betreiben
Der Wunsch, mehr Geld fürs Alter zurückzulegen, spiegelt sich in den Antworten zum Sparverhalten noch nicht. Zwar geben 88 Prozent der Befragten an, zu sparen – aber nur 54 Prozent legen schon etwas für ihre Altersvorsorge zurück. „Dieser Wert ist über die letzten 15 Jahre relativ stabil“, sagte Professor Christian Traxler, Ökonom von der Hertie School in Berlin, bei der Vorstellung der Studie. Fast unverändert ist auch der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Immer noch sorgen in dieser Altersgruppe mehr junge Männer (59 Prozent) als junge Frauen (47 Prozent) fürs Alter vor.
3 von 4 der befragten jungen Menschen haben Angst, im Alter nur eine geringe Rente zu erhalten.
Die spannendste Entwicklung gab es bei der Frage, wie gespart wird. Hier hatten noch bis vor kurzem Sparbuch und Co. die Nase vorn. Bei denjenigen, die schon Altersvorsorge betreiben, tun das 2025 mit Aktien oder Fonds: 62 Prozent der Altersvorsorgenden geben an, auf diese Weise zu sparen. Die Betriebliche Altersversorgung (BAV) liegt mit 40 Prozent nach festverzinslichen Angeboten (55 Prozent) auf Platz drei. Die klassischen Anlageformen Bausparvertrag (30 Prozent) oder private Lebens- oder Rentenversicherung (26 beziehungsweise 21 Prozent) dagegen werden nur noch von gut einem Viertel genutzt. Abgeschlagener Letzter ist die Riester-Rente: Während 2010 noch die Hälfte der befragten jungen Menschen angab, sie spare mit Riester, behaupten das heute nur noch 17 Prozent.
Unternehmen haben beim Thema Altersvorsorge den größten Vertrauensvorschuss
„Die BAV kann nach wie vor junge Menschen überzeugen“, kommentiert Hansjörg Müllerleile, Geschäftsführer der MetallRente, die recht guten Werte. Die Beliebtheit der betrieblichen Angebote spiegelt sich auch in einem anderen Ergebnis: Junge Menschen, die derzeit noch kein Geld fürs Alter zurücklegen, würden sich am ehesten durch die BAV zum Sparen für die Rente animieren lassen (73 Prozent) – der Riester-Rente trauen nur 41 Prozent diese Überzeugungskraft zu.
Auf die Frage „Wie sehr vertraust du folgenden Organisationen beziehungsweise Anbietern?“ rangieren denn auch die Angebote vom eigenen Unternehmen und den betrieblichen Pensionskassen auf Rang eins (58 Prozent). Die gesetzliche Rentenversicherung bringen 49 Prozent der jungen Menschen Vertrauen entgegen, Fonds, Banken und Versicherungen schneiden noch schlechter ab. „Die Angebote der Arbeitgeber sind zum ersten Mal in unseren Umfragen auf der Top-Position der Vertrauensträger“, sagt Müllerleile. Das zeige die Attraktivität betrieblicher Angebote, wie sie in der M+E-Industrie etwa die MetallRente biete.
Die MetallRente
Die MetallRente GmbH ist eine gemeinsame Gesellschaft des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall und der Gewerkschaft IG Metall. Sie wurde gegründet als Versorgungswerk der Metall- und Elektroindustrie mit dem Ziel, Beschäftigte bestmöglich vor Versorgungslücken im Alter, bei Invalidität und beim Hinterbliebenenschutz zu schützen. Neben der Metall- und Elektroindustrie haben sich über die Jahre auch die Stahl- und IT-Industrie, die Branchen Holz, Kunststoff, Textil sowie über 150 Handwerksbranchen dem Versorgungswerk angeschlossen. Das macht die MetallRente zum größten Branchenversorgungswerk Deutschlands. Mehr Infos unter: www.metallrente.de
Junge Menschen wünschen sich ein Schulfach zum Finanzwissen
Aber wissen Jugendliche und Berufseinsteiger heute überhaupt, wie sie fürs Alter vorsorgen können? Auch das hat die Studie abgefragt. „Es gibt ein hohes Problembewusstsein, aber wenig Finanzwissen“, fasste Carmela Aprea, Professorin für Wirtschaftspädagogik an der Uni Mannheim, die Ergebnisse zusammen. So wussten etwa auf eine Frage zum Zinseszins-Effekt nur 58 Prozent der Befragten die richtige Antwort. „Aus anderen Umfragen wissen wir: Ältere Erwachsene schneiden insgesamt besser ab. Das heißt: Im Elternhaus wird dieses Wissen nicht weitergegeben“, meinte Aprea.
40 Prozent der Altersvorsorgenden unter den Befragten setzen auf die Betriebliche Altersvorsorge.
Und noch etwas zeigt die aktuelle MetallRente-Studie: Je weniger privilegiert die Situation einer Familie, desto schlechter ist das Finanzwissen des Sprösslings zum Thema Altersvorsorge. Schon um diese Ungerechtigkeit auszugleichen brauche es gute Finanzbildungs-Institutionen, fordert Aprea. Wer diese Rolle übernehmen kann? Davon haben die jungen Menschen eine klare Vorstellung. Auf die Frage „Was würdest du dir zum Thema Altersvorsorge wünschen?“ antwortete eine überwältigende Mehrheit von 87 Prozent: „Das Thema sollte in einem eigenen Schulfach ‚Wirtschaft und Finanzen‘ behandelt werden.“ Einen offiziellen und unabhängigen Social-Media-Kanal dazu wünschen sich dagegen „nur“ drei Viertel der Befragten.
Das kann der Zinseszins-Effekt
Der Zinseszins-Effekt ist einer der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Altersvorsorge. Er beschreibt den Prozess, bei dem Zinsen nicht nur auf das ursprünglich angelegte Kapital, sondern auch auf bereits erhaltene Zinsen gezahlt werden. Dadurch wächst das Vermögen nicht nur linear, sondern exponentiell über die Zeit. Je länger das Geld angelegt ist, desto stärker wirkt dieser Effekt.

Michael Aust berichtet bei aktiv als Reporter aus Betrieben und schreibt über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Nach seinem Germanistikstudium absolvierte er die Deutsche Journalistenschule, bevor er als Redakteur für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ und Mitarbeiter-Magazine diverser Unternehmen arbeitete. Privat spielt er Klavier in einer Band.
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