Donauwörth. „Das kann ich ja auch!“ Dies oder Ähnliches hat schon so manche Teilnehmerin der Girls’Day Akademie festgestellt, wenn sie im Unternehmen zu Bohrer oder Feile gegriffen hat. Auch die 15 Schülerinnen der Dr.-Max-Josef-Metzger-Schule in Meitingen hatten solche Aha-Erlebnisse, als sie bei Airbus Helicopters in Donauwörth kleine Modell-Hubschrauber anfertigten: „Es ist ja gar nicht so schwer und macht Spaß“, war das Fazit.

Genau dies ist das Ziel des Projekts: Junge Frauen sollen durch eigenes Ausprobieren erleben, dass sie fit sind in technischen Fähigkeiten – selbst wenn manche von ihnen damit bislang wenig zu tun hatten. Dadurch erweitert sich das mögliche Spektrum für ihre Berufswahl hin zu Zweigen wie Mathe, Informatik, Ingenieurwesen, Naturwissenschaften, Technik (sogenannte MINT-Fächer). Denn immer noch wählen Frauen eher „klassische“ Frauenberufe – und nehmen sich damit oft die Chance, in besonders gut bezahlten Branchen wie etwa der Metall- und Elektro-Industrie (M+E) Karriere zu machen.

Beim Firmenbesuch lernen die Mädchen weibliche Vorbilder kennen

Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Arbeitgeberverbände bayme vbm, nennt dazu Zahlen: „Derzeit sind rund 25 Prozent der Beschäftigten in der bayerischen M+E-Industrie weiblich“, betont er. „Dieser Anteil ist zu gering.“ Daher engagieren sich die Verbände mit dem bayerischen Wirtschaftsministerium sowie der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit gezielt für Projekte zur Berufsorientierung wie die Girls’Day Akademie, die Mädchen Technikbegeisterung vermittelt. Klaus Beier von der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit ist überzeugt, dadurch Rollenklischees aufbrechen zu können: „Die Mädchen lernen bei ihren Unternehmensbesuchen weibliche Vorbilder kennen.“

Wie auch bei Airbus Helicopters. Während der Projekttage im Werk in Donauwörth tauschten sich die Schülerinnen mit Ausbilderin Jessica Bucher aus. Sie machte den jungen Mädchen Mut, bei der Berufswahl auf das Bauchgefühl zu hören – und nicht nur zu schauen, was „in“ ist. „Obwohl ich schon als Kind gerne gebastelt und an Maschinen geschraubt habe, war ich überzeugt, dass Jungen das alles viel besser können“, erzählt sie. „Doch es war genau richtig, mich für eine technische Ausbildung zu entscheiden.“ Obwohl in ihrer Ausbildungsklasse überwiegend junge Männer waren, seien diese keineswegs schlauer oder besser, im Gegenteil, so ihre Erfahrung: „Häufig kamen sie nach dem Unterricht zu mir, um sich noch mal alles erklären zu lassen“, schmunzelt sie.

Es kommt nicht selten vor, dass sich eine Teilnehmerin hinterher bei Airbus bewirbt

Airbus Helicopters kooperiert seit Jahren regelmäßig mit der Girls’Day Akademie. Eine Win-win-Situation, denn das Unternehmen knüpft Kontakte zu möglichen Auszubildenden. Immer wieder kommt es vor, dass sich eine Teilnehmerin später bei Airbus bewirbt. Das wird ausdrücklich begrüßt: Das Lernniveau ist höher, wenn auch Frauen in den Ausbildungsklassen sind, hat das Werk festgestellt. Und wer weiß, vielleicht klopft auch eine der diesjährigen Akademie-Teilnehmerinnen mal in Donauwörth an.

So macht die Girls’Day Akademie Lust auf Technik

  • Die Ziele: Mädchen orientieren sich für die Berufswahl im MINT-Bereich (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) – und lernen bei Praxiseinsätzen in Firmen, welche Fähigkeiten sie dafür brauchen.
  • Dauer: Die Akademie erstreckt sich über ein Schuljahr als zusätzliches Kursangebot zum regulären Unterricht an Gymnasien oder Realschulen.
  • Inhalte: Einblicke in Firmen, Hineinschnuppern in technische Berufe, Bewerbungstrainings, Informationen über Ausbildungsmöglichkeiten.
  • ehr Informationen gibt es hier: bildunginbayern.de/girls-day-akademie
Alix Sauer
Leiterin aktiv-Redaktion Bayern

Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.

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