Köln. Enorme, aber unterschiedliche Prozentsätze bei der Förderung neuer Heizungen machen es möglich: Mitten in der Corona-Krise hat in den Kellern die Heizungswende begonnen. Statt in den Urlaub steckten zahlreiche Hausbesitzer 2020 viel Geld in effiziente und klimaschonende Heiztechnik, und im vergangenen Jahr setzte sich der Boom fort: 929.000 Geräte wurden verkauft, nochmal 10 Prozent mehr als im schon starken Vorjahr. Andreas Lücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie: „20 Jahre Stagnation beim Modernisieren sind vorbei!“

Das ist dringend nötig. Allein Wohngebäude verbrauchen ein Viertel der hierzulande benötigten Energie, hinzu kommt noch der Heizbedarf von Geschäfts- und Bürobauten. Ohne klimaschonende Heiztechnik wird die Republik ihre Klimaziele für 2030 reißen. Bis dahin muss der Kohlendioxid-Ausstoß der Gebäude daher laut Gesetz um 40  Prozent sinken – beschließt die EU ihre Klimapläne, sogar um die Hälfte.

Bis zu 45 Prozent Heizungsförderung können Verbraucher bekommen, wenn sie mit Ökoenergie heizen.

Seit 2020 gibt die Regierung über ein nun „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ genanntes Programm kräftig Anschub: 30, 35, ja 45 Prozent Förderung können Verbraucher für neue Heiztechnik ergattern, vorausgesetzt, sie nutzen damit auch Ökoenergie. Für einen neuen Gaskessel allein kriegt man nichts. „Das Programm ist ein Volltreffer“, sagt Lücke. Die Zahl der Förderanträge hat sich vervierfacht.

Heizungsförderung unbedingt vor Auftragsvergabe beantragen

Ab einem Alter von 15 bis 20 Jahren der Anlage lohnt es sich zunehmend, über einen Austausch der Heizung nachzudenken.

Doch wie geht die Förderung jetzt? Das erklärt Stefan Materne, Experte für Energieberatung bei der Verbraucherzentrale in Berlin. Ganz wichtig ist: „Den Förderantrag stellen, bevor Sie einen Vertrag abschließen und Leistungen beauftragen! Sobald Sie auf der Website fms.bafa.de einen Antrag über das elektronische Antragsformular gestellt haben, steht es Ihnen frei, mit der geplanten Maßnahme auf eigenes finanzielles Risiko zu beginnen.“ Und das ist jetzt drin:

  • 30 Prozent für Solarkollektoren: Wer sich Kollektoren aufs Dach legt, kann mit Sonnenenergie Wasser in einem Speichertank erwärmen. Das geht über einen Flüssigkeitskreislauf. Bei einem Einfamilienhaus sind vier bis sechs Qua­dratmeter Fläche üblich, je nach Warmwasserverbrauch aber auch mehr, sagt Materne. „Damit kann man in der Regel 60  Prozent der fürs Warmwasser nötigen Energie gewinnen. Im Sommer bleibt die Heizung dann aus.“ Pluspunkt: Solar­thermie lässt sich an eine bestehende Heizung anschließen. Von den geschätzt 8.000 bis 13.000 Euro Kosten schießt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) 30 Prozent zu. Klar, dass der Absatz im zweiten Halbjahr 2020 um die Hälfte zulegte.
  • 20 Prozent Heizung ist „renewable ready“: Wird eine Heizung schon beim Einbau für erneuerbare Energien vorbereitet, gibt es 20  Prozent Förderung, sagt Materne. „Etwa, wenn man neben einem neuen Heizkessel eine kombinationsfähige Steuertechnik einbaut sowie ein Konzept einreicht.“ Später schließt man Pufferspeicher und Kollektoren oder Biomassekessel an. Neue Gas-Brennwertkessel sind zwar 15 Prozent effizienter als herkömmliche Technik. Gefördert werden die etwa 12.000 Euro teuren Geräte aber nur, wenn sie kombinationsfähig sind. Doch Achtung: Wer nicht binnen zwei Jahren Öko­energie anschließt, muss die Förderung zurückzahlen!
  • 30 Prozent für eine Gas-Hybridheizung: Sie kombiniert eine Gasheizung mit Wärmepumpe, Biomassekessel oder Sonnenkollektoren. Clevere Hausbesitzer können so für eine neue Gas-Brennwertheizung 30  Prozent Zuschuss rausholen. „Aber: Die Ökoenergie muss in dem Fall mindestens ein Viertel des Heiz­energieverbrauchs liefern“, erklärt Materne. „Bei Solarkollektoren benötigt man für ein Einfamilienhaus dann geschätzte zehn bis zwölf Quadratmeter Fläche.“  Ein Brennwertkessel plus Solarthermie zur Warmwasserbereitung kostet heute um die 20.000 Euro, wenn die Solarthermie mitheizt 25.000 Euro, die Bafa gibt 6.000 bis 7.500 Euro dazu.
  • 35 Prozent bei Heizen mit Biomasse: Das war 2021 sehr gefragt; der Absatz von Biomasse-Heizungen legte um 41 Prozent auf 76.500 Stück zu. Besonders beliebt ist die Pelletheizung. Moderne Kessel werden automatisch beschickt und eignen sich gut als Zen­tralheizung. Man benötigt einen großen Heißwasserspeicher und Platz zum Lagern der Pellets. So eine Heizung kostet um die 30.000 Euro. Materne: „Die Bafa schießt weitere 5 Prozent zu, wenn die Anlage beim Feinstaub-Ausstoß den Grenzwert von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Abgas einhält.“
  • 35 Prozent für eine Wärmepumpe: 2021 wurden 154.000 Geräte installiert, meist im Neubau. Mit ihnen gewinnt man die Energie zum Heizen aus Umgebungsluft, Erdboden oder Grundwasser. „Die Anlagen erhitzen das Wasser im Kreislauf auf bis zu 50 Grad“, berichtet Materne. Im Altbau sind sie dennoch oft nicht geeignet. Es sei denn, er ist sehr gut gedämmt und hat Fußboden- oder Wandheizung. „Man muss das im Einzelfall prüfen.“ Wärmepumpen erhält man heute für 24.000 Euro (Luft), 32.000 Euro (mit Erdkollektor) oder bis 37.000 Euro (mit Erdsonde). Materne: „Wichtig ist, dass das Gerät in der Bafa-Liste ,Pumpen mit Effizienznachweis‘ aufgeführt ist. Nur dann gibt es Förderung.“ Tipp: Auf die Jahreszahl achten! Je höher sie ist, desto billiger arbeitet die Pumpe. 
  • 35 Prozent bei kombinierter Öko­energie: Solche Kombinationen kosten viel. Gängig sind Biomasse plus Solarkollektoren oder Wärmepumpe plus Photovoltaik auf dem Dach. Die Sonne liefert dann Strom für die Wärmepumpe.
  • 30 Prozent für Fernwärme: Wer sein Heim an ein Fernwärmenetz anschließt, erhält 30 Prozent Förderung für die Wärmeübergabestation, wenn die Wärme mindestens zu einem Viertel aus Ökoenergie stammt. Bei 55 Prozent Ökoanteil gibt es 35 Prozent Zuschuss.
  • 10 Prozent Zusatzbonus bei Ersatz einer Ölheizung: Ersetzt man einen alten Ölkessel, gibt es noch mal 10  Prozent Förderung obendrauf. Also: 40  Prozent bei Gas plus Ökoenergie oder Solarkollektoren sowie sogar 45 Prozent bei Biomasse-Heizung oder Wärmepumpe. 

Stichwort Brennstoffzelle: Sie erzeugt mithilfe von Wasserstoff Wärme plus Strom und funktioniert auch mit Erdgas. Sie muss jedoch mindestens in 5.000 der 8.760  Jahresstunden laufen. Für Ein- und Zweifamilienhäuser ist sie daher oft nicht geeignet, weil im Sommer nicht viel Wärme benötigt wird. Kosten einer Brennstoffzelle mit Gas-Brennwertkessel zur Spitzenlastabdeckung: 40.000 bis 45.000 Euro. Bei einer Anlage mit 1.000 Watt schießt die Kreditanstalt für Wiederaufbau 12.300 Euro zu.

Bei den angegebenen Preisen handelt es sich, so unser Experte, um bundesweite Durchschnittspreise. Sie können regional durchaus deutlich abweichen.

Übrigens: Förderung erhält auch, wer seine Heizung ersetzen muss, weil sie über 30 Jahre alt ist. Und wer die Heizung ohne Förderung saniert: 20  Prozent der Kosten kann er über drei Jahre von der Steuerschuld abziehen, insgesamt aber maximal 40.000 Euro.

Weil die Preise derzeit anziehen, holt man besser mehrere Kostenvor­an­schläge ein, rät Materne. Für die Vergleichbarkeit der Angebote ist es hilfreich, sich die identischen Komponenten anbieten zu lassen. Und am besten lässt man sich beraten. Die Verbraucherzentrale bietet einen „Eignungs-Check Heizung“ an. Experten finden sich unter energie-effizienz-experten.de. Das Schöne: Auch die Beratung wird gefördert.

Ölheizung: Diese Regeln gelten ab 2026

Das wird verboten: Von 2026 an dürfen reine Ölheizungen nicht mehr neu in Häusern installiert werden.

Das bleibt erlaubt: Alte Ölheizungen dürfen weiterlaufen, auch nach dem Jahr 2025 noch. Auch neue Ölkessel darf man einbauen, sofern man sie mit erneuerbarer Energie kombiniert. Oder wenn ein Gas- oder Fernwärmeanschluss nicht möglich ist.

Austauschpflicht: Heizungen, die mehr als 30 Jahre alt sind, müssen laut der Energieeinsparverordnung ausgetauscht werden. Übrigens: Zurzeit gibt es in deutschen Kellern noch rund 5,4 Millionen Ölheizungen.