Stuttgart. Einen Eierlikör an den Feiertagen, Ketchup zu den Würstchen an Heiligabend, Cocktailsoße zum Fondue an Silvester – köstlich! Doch die Leckereien sind schwer zu portionieren: Erst kommt gar nichts aus der Flasche, dann ein großer Schwall.

Verhindern kann man das so: Die Flaschen kräftig schütteln, bevor man den Inhalt ausgießt. Warum? „Steht zum Beispiel Ketchup längere Zeit, verbinden sich verschiedene Moleküle. Es entstehen sogenannte langkettige Polymere“, erklärt Professor Jochen Weiss, Leiter der Lebensmittelmaterialwissenschaft an der Universität Hohenheim in Stuttgart.

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Scherkräfte am Werk

Diese Molekülketten verbinden sich auch untereinander. So entsteht eine relativ stabile Struktur, der Ketchup wird fest. Schüttelt man die Flasche, wird der Inhalt langsam flüssiger: „Die Scherkräfte lösen die Struktur nach und nach auf“, erklärt Weiss. Das sind physikalische Kräfte, die aus verschiedenen Richtungen auf einen Gegenstand wirken. Ketchup, Soße oder Eierlikör fließen gleichmäßig aus der Flasche. Allerdings nicht lange: Lässt man die Flasche stehen, verfestigt sich der Inhalt wieder. „Man spricht vom Thixotropie-Effekt“, so der Experte. Gemeint ist der Wechsel von fest zu flüssig durch Erschütterung mit anschließender Rückkehr in den festen Zustand.

Andrea Veyhle
Autorin

Nach dem Germanistik- und Anglistik-Studium absolvierte Andrea Veyhle ein Volontariat und arbeitete für eine Agentur. Seit 2007 ist sie freiberuflich für verschiedene Verlage tätig. Für aktiv berichtet sie in Reportagen über die Chemie in Baden-Württemberg und stellt mit Porträts die vielseitigen Berufsbilder der Branche vor. Außerdem erklärt sie, wo uns chemische Produkte im Alltag begegnen. In ihrer Freizeit experimentiert sie gerne in der Küche, Kalorien strampelt sie auf dem Rennrad wieder ab.

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