Die nächste Tarifrunde wirft ihre Schatten voraus, ab Dezember wird verhandelt. Klar ist, dass die dramatischen Corona-Folgen bis dahin nicht bewältigt sind. Im Gegenteil: Ausbleibende Aufträge, eine weiter unübersehbare Weltlage und unvermeidliche Insolvenzen von einheimischen Betrieben werden ihren Tribut fordern. Hinzu kommen die bekannten Herausforderungen des Strukturwandels, der von der Pandemie ja nur überlagert und verstärkt wurde.

Deshalb ist dies die Zeit, um ausdrücklich an zwei Tarifabschlüsse zu erinnern, die bei der Krisenbewältigung hilfreich waren: 2010 einigte sich die IG Metall mit den M+E-Arbeitgebern auf einen Vertrag, der die Wirtschafts- und Finanzkrise berücksichtigte und zugleich den Beschäftigten eine finanzielle Perspektive bot. Und im Frühjahr 2020, auf dem Höhepunkt der Ausbreitung des Corona-Virus, haben beide Seiten solidarische Krisenmaßnahmen ohne Entgeltsteigerungen vereinbart.

Vernunft und Verantwortung sollten uns auch in diesem Winter leiten, damit Betriebe und Beschäftigte durch die Krise kommen. Nicht nur in den imageprägenden Branchen des Nordens, dem Schiffbau und der Luftfahrt-Industrie, sondern auch bei den Auto- und Maschinenbauern braucht es eine große gemeinsame Kraftanstrengung, um Aufträge und Arbeitsplätze dauerhaft zu sichern.

Wenn die internationale Konkurrenz wächst, muss die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe mitwachsen. Wenn kurzfristig Bestellungen geändert werden, muss auch die Personalpolitik flexibel reagieren können. Wo neue Geschäftsmodelle entstehen, braucht es auch neue Qualifikationen.

Und wo dauerhaft Aufträge ausbleiben, geht auch die Arbeit aus; doch lässt sich der unvermeidliche Stellenabbau hier vielleicht sozialverträglich gestalten.

Trotz der durchwachsenen Aussichten besteht kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Betriebe und Beschäftigte, Betriebsräte und Gewerkschaft können vieles tun, um die Risiken der Krise zu begrenzen und ihre Chancen zu nutzen. Packen wir es an. Gemeinsam.