Ingolstadt. Mehr als 20 Jahre hat Andreas Weber (47) bei Audi mit Benzin- und Dieselmotoren gearbeitet. Der Maschinenbau-Ingenieur kitzelte die letzten PS für Rennwagen heraus. Und er entwickelte Motoren für Serienautos weiter. Aber jetzt gibt er in einem anderen Bereich richtig Gas – und tüftelt an den Elektroantrieben von morgen.

Mitten im Berufsleben hat der Audi- Entwickler noch einmal umgesattelt. Weil Audi die Fort- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter vorantreibt, durfte er zurück an die Hochschule und hat dort Vorlesungen besucht und Prüfungen geschrieben.

Abgschlossen hat Weber ein sogenanntes Mini-Studium Elektromobilität an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI). Elektro-Ingenieur ist er deshalb natürlich noch lange nicht. „Aber die Fortbildung ermöglicht es mir, die Sprache der neuen Kollegen zu verstehen, die richtigen Fragen zu stellen und mich reinzuarbeiten“, sagt er.

Erst zurück an die Hochschule, dann für die Zukunft der Elektroautos forschen

Weber gehört zur ersten Generation von Ingenieuren, die dieses ergänzende Studium an der THI abgeschlossen haben. Mittlerweile läuft der vierte Durchgang, 80 Kollegen haben insgesamt bereits teilgenommen. Wie Weber waren sie Montag bis Mittwoch ganz normal am Arbeitsplatz, Donnerstag und Freitag verbrachten sie im Hörsaal.

Dreieinhalb Monate dauert die Fortbildung, deren Inhalte Audi-Experten und Professoren gemeinsam erarbeitet und auf den Autokonzern zugeschnitten haben. Auf dem Stundenplan stehen Themen wie „Konzepte elektrifizierter Fahrzeuge und Energiespeicher“ oder „Elektrische Maschinen und Leistungselektronik“.

Weber weiß über all das nun bestens Bescheid. Und er nutzt sein Wissen in der Praxis. Wenn der Audi-Mann am Computer sitzt und Skizzen oder Modelle anfertigt, grübelt er etwa darüber, wie sich eine Aufhängung optimieren lässt. Oder ob man hier oder da nicht vielleicht eine Schraube einfach weglassen kann. „Dabei möchte ich neue Sachen denken, Erfinder sein“, sagt Weber. Was er genau macht, darf er nicht verraten. Einzig, dass es um Gehäuse von Elektromotoren geht.

Der Drang nach innovativen Lösungen – er ist einfach immer noch da. Genau wie vor gut 20 Jahren. Gleich nach dem Studium Mitte der 1990er Jahre hatte Weber bei Audi angefangen und sich im Unternehmen vorgearbeitet.

Mehr als 20 E-Mobile kommen bis 2025 bei Audi auf den Markt

Zu Beginn war er zuständig für die superschnellen Rennwagen. Und die machte er zusammen mit Kollegen noch schneller. Die Flitzer errangen Meisterschaften und Erfolge rund um den Globus. „Es war ein Glücksfall für mich“, sagt Weber, „ich wollte in den Rennsport und durfte bei Audi gleich als Frischling einsteigen.“ Zwölf Jahre trug er zur Erfolgsstory der Ingolstädter bei. „Zum Schluss war ich in alle Rennsportserien involviert, in denen wir aktiv waren.“

Dann folgte der Wechsel in die Serie, wo Weber die Konstruktion von Serienautos vorantrieb. Fast ein Jahrzehnt lang kümmerte er sich um die Weiterentwicklung der Kurbelgehäuse von V-6-Ottomotoren, die im A 8, im Q 7, aber auch im Porsche Cayenne und im VW Touareg verbaut sind.

Jetzt tüftelt Weber am Antrieb des Audi e-tron, einem reinen Elektroauto, das noch in diesem Jahr präsentiert wird. 2019 startet der Audi e-tron Sportback als zweites Elektroauto, 2020 der Audi e-tron GT von Audi Sport. Bis 2025 plant der Konzern mehr als 20 elektrifizierte Modelle. Schon seit 2017 sind die Ingolstädter in der Formel E aktiv, einer rein elektrischen Rennserie.

„Elektromobilität ist eine zusätzliche Option“, sagt Weber auf die Frage, welche Antriebsform in den kommenden Jahren das Rennen machen wird. „Ob es die alleinige und richtige ist, wird die Zukunft zeigen.“ Er selbst ist mit E-Autos natürlich schon häufig gefahren: „Und das macht richtig Spaß.“

Persönlich

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Wir hatten zu Hause einen landwirtschaftlichen Betrieb. Ich habe schon als kleiner Junge mit meinem Vater Fahrzeuge repariert.

Was reizt Sie am meisten?

Mir geht’s ums Erfinden, Konstruieren und Tüfteln. Ich will Probleme lösen, entwickeln, die Technik mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln weiterbringen.

Worauf kommt es an?

Man muss exakt sein, exakt arbeiten und exakt kommunizieren. Zudem müssen alle am Prozess Beteiligten zufrieden sein.

Christian Schreiber
Autor

Unser freier Autor Christian Schreiber ist als Journalist in Baden-Württemberg, Bayern und der Welt unterwegs. Wirtschaftsthemen fesseln ihn seit seiner Jugend. Der Allgäuer, der in Augsburg Medien und Kommunikation studierte, hat die Berge in sein Herz geschlossen und auch sie zum Gegenstand der Berichterstattung gemacht.

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