Vom Alten Land im Norden bis zum Bodensee im Süden Deutschlands: Überall wird jedes Jahr im Herbst wieder der Deutschen liebstes Obst geerntet – der Apfel. Jeder von uns isst pro Jahr durchschnittlich 25 Kilogramm Äpfel. Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft führen Äpfel mit weitem Abstand vor Bananen, von denen etwa 11 Kilogramm genascht werden.

Wenn man sich das noch einmal vor Augen führt, wird die Liebe zum Apfel besonders deutlich: 75 Prozent der gesamten Obstmenge, die in Deutschland geerntet werden, sind Äpfel. So wurden beispielsweise 2019 rund 2,3 Millionen Tonnen Äpfel verbraucht – als Nahrungsmittel, aber auch als Saft oder Tierfutter.

Manche Früchte sind rot, andere gelb oder grün. Sie heißen Elstar, Jonagold oder Pink Lady. Doch macht es einen Unterschied, zu welchem Apfel ich greife, und wie gesund ist eigentlich Apfelsaft? Antje Gahl, Ernäh-rungswissenschaftlerin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung erklärt, was alles in dem beliebten Obst steckt.

Nicht nur Vitamin C: Viele wertvolle Inhaltsstoffe machen den Apfel gesund

Ein Apfel besteht zwar zu 85 Prozent aus Wasser, aber die restlichen Inhaltsstoffe haben es in sich: Das Obst enthält sekundäre Pflanzenstoffe, die vor Krebs schützen können, und jede Menge Vitamine, Mineral-stoffe und Spurenelemente. „Äpfel enthalten im Durschnitt nur rund 58 Kalorien pro 100 Gramm, damit sind sie kalorienarm und eignen sich immer als gesunder Snack zwischendurch“, erklärt Gahl. Neben Vitamin C enthalten Äpfel Kalium, das eine zentrale Aufgabe im Nerven- und Muskelstoffwechsel hat und den Wasserhaushalt reguliert. Das können andere Obstsorten aber auch.

Zu einem echten Gesundheitsbooster wird der Apfel durch die Flavonoide – das sind sekundäre Pflanzenstoffe. „Sie schützen vor Zellschäden, wirken blutdrucksenkend, entzündungshemmend und können das Immunsystem positiv beeinflussen. Da die meisten Vitamine und sekundären Pflanzenstoffe direkt unter der Schale liegen, sollten Äpfel möglichst mit Schale verzehrt werden“, rät die Ernährungswissenschaftlerin. Tipp: Wasserlösliche Ballaststoffe wie das enthaltene Pektin können auch bei Durchfall helfen. Dafür am besten eine kleine Portion geriebenen, zimmerwarmen Apfel essen.

Eine Allergie gegen Äpfel ist in Deutschland weit verbreitet

Die Apfel-Allergie ist die am weitesten verbreitete Obstallergie in Deutschland. Es handelt sich in der Regel um eine Kreuzallergie. Wer auf Pollen allergisch ist, hat auch meist beim Verzehr von Äpfeln Probleme. Denn einige Eiweiß-Bausteine im Apfel ähneln den Pollen. Das Immunsystem kann sie nicht unterscheiden. „Zu den allergenreichen Sorten zählen Golden Delicious, Granny Smith, Jonagold und Braeburn. Diese sollten bei einer Allergie gemieden werden,“ so die Expertin. Das hat zwei Gründe: In vielen jungen Sorten sind besonders viele Eiweißstoffe enthalten, die Allergikern nicht bekommen. Neue Äpfel enthalten zudem weniger Polyphenole als alte Sorten.

Man vermutet, dass eben diese sekundären Pflanzenstoffe die allergene Wirkung von Äpfeln aufheben. Sie bewirken aber auch, dass Äpfel nach dem Aufschneiden braun werden. Das mögen viele Kunden nicht. Deshalb sind Polyphenole bei den meisten neuen Sorten weggezüchtet.

Laut Expertin weisen alte Apfelsorten wie Berlepsch, Goldparmäne und Roter Boskoop ein geringeres allergenes Potenzial auf. Und sind daher eher für Allergiker geeignet. Wer lieber die seltenen, alten Apfelsorten essen möchte, sollte sich auf dem Wochenmarkt umsehen oder nach einer urtümlichen Streuobstwiese in seiner Nähe suchen. Tipp: Durch Kochen oder Backen verlieren Äpfel ihre allergene Wirkung. Oft genügt es sogar schon, die Äpfel an der Luft braun werden zu lassen.

Lieber Apfelsaftschorle als reinen Apfelsaft trinken

Generell gilt: Lieber die ganze Frucht mit Schale essen, damit man auch alle guten Inhaltsstoffe zu sich nimmt. Aber „im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung mit drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst kann ein Glas Fruchtsaft, wie etwa Apfelsaft, auch eine Portion Obst ersetzen“, sagt Gahl. Wer gerne zum Saft als Durstlöscher greift, sollte ihn lieber ordentlich mit Wasser verdünnen. „Am besten im Verhältnis 1 zu 3, also einen Teil Saft und drei Teile Wasser.“

Das ist gesünder, denn Apfelsaft enthält viel fruchteigenen Zucker. Ein Glas hat etwa genauso viele Kalorien wie ein Glas Limonade. Vorteil beim Apfelsaft: Er liefert im Gegensatz zur Limonade noch Mineralstoffe und Vitamine.

Äpfel mögen Dunkelheit und hohe Luftfeuchtigkeit

Für die richtige Lagerung der Äpfel, damit sie lange genießbar sind, hat die Ernährungswissenschaftlerin wichtige Tipps parat: „Kurzfristig können Äpfel im Kühlschrank aufbewahrt werden. Wer Äpfel jedoch länger lagern möchte, sollte einen kühlen, dunklen Raum mit hoher Luftfeuchtigkeit wie Keller oder Dachboden wählen. Äpfel können einfach nebeneinander auf Papier gelegt werden, damit sie keine Druckstellen entwickeln und schimmeln.“ Bei trockener Raumluft können die Äpfel auch in einer Plastiktüte gelagert werden. So schrumpeln sie nicht.

Im Supermarkt wird die Auswahl an Apfelsorten immer geringer

Auf der Welt gibt es mehr als 30.000 Apfelsorten, 2.000 davon allein in Deutschland. Das ist eine ganze Menge. Doch im örtlichen Supermarkt ist die Auswahl viel kleiner. So werden nur rund 25 verschiedene Sorten im Erwerbsobstbau kultiviert und nur 7 davon regelmäßig im Handel angeboten: Boskoop, Cox Orange, Golden Delicious, Elstar, Gloster, Jonagold und Granny Smith (Quelle: World Apple and Pear Association). Jeder dritte deutsche Apfel kommt übrigens aus dem Alten Land südlich der Elbe. Die Region ist das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Nordeuropas.

Ursprung der Äpfel

Fast alle modernen Äpfel stammen vom Golden Delicious ab. So ist der Jonagold-Apfel eine Kreuzung von Jonathan und Golden Delicious. Und Elstar, der beliebteste Apfel hierzulande, ist eine Kreuzung von Ingrid Marie und Golden Delicious. Daneben gibt es noch sogenannte Klubsorten. Die Bekannteste unter ihnen: Pink Lady. Diese Klubsorten unterliegen strengen Vorgaben und werden nur von wenigen Produzenten in den Handel gebracht.