Mönchengladbach. Da wird eine Schule wegen der Corona-Pandemie geschlossen – und der Schulleiter ist erst einmal erleichtert: „Das musste ja so kommen – das war meine erste Reaktion an diesem Freitag Mitte März“, erinnert sich Thomas Döring, Schulleiter der Textilakademie Mönchengladbach. Das tagelange Hin und Her vorher habe die 250 Schüler wie auch das Lehrerkollegium spürbar verunsichert.

Nach dem Shutdown hatten Döring und seine Kollegen trotzdem gut zu tun: „Wir haben dann ziemlich zügig mit dem Online-Unterricht begonnen.“ Es folgte ein wochenlanger Stresstest für die digitale Infrastruktur der Schule, die seit August 2018 mit modernster Ausstattung Berufsschüler aus der Branche durch ihre Ausbildung begleitet. Dörings Fazit Ende Juni: „Wir haben den Stresstest bestanden und wissen jetzt, an welchen Schrauben wir noch drehen müssen.“

Unterricht ging per Videokonferenz und schuleigenem Informationssystem weiter

Zu Beginn waren es zunächst Schüler der Abschlussjahrgänge, die über „Microsoft Teams“ Online-Unterricht hatten. „Wir konnten das zunächst drei Tage die Woche technisch und organisatorisch realisieren, dann fünf Tage.“

Mehrere Stunden pro Tag gab es so Unterricht per Videokonferenz.

Ergänzend nutzten Lehrer das schuleigene Informationssystem, um etwa Aufgaben mit Abgabetermin an die Schüler zu übermitteln.

„Die Technik hat insgesamt gut funktioniert“, sagt der Schulleiter, „auch die meisten Betriebe haben dazu beigetragen, dass der Unterricht auf diese Weise geklappt hat.“ Betriebe machten etwa zusätzliche Arbeitsräume frei und Zeit für die Auszubildenden, um im Betrieb lernen zu können. Natürlich gab es auch Probleme: So konnte ein Teil der Betriebe die Endgeräte, mit denen die Schüler dem Unterricht hätten folgen können, nicht in ausreichender Anzahl zur Verfügung stellen. Ein Umstand, der vor dem Shutdown nicht bekannt war – und jetzt schnell der Vergangenheit angehören soll. „Wir werden im kommenden Jahr jedem Schüler ein Notebook zur Verfügung stellen“, kündigt Döring an, „nicht etwa nur für die Zeit des Blockunterrichts, sondern für die gesamte Zeit der Ausbildung.“

Inzwischen läuft wieder der normale Unterricht – natürlich mit digitaler Unterstützung

Seit Mitte Mai läuft an der Schule wieder der altgewohnte Präsenzunterricht – natürlich unter Wahrung der Hygieneregeln. Und mit Unterstützung der digitalen Infrastruktur. Ausschließlich übers Internet zu lernen ist für Döring nur eine Notlösung: „Auch wenn die Schüler den Online-Unterricht gut angenommen haben: Schüler wie Lehrer brauchen die direkte Interaktion! Digitale Technik kann dabei aber gut unterstützen.“

Förderung durch die Arbeitgeber

Ausstattung mit Notebooks. Ab August 2021 soll jedem Auszubildenden, der die Textilakademie besucht, ein Notebook zur Verfügung stehen.

Neues Gästehaus. Die beiden Verbände investieren gerade 12 Millionen Euro in ein Gästehaus. Es soll im August 2021 fertig sein und 105 Akademie-Gästen Platz bieten.

Anja van Marwick-Ebner
aktiv-Redakteurin

Anja van Marwick-Ebner ist die aktiv-Expertin für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie. Sie berichtet vor allem aus deren Betrieben sowie über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Nach der Ausbildung zur Steuerfachgehilfin studierte sie VWL und volontierte unter anderem bei der „Deutschen Handwerks Zeitung“. Den Weg von ihrem Wohnort Leverkusen zur aktiv-Redaktion in Köln reitet sie am liebsten auf ihrem Steckenpferd: einem E-Bike.

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