Hannover/Nortrup. Gabriel Börner will es jetzt beruflich wissen. Und dafür nimmt er einigen Aufwand in Kauf: Während die Kollegen ihre Freizeit genießen, sich der Familie oder ihren Hobbys widmen, wird er noch einmal eine ganze Weile die Schulbank drücken. Sein Ziel: staatlich geprüfter Industriemeister Papierverarbeitung.

„Weiterbildung bringt einen immer nach vorne, und mehr zu wissen, ist niemals etwas Negatives“: Davon ist der 32-Jährige überzeugt. Seit Oktober besucht der gelernte Verpackungsmittelmechaniker – heute: Packmitteltechnologe – deshalb den Meisterkurs der IHK-Akademie Ostwestfalen in Bielefeld. Und zwar parallel zu seinem Vollzeitjob beim Verpackungsspezialisten Delkeskamp (rund 720 Mitarbeiter), Börner arbeitet als Maschinenführer im Wellpappenwerk in Hannover.

Drei Jahre dauert die Weiterbildung zum Meister, bei der man für Führungs- und Ausbildungsaufgaben fit gemacht wird. Außerdem geht es natürlich darum, noch mehr technisches Wissen zu erwerben, um dann die Verantwortung für Maschinen und Anlagen sowie eine störungsfreie Koordination der Produktion übernehmen zu können. Auch die Qualitätssicherung ist Thema. Und natürlich die Sicherheit im Betrieb. 

Guter Nachwuchs für die Vorarbeiter- und Meisterebene wird erst mal intern gesucht

Hält Börner nach erfolgreicher Prüfung schließlich seinen Meisterbrief in der Hand, kann er wohl schon bald bei seinem Arbeitgeber Delkeskamp eine Meisterstelle übernehmen. In dem Wellpappenwerk werden pro Jahr rund 80 Millionen Quadratmeter Wellpappe im Zweischichtbetrieb produziert und weiterverarbeitet. Börner arbeitet hier schon seit knapp zehn Jahren, der Umgang mit den vielen verschiedenen Maschinen ist ihm längst vertraut. „Und jetzt ist er endlich auch bereit für den Meisterkurs“, freut sich der Betriebsleiter Zeliko Jurić.

Der hatte Börner nämlich schon vor längerer Zeit das erste Mal auf die Karriere angesprochen. „Der Kollege ist technisch versiert, er hat Ehrgeiz, und er geht auch mit den Menschen in seinem Team sehr gut um: Deshalb konnte ich mir bald vorstellen, dass er mal einen guten Meister abgibt“, sagt Jurić.

Der Betriebsleiter spricht regelmäßig mit Delkeskamp-Personalleiterin Ute Schlötke über die sinnvolle Weiterbildung der Belegschaft. „Wir setzen auf Eigengewächse, wenn es um die Besetzung von Führungspositionen geht“, betont Schlötke, die in der Firmenzentrale in Nortrup sitzt. „Wir brauchen guten Nachwuchs gerade auch auf der Vorarbeiter- und Meisterebene, wir suchen immer nach Kandidaten.“

Im Firmenwagen zur Meisterschule

Bei Börner wiederum hatte erst einmal das Private Vorfahrt, er richtete gemeinsam mit seiner Frau eine Wohnung ein. Dann aber ließ er sich von Jurić gerne motivieren: „Jetzt kann ich mich ganz auf die besondere Herausforderung konzentrieren, und meine Frau hält mir den Rücken frei“, sagt er.

Und auch das Unternehmen hilft ihm, wo immer es geht, bei seinem Vorhaben. Die Firma Delkeskamp übernimmt die Kursgebühr und die Kosten fürs Lehrmaterial, stellt einen Firmenwagen für die Fahrten nach Bielefeld und berücksichtigt bei der Einteilung der Schichtpläne Börners Stundenplan an der IHK-Akademie.

„Irgendwann hat es bei ihm eben ‚Klick‘ gemacht“, sagt Personalleiterin Schlötke, „das ist jetzt für ihn und für uns richtig gut. Vielleicht lassen sich ja auch andere durch dieses Beispiel zu einer Weiterbildung motivieren.“

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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