Für den Standort Wismar der insolventen MV Werften ist ein neuer Eigentümer gefunden. Der Betrieb wird von Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) übernommen. Konkrete Angaben zum Kaufpreis machten die beteiligten Unternehmen bislang nicht. Nach Angaben des Insolvenzverwalters Christoph Morgen ist der Schiffbau in Mecklenburg-Vorpommern damit „langfristig und dauerhaft gesichert“. TKMS will an der Ostsee ab 2024 U-Boote und später möglicherweise auch Fregatten und Korvetten bauen.

„Wir kommen nach Wismar, um Marine Systems, aber auch dem Standort und den Menschen hier eine echte Perspektive zu geben“, erklärte Oliver Burkhard, der TKMS seit Anfang Mai als CEO leitet. „Wir kommen aus dem Schiffbau, und wir wollen in den Schiffbau gehen. Und das werden wir gemeinsam mit der Belegschaft tun – und zwar mit so vielen wie möglich. Wir sind überzeugt, dass wir gemeinsam erfolgreich sein können und dass diese Partnerschaft für alle gut ist.“

Mittelfristig rund 1.500 Beschäftigte möglich

Nach Angaben von TKMS sollen abhängig von der Auftragslage zunächst 800 Mitarbeiter am Standort Wismar beschäftigt werden, wenn die Produktion im Laufe des Jahres 2024 hochgefahren wird. Die Zahl könne bei weiteren Aufträgen im Oberflächenbereich mittelfristig sogar auf rund 1.500 Beschäftigte steigen, heißt es weiter.

Die MV Werften hatten Anfang 2022 einen Insolvenzantrag gestellt, nachdem dem asiatischen Eigentümer Genting wegen der Krise des internationalen Kreuzfahrt-Tourismus das Geld ausgegangen war. Nun sieht TKMS neue Chancen durch die massive Erhöhung des deutschen Wehretats infolge des Ukraine-Kriegs.

Viele Eigentümerwechsel seit der Gründung 1946

Der Schiffbaubetrieb in Wismar hat eine äußerst wechselvolle Geschichte hinter sich. 1946 als VEB Mathias-Thesen-Werft gegründet, wurde der Standort 1992 nach dem Ende der DDR zunächst zur MTW Schiffswerft und 1998 zur Aker MTW Werft. 2008 wurde der Standort an eine russische Investmentgesellschaft verkauft und in „Wadan Yards MTW“ unbenannt. 2009 folgten der nächste Eigentümerwechsel und die Umfirmierung in „Nordic Yards Wismar“. 2016 schließlich entstand die Gruppe MV Werften, die nun zum Insolvenzfall wurde.

Clemens von Frentz
Leiter aktiv-Redaktion Nord

Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht für das Magazin „aktiv im Norden“ in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.

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