Die Tarifgespräche 2020 haben im Norden überraschend früh und überraschend anders begonnen: Ohne konkrete Forderungen und laute Aufmärsche, in konzentrierter Atmosphäre, mit einem gut dreistündigen Gespräch in großer Runde.

Arbeitgeber- wie Gewerkschaftsvertreter bewerteten dieses erste Treffen im Februar als konstruktiv und vertrauensvoll. Kein Zweifel: Die Sozialpartnerschaft bewährt sich.

Die Wirtschaftswelt verändert sich

Das ist ein gutes Zeichen in schwieriger Zeit, denn an Herausforderungen gibt es wahrlich keinen Mangel: Der Strukturwandel in der Industrie ist in vollem Gange und verlangt besonders in den klassischen Fertigungsbereichen ganz neue Konzepte.

Der Strukturwandel in der Industrie ist in vollem Gange und verlangt ganz neue Konzepte

Die Digitalisierung verändert Tätigkeitsprofile und Geschäftsmodelle ganz grundlegend und erfordert frische Strategien in den Unternehmen. Die Exportnachfrage ist eingebrochen, die Weltkonjunktur kühlt sich angesichts fortdauernder internationaler Unsicherheiten weiter ab. Und die Mitarbeiter in unseren Betrieben nutzen immer häufiger die flexiblen Möglichkeiten des auslaufenden Tarifvertrags, um Sonderzahlungen in mehr Freizeit umzuwandeln.

Mehr Flexibilität, weniger Komplexität

Um auf dieses Bündel an Herausforderungen mit einem neuen Flächentarifvertrag zu antworten, bedarf es eines grundlegend neuen Denkansatzes: Mehr Flexibilität und weniger Komplexität, ausreichend Planungssicherheit für die Unternehmen und eine hinreichende Beschäftigungssicherung für die Arbeitnehmer müssen sich darin widerspiegeln. Die Tarifparteien müssen den Unternehmen größere Freiheiten geben, um die unterschiedliche Lage verschiedener Branchen in unterschiedlichen Regionen abzubilden und um schnell genug auf die Veränderungen in der Geschäfts- und Arbeitswelt reagieren zu können.

Gemeinsam weiterdenken hilft

Dazu soll das bewährte Instrument des Flächentarifvertrags zum Erhalt des sozialen Friedens in Deutschland weiterentwickelt werden. Eine Herkulesaufgabe, die aber zu bewältigen ist, wenn sich alle wie beim gelungenen Auftakt einig sind: Gemeinsam weiterdenken hilft!