Berlin. Ob beim Tanken oder im Supermarkt: Die starken Preissteigerungen hat jeder gespürt. Jetzt kommt erneut Hilfe von der Bundesregierung. Sie hat seit Februar an zwei Entlastungspaketen gearbeitet, die gerade verabschiedet worden sind. Was steckt alles drin, und wie kommt man dran? aktiv verschafft den Überblick.

  • Energiepreis-Pauschale: Einmalig 300 Euro bekommen alle Erwerbstätigen (und Selbstständigen). Doppelverdiener-Ehepaare bekommen also 600 Euro brutto extra. Das Geld wird im September mit dem Lohn ausbezahlt, man muss sich um nichts kümmern. Die Pauschale ist steuerpflichtig, bei Gutverdienern bleibt davon weniger übrig als bei Geringverdienern.
  • Ende der EEG-Umlage: Die EEG-Umlage wird am 1. Juli abgeschafft, also früher als geplant. Alle Stromkunden werden von dieser Abgabe (und der Umsatzsteuer darauf) befreit. Das macht bei einer vierköpfigen Familie rund 300 Euro pro Jahr aus.
  • Steuer-Entlastung: Die gibt’s rückwirkend ab Januar – und gleich auf mehreren Wegen. Erstens wird der Anfang des Jahres bereits gestiegene Grundfreibetrag bei der Einkommensteuer um 363 Euro auf 10.347 Euro erhöht. Zweitens wird der Arbeitnehmerpauschbetrag um 200 Euro angehoben: Arbeitnehmer können in ihrer Steuererklärung für 2022 also pauschal Werbungskosten in Höhe von 1.200 Euro geltend machen. Drittens werden Fernpendler entlastet: Wer mindestens 21 Kilometer zur Arbeit fährt, bekommt für einen Teil der Strecke schon ab 2022 eine Entfernungspauschale von 38 statt 35 Cent pro Kilometer (mehr zur erhöhten Entfernungspauschale auf aktiv-online).
  • Kinderbonus: Für Eltern gibt’s pro Kind einmalig 100 Euro, die automatisch mit dem Juli-Kindergeld ausbezahlt werden. Auch davon profitieren Geringverdiener mehr als Gutverdiener, wegen der Anrechnung auf den steuerlichen Kinderfreibetrag.
  • Tankrabatt und 9-Euro-Ticket: An der Zapfsäule hat man es sofort gemerkt: Zum 1. Juni wurde die Energiesteuer auf Kraftstoffe auf das europäische Mindestmaß gesenkt, befristet bis Ende August. Das macht Benzin laut ADAC rein rechnerisch um rund 35 Cent pro Liter günstiger, Diesel um rund 17 Cent je Liter. Aktuell lohnt sich für viele auch der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel: Von Juni bis August steht jedem das 9-Euro-Ticket zu, ein stark vergünstigtes Monatsticket.
  • Extra-Geld und Heizkostenzuschuss: Bezieher von Sozialleistungen bekommen im Juli 200 Euro Einmalzahlung, Bezieher von Arbeitslosengeld erhalten 100 Euro extra. Auch ein neuer Heizkostenzuschuss ist finanziell Schwächeren vorbehalten, nämlich den Wohngeld- und Bafög-Empfängern. Ein Single, der Wohngeld bezieht, bekommt zum Beispiel einmalig 270 Euro – auch wieder ganz automatisch.

Die Rentner gehen bei mehreren dieser Punkte leer aus. Aber: Anfang Juli steigen die Renten im Westen um 5,35 Prozent und im Osten um 6,12 Prozent. Das ist die kräftigste Rentenerhöhung seit fast 40 Jahren!

Die Entlastungen und Zuschüsse lässt sich die Regierung zig Milliarden Euro kosten. Allein die Energiepreispauschale wird mit 10 Milliarden Euro zu Buche schlagen, schätzt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Wobei mit der Inflation automatisch auch das Steueraufkommen steigt: Der Arbeitskreis Steuerschätzung rechnet für 2022 jetzt mit 17 Milliarden Euro mehr Einnahmen als bisher gedacht.

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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