Allendorf/Eder. Entspannt betritt Max Viessmann den Raum, bringt gute Laune mit und lässt sich auch von seinem sehr vollen Terminkalender nicht aus der Ruhe bringen, in dem heute zudem ein Besuch von aktiv steht.

Der 30-jährige Wirtschaftsingenieur und Unternehmensberater kam vor gut drei Jahren zurück nach Allendorf an der Eder, um die Viessmann-Gruppe in die digitale Welt zu führen.

Das traditionsreiche Familienunternehmen entwickelt und produziert Lösungen, die die Umgebung des Menschen mit der optimalen Raumtemperatur, Warmwasser, Strom und guter Luftqualität versorgen.

Muss man als ein Viessmann auch bei Viessmann arbeiten?

Man muss nicht, man darf. Ich bin mir der sozialen Verantwortung, die wir als Familie für all die Menschen haben, die für Viessmann arbeiten, sehr bewusst. Auch aus diesem Grund habe ich mich für diesen Weg entschieden. Meine Schwester ist deshalb wie ich in den Verwaltungsrat unserer Family Holding gegangen. Ich verantworte das operative Klimalösungsgeschäft. Mein Vater ist der Verwaltungsratsvorsitzende und damit mein Chef.

Was machen Sie anders als er?

Ich bin ein Kind meiner Zeit und liebe all das, was uns die Digitalisierung ermöglicht. Ich brauche kein eigenes Büro, sondern bin bei Besprechungen am liebsten vor Ort, so nah dran am Geschehen wie möglich. Ich will ereichbar sein, man kann mich jederzeit ansprechen, und dank Videokonferenz sind selbst spontane Meetings mit Teammitgliedern aus der ganzen Welt kein Problem mehr.

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„Ich habe im Unternehmen das Du eingeführt, was anfangs schon viele ein wenig irritierte“

Max Viessmann

Ich habe im Unternehmen das „Du“ eingeführt, was anfangs schon viele ein wenig irritierte, aber ich wünsche mir hier eine internationale Kultur der Zusammenarbeit. Für mich sind Mitarbeiter nicht Mitarbeiter, sondern Mitglieder der Viessmann-Familie, die alle - gleich woher sie kommen und gleich in welchem Land sie leben - gemeinsam an den Lebensräumen künftiger Generationen arbeiten.

Wie sieht diese Zukunft aus?

Das aktuell vorherrschende Thema ist der Klimawandel. Es erschüttert mich, dass wir Menschen mit der Industrialisierung und dem damit verbundenen CO2-Ausstoß ein Jahrtausende funktionierendes Gleichgewicht aus der Balance gebracht haben. Umso mehr müssen wir uns alle gemeinsam jetzt anstrengen. Auch hier kann die Digitalisierung helfen.

Wie kann die Digitalisierung den CO2-Ausstoß verändern?

Wir werden durch die Digitalisierung Produkte und Ideen viel schneller weiterentwickeln können. Noch mehr Effizienz in der Produktion oder beim Betrieb von Anlagen wird den Energieverbrauch senken.

„Allein in Deutschland sind zwei von drei der 21 Millionen Wärmeerzeuger veraltet und verbrauchen zu viel Energie.“

Da muss etwas passieren, letztlich überall in der Welt. Vor Kurzem haben wir ein neues Werk für effiziente Gas-Wandgeräte im chinesischen Pinghu bei Schanghai eingeweiht. Auch dort tut sich viel. Es gibt so viele tolle Möglichkeiten, etwas fürs Klima zu tun, im Kleinen wie im Großen. Wir haben deshalb auch alle bei uns aufgefordert, eigene Ideen zu entwickeln und bei uns einzureichen.

Was erwarten Sie vom neuen Jahr?

Wir eröffnen unsere neue Kantine, eine Begegnungsstätte für unsere Familienmitglieder, in die wir einen siebenstelligen Betrag investieren. Wir denken auch schon über eine Kita, ein Fitness-Studio und einen Mini-Supermarkt nach. Und schließlich freue ich mich beruflich über neue tolle Projekte – nicht zuletzt die Eröffnung des Maschinenraums in Berlin. Der Viessmann-Purpose, die Gestaltung von Lebensräumen künftiger Generationen, war noch nie so relevant wie heute.

Zur Person

Max Viessmann
  • Geboren 1989 in Frankenberg
  • Studium zum Wirtschaftsingenieur am Karlsruhe Institut für Technologie (KIT) und an der TU Darmstadt
  • Unternehmensberater bei The Boston Consulting Group, als Angel Investor in Europa und Asien unterwegs
  • 2016 Einstieg bei Viessmann
  • Heute: CEO Bereich Klimalösungen und Co-CEO der Viessmann Family Holding
Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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