Lüneburg/Berlin. Urlaubspläne für Ostern oder den Sommer zu schmieden, ist momentan eine heikle Sache. Niemand kann sagen, welche Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie dann nötig sein werden. Wie schnell sich die Situation ändern kann, hat uns der jüngste Lockdown gerade gezeigt. Aber auf den wohlverdienten Urlaub verzichten? Bestimmt nicht!

Die Deutschen lassen sich ihre Reiselust nicht nehmen“, sagt Professor Martin Lohmann, Tourismusforscher an der Leuphana-Uni in Lüneburg. Aber die Bundesbürger gehen mehr auf Nummer sicher: Der Trend zu Urlaub in Deutschland wird sich deshalb weiter verstärken, so die Einschätzung des Experten. Die Ferienwohnung etwa an der Müritz, einem Teil der Mecklenburgischen Seenplatte, im Allgäu oder an der Nordseeküste erscheint vielen sicherer als ein Trip nach Mallorca. Zumal heimische Ziele flexibel mit dem Auto erreichbar sind statt im voll besetzten Ferienflieger. 

Also: Müritz statt Malle! Ein Trend, der sich schon in einer Auswertung der Reise-Plattform „hometogo“ widerspiegelt. Von 16 Millionen Suchanfragen der Urlaubswilligen für 2021 bezogen sich über 7 Millionen auf deutsche Ziele – ein Plus von 61 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Gegensatz dazu gingen die Anfragen für Mallorca um knapp die Hälfte zurück.

Reiseveranstalter ködern mit großzügigeren Stornoregeln

Wer Deutschland verlassen will, plant nach Angabe des Branchenverbands DRV derzeit meistens eine Pauschalreise, etwa ans westliche Mittelmeer. Fernreisen sind ebenfalls wieder mehr gefragt. „Mit einer Pauschalreise gehen die Kunden auf Nummer sicher“, erklärt Kerstin Heinen vom DRV. Denn im Falle von Reisewarnungen oder Urlaubsabbrüchen aufgrund der Pandemie können die Kunden auf den Service der Reiseveranstalter vor Ort setzen. Außerdem: „Die Kunden warten derzeit ab und buchen dann extrem kurzfristig“, so Heinen weiter. Um dem zu begegnen und möglichst schnell wieder Geld in die Kassen zu bekommen, ködern jetzt viele Reiseveranstalter die Urlauber mit Extras: vor allem mit erweiterten, oft kostenfreien Umbuchungs- und Stornoregeln, die bis 14 Tage vor Reiseantritt in Anspruch genommen werden können.

„Wie das Urlaubsjahr 2021 verläuft, hängt vor allem von den amtlichen Regeln ab, die die Zugänglichkeit von Reisezielen betreffen“, sagt Experte Lohmann. Die Pandemie wird bis zum Sommer noch nicht besiegt sein: Urlauber werden weiter Atteste, Tests und Quarantäneregeln akzeptieren müssen. 

2020: Katastrophe für den Tourismus

Umsatzeinbruch. Im Jahr 2020 hat die Branche 80 Prozent weniger Umsatz als 2019 gemacht. Damit flossen laut Angabe des Branchenverbands DRV 28 Milliarden Euro weniger in die Kassen von Reiseveranstaltern und Reisebüros.

Existenznot. 80 Prozent der Unternehmen in der Tourismusbranche, die insgesamt fast drei Millionen Menschen beschäftigt, sind laut DRV-Umfrage auf staatliche Hilfen angewiesen.

Ausblick. Das Jahr 2021 soll deutlich besser werden: Die Prognosen des Verbands gehen von 50 bis 60 Prozent des Umsatzes aus dem Jahr 2019 aus – immerhin.

Anja van Marwick-Ebner
aktiv-Redakteurin

Anja van Marwick-Ebner ist die aktiv-Expertin für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie. Sie berichtet vor allem aus deren Betrieben sowie über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Nach der Ausbildung zur Steuerfachgehilfin studierte sie VWL und volontierte unter anderem bei der „Deutschen Handwerks Zeitung“. Den Weg von ihrem Wohnort Leverkusen zur aktiv-Redaktion in Köln reitet sie am liebsten auf ihrem Steckenpferd: einem E-Bike.

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