Frankfurt. Der Befund ist eindeutig. Die Unternehmen der hessischen Metall- und Elektro-Industrie (M+E) brauchen mehr Spielraum für zukunftssichernde Investitionen. Darum ging es beim Erfahrungsaustausch im Vorfeld der Tarifrunde 2020. Auf Initiative des Arbeitgeberverbands Hessenmetall waren gut 50 Unternehmer aus dem Mittelstand und Konzernen in Frankfurt zusammengekommen.
Aufragseingänge um 7 Prozent im Minus
Wie Michael Grömling vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln aufzeigte, befindet sich die Branche in der Rezession. Die Produktionszahlen des dritten Quartals 2019 liegen in der deutschen M+E-Industrie um 7,4 Prozent unter denen der ersten beiden Quartale, in der Auto-Industrie sogar um 12,7 Prozent. Der Zukunftsindikator Auftragseingänge ging ebenfalls um 7 Prozent ins Minus. Der Konjunkturforscher: „Die Stimmung ist im freien Fall, und zwei Drittel der Unternehmen erwarten, dass dieser Einbruch über das Jahr 2020 hinausreichen wird.“
Das bedeutet: Nach zehn guten Jahren und stetigen Zuwächsen an Geschäft und Beschäftigung kommt die Branche nun in rauere See und muss gleichzeitig einen gigantischen Strukturwandel bestreiten.
„Um Investitionen stemmen zu können, brauchen die Unternehmen dringend Entlastung bei Steuern und Abgaben, Arbeits- und Energiekosten, denn hier ist Deutschland jeweils am teuersten“, erklärte Thomas Brunn, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Verhandlungsführer von Hessenmetall. Von 100 Euro nach Steuern blieben den Betrieben im Schnitt nur 3,90 Euro Gewinn für Investitionen, Anteilseigner und Rücklagen. „Gleichzeitig müssen sie mehr denn je investieren.“ Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer von Hessenmetall:„Es geht um immense Innovations- und Investitionsleistungen durch einen mehrfachen Strukturwandel: die digitale Transformation, die gleichzeitige Vorhaltung von vier Antriebsarten in der Automobil-Industrie und die zunehmende Verdienstleistung industrieller Produkte.“
Konzern-Standorte stehen im globalen Wettbewerb
Einblick in ihre aktuelle Situation gaben die Geschäftsführer Emil Bayer von der GAT Antriebstechnik in Geisenheim, Baldassare La Gaetana von der Aqseptence Group in Aarbergen sowie Volker Roßmann, Geschäftsführer von Eltek Deutschland in Frankfurt, sowie Bettina Buschhoff, Geschäftsführerin Personal- und Sozialwesen und Arbeitsdirektorin bei Procter & Gamble in Schwalbach am Taunus.
Buschhoff: „Procter & Gamble ist ein Freund des Flächentarifvertrags. Aber die M+E-Industrie in Deutschland ist aus Sicht eines internationalen Konzerns zu teuer.“