Neumarkt. „Blitz trifft Rechenzentrum. Kein Zugriff auf Kundendaten.“ Das ist Horrorkino für die Betreiber solcher Anlagen und alle, die auf digitale Infrastruktur angewiesen sind. Denn Cloud Computing, mobile Kommunikation und auch vernetzte Anlagen in unseren Fabriken funktionieren nicht ohne die Schaltzentralen. Zudem schnellte in der Pandemie der Bedarf an Rechenleistung durch Homeoffice steil nach oben. Ausfälle verursachen da hohe Schäden. Das Unternehmen Dehn beugt dem vor.

„Gewitter sind ein natürliches Phänomen, man kann sie nicht verhindern“, sagt Dietmar Dürr, Teamleiter Gebäudetechnik bei dem Blitzschutz-Hersteller in Neumarkt in der Oberpfalz. Wohl aber könne man Menschen, Gebäude und darin enthaltene Systeme vor Blitzschlag und Überspannung schützen.

Ein Gitternetz aus Stahl als Hülle ums Gebäude

Das fängt schon bei der Planung an. In Wände, Decken und Bodenplatte des Gebäudes, in dem später Server-Racks und Datenspeicher stehen, wird ein Netz aus feinen Stahlmatten integriert. Das Gitter mit einer Maschenweite von zwei mal zwei Zentimeter wirkt wie ein faradayscher Käfig und schirmt die Rechentechnik vor dem elektromagnetischen Feld ab. Die schützende Hülle aus Drahtgeflecht wird von einem weiteren Netz überlagert. Blitzschutzdrähte dienen darin als Bahnen zum Ableiten des Blitzstroms. Dürr erklärt das so: „Der Blitz will in die Erde. Wir zeigen ihm den Weg.“

Aufs Dach kommen Fangstangen, im Volksmund Blitzableiter. Sie sind circa drei bis vier Meter hoch, gut eineinhalb Zentimeter dick. Tobt ein Gewitter in der Nähe, fangen die hoch aufgerichteten Stangen Blitze ein, leiten sie kontrolliert über die Außenhülle des Gebäudes ab.

Damit es nicht zum Überschlag auf benachbarte Anlagen wie Solar- oder Kühlmodule kommt, muss man auf genügend Abstände achten. Das sei mitunter schwierig, so Dürr, angesichts der Fülle an Aufbauten da oben. Wo es eng ist, setzt man spezielle hochspannungsfeste Leitungen ein. „Sie sperren den Blitz quasi ein.“

System macht auch digitale Technik zu Hause unwetterfest

Doch der äußere Schutz bringt’s nicht allein. Ein ausgeklügeltes System an Überspannungsableitern ergänzt ihn. Angefangen vom Hauptverteiler regeln sie die Spannung immer weiter herunter auf ein erträgliches Maß. Sodass im Serverraum und auch an den Versorgungsleitungen im Datacenter nichts kaputtgeht.

Übrigens: Auch zu Hause kann digitale Technik bei Gewitter leiden. Überspannungsschutz ist im Neubau deshalb seit 2016 Pflicht.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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