Gütersloh. Jeder hat eine zu Hause. Oder noch bei Mutti. Oder im Waschsalon nebenan. Nur Martin Horsthemke hat gleich mehrere Dutzend im Dauereinsatz. Sie verbrauchen dabei zehn Tonnen Waschpulver und sieben Tonnen Flüssigwaschmittel im Jahr. „Meine Maschinen machen nie Betriebsferien“, lacht Horsthemke. Sein Job: kontrollieren, ob sie stets reibungslos laufen.

Willkommen im Waschmaschinen-Dauertest-Labor bei Miele in Gütersloh, einem der führenden Hersteller von Elektrohaushaltsgeräten. Der beschäftigt weltweit 18.400 Mitarbeiter (gut 10.300 in Deutschland) und setzte im Geschäftsjahr 2015/2016, das am 30. Juni endete, 3,7 Milliarden Euro um – mit insgesamt 5 Millionen Geräten, davon mehr als 800.000 Waschmaschinen für den Privathaushalt.

Das Familienunternehmen, das für seine langlebigen Produke bekannt ist, lässt Bauteile nach strengen Qualitätsvorgaben auf der ganzen Welt herstellen – und produziert zentrale Komponenten weitgehend selbst. So kommen die Antriebsmotoren, Steuerungen und Metallteile aus eigenen Werken. Das gilt auch für die Waschmaschinen.

Im Labor achtet Miele-Mann Horsthemke mit Argusaugen darauf, dass seine Maschinen immer genug Futter haben. Die Tests haben es in sich: anderthalb Jahre nonstop mit den normalen Waschprogrammen laufen oder sechs Monate am Stück unter Extrembedingungen – Wäsche durchnässen, schleudern, nass machen und immer wieder mit maximaler Drehzahl schleudern.

„Unsere Maschinen testen wir auf eine durchschnittliche Lebensdauer von 20 Jahren“, sagt Karsten Gayk, der Leiter der Wasch-Labors. Die weißen Haushaltshelfer kommen im Testbetrieb auf etwa 10.000 Stunden; das entspricht fünf Wäschen pro Woche auf hochgerechnet 20 Jahre.

Mehr als 100 Mitarbeiter sorgen sich allein um die Qualität der Waschmaschinen. Dabei werden nicht nur komplette Geräte aus der Serienfertigung oder Prototypen malträtiert, sondern auch einzelne Teile oder Baugruppen.

So wird eine Waschmaschinentür 60.000 Mal geöffnet und geschlossen. Mal mit kräftigem Druck und mal mit Schwung. Ein Wasserzulaufschlauch hat über 70 Bar Druck auszuhalten – mehr als das Doppelte der gesetzlichen Norm. Eine Laugenpumpe muss 300.000 Starts überstehen. Ob Lager und deren Rollen oder Siebe – jedes der 400 Teile wird ständig unter die Lupe genommen, belastet und verbessert.

Wird die Lebensdauer gezielt verkürzt?

Dass Haushaltsgeräte bewusst so gebaut werden, dass sie zu einem bestimmten Zeitpunkt kaputtgehen, schließt Gayk bei den namhaften Herstellern aus. Er räumt ein, dass es Kostendruck gebe: „Aber unser Ziel ist und bleibt die lange Lebensdauer.“ Übrigens konnten das Öko-Institut und die Universität Bonn in einer Anfang des Jahres veröffentlichten gemeinsamen Studie keine Hinweise finden, dass die Hausgeräte-Hersteller die Lebensdauer ihrer Produkte gezielt verkürzen.

Zudem betont Gayk, dass es keine Rolle spielt, ob das Gerät beispielsweise beim Fachhandel oder online gekauft wird. Laut Miele haben alle Maschinen die gleiche Qualität, das gelte auch für Sondermodelle.

Was viele Kunden sonst noch umtreibt, ist etwa die Frage, warum immer wieder Socken verschwinden – etwa im Spalt zwischen Trommel und Türdichtung? Gayk hält das für ausgeschlossen: „Er ist extrem schmal. Sollte aber wirklich mal etwas durchrutschen, landet es im Laugengehäuse und schließlich im Filter.“