Annaberg-Buchholz. Weihnachtlicher Duft zieht durch die riesige Backstube – und das schon ab Ende August! Denn dann beginnt für die Familienfirma Annaberger Backwaren die Stollenzeit. An heißen Spätsommertagen wird schon der Teig für die süße Köstlichkeit angerührt, geknetet, mit speziellen Zutaten versehen, geformt und gebacken – bis zu 4.000 Stollen täglich. Der lange Vorlauf ist nötig, wie Martina Hübner erklärt, die Inhaberin des Betriebs im Erzgebirgskreis mit rund 160 Beschäftigten.

„Unsere Stollen sind weltweit begehrt“

„Unsere Stollen sind weltweit begehrt“, so Hübner. „Um allen Kundenwünschen für den Advent und das Christfest nachzukommen, müssen wir rechtzeitig beginnen.“ Zudem müsse das fettreiche Gebäck aus feinstem Weißmehl noch einige Wochen lagern, bevor es verschickt werden kann.

Rund 200.000 Stück Weihnachtsgebäck werden allein von diesem Unternehmen ab Oktober verkauft, vor allem eben original Erzgebirgische Butterstollen mit einem Gewicht von 0,5 bis 10 (!) Kilo.

Kunden finden sich überall. „US-Amerikaner und Kanadier lieben unser Produkt besonders“, verrät Hübner. Und: „Dem Weihnachtsfest verdanken wir über 20 Prozent des Jahresumsatzes.“

Vom Stollen bis zum Zimstern: Die Hälfte der hierzulande produzierten Süßwaren geht in den Export

Das ist nicht nur bei diesem Unternehmen so. Schließlich landen schon Monate vor dem Fest die ersten Weihnachtssüßigkeiten in den Supermärkten. Branchenkenner schätzen, dass das mit dem „Fünftel vom Jahresumsatz“ im Großen und Ganzen für die gesamte deutsche Süßwaren-Industrie zutrifft.

Ob nun Lebkuchen aus Nürnberg oder Pulsnitz, Printen aus Aachen, Berliner Brot oder ostfriesischer Hungerkuchen, ob Schokoweihnachtsmänner, Dominosteine, Zimtsterne oder Spekulatius: Die Weihnachtszeit beschert Produktion und Handel reichlich. Auch, weil sie ein beliebter Anlass für das Verschenken von Süßigkeiten ist: 72 Prozent der Bundesbürger bejahten das in einer Umfrage für den Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie.

20 Kilo Süßigkeiten und Backwaren vertilgen die Bundesbürger pro Kopf und Jahr

Insgesamt haben die gut 55.000 Mitarbeiter der Branche nach Verbandsangaben im Vorjahr fast 3,9 Millionen Tonnen Süßigkeiten hergestellt. Etwa die Hälfte wird exportiert.

Hierzulande dürfte der Pro-Kopf-Verbrauch von Süßkram und Backwaren dieses Jahr bei über 20 Kilo liegen (weitere 3,6 Kilo Speiseeis nicht eingerechnet). Das ergibt sich aus dem „Consumer Market Outlook“ des Info-Portals Statista.

Unser Heißhunger auf Süßes hätte damit im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 zwar etwas nachgelassen. Im langfristigen Trend aber hat der Verbrauch kräftig zugenommen: So mancher Arzt wird da die Stirn runzeln (aktiv klärt auf: Wie man sich mit weniger Zucker gesünder ernähren kann).

Übrigens: Süße Christstollen mit viel Butter, die kommen natürlich nicht nur aus dem Erzgebirge. Sondern vor allem auch aus Dresden. Rund 110 Bäckereien und Konditoreien in der Gegend liefern laut Schutzverband Dresdner Stollen rund 4,5 Millionen Stück pro Jahr. Und normalerweise feiern sie vor Weihnachten das Dresdner Stollenfest – etwa mit einem tonnenschweren Riesenstollen. Coronabedingt fällt aber auch diese Sause 2021 aus.