Junge Menschen in Schleswig-Holstein, die kurz vor dem Abitur stehen, haben ein eher traditionelles Werteverständnis. Sie halten Disziplin, Zuverlässigkeit, Sorgfalt und Pünktlichkeit in ihrer Mehrheit für wichtige Eigenschaften von Beschäftigten. Das ergab die erste Jugendstudie des Arbeitgeberverbands Nordmetall in Zusammenarbeit mit der Nordakademie – Hochschule der Wirtschaft in Elmshorn.

Für die Untersuchung, die im ersten Halbjahr 2022 stattfand, wurden über 1.000 Schülerinnen und Schüler aus den letzten zwei Jahrgängen an 16 Gymnasien, Gemeinschaftsschulen und Beruflichen Schulen in Schleswig-Holstein befragt. Zusätzlich wurden Geschäftsführer sowie Ausbildungs- und Personalleiter aus insgesamt 82 Betrieben vorrangig in der Metall- und Elektro-Industrie (M+E) interviewt.

Deutsch wird als relativ unwichtig erachtet

Die Ergebnisse dokumentieren einerseits die Erwartungen junger Menschen an Arbeit und Zukunft sowie andererseits die Anforderungen von Unternehmern gegenüber neuen Mitarbeitern. Ein zentrales Ergebnis der Befragung: Während die jungen Leute auch Überzeugungskraft und Kommunikationsfähigkeit als wichtige Eigenschaften ansehen, halten die Arbeitgeber die Lernbereitschaft und Motivation sowie das Interesse an neuen Technologien ihrer Beschäftigten für noch wichtiger.

Sehr differenziert ist die Lage, wenn es um die Einschätzung von Schulfächern für den beruflichen Werdegang geht. Nur etwa ein Drittel der Jugendlichen hält laut Studie Englisch oder Mathematik für wichtig oder sehr wichtig, gerade mal 17 Prozent beurteilen das Fach Deutsch als wichtig oder sehr wichtig. Die große Mehrheit der Betriebe dagegen bewertet diese Fächer als sehr wichtig.

Geld ist offenbar nicht das Maß aller Dinge

Klar benennen können die jungen Leute ihre Wünsche an den Beruf: Eine interessante Tätigkeit, ein sicherer Arbeitsplatz und gute Aufstiegsmöglichkeiten stehen ganz oben. Für nur etwa die Hälfte der Befragten ist eine gute Bezahlung „sehr wichtig“. Zugleich unterschätzen die Jugendlichen den Einstiegsverdienst in der M+E-Industrie nach der Berufsausbildung sehr stark. Für den Arbeitgeberverband Anlass, die guten Verdienstmöglichkeiten noch deutlicher darzustellen.

Nach der Schule steht das Studium an einer Hochschule bei rund 50 Prozent der befragten Jugendlichen an erster Stelle. 17 Prozent bevorzugen ein duales Studium und nur 12 Prozent eine duale Berufsausbildung. Jeweils rund zwei Drittel der befragten Jugendlichen geben zudem an, dass Schulpraktika und die Familie ihre Berufswahl prägen.

Die Schulen haben Nachholbedarf

Peter Golinski, Geschäftsführer des Bereichs Bildung, Arbeitsmarkt und Fachkräfte von Nordmetall, sieht in den Ergebnissen der Studie eine Bestätigung, dass die M+E-Industrie den jungen Menschen ein attraktives Arbeitsumfeld bietet. „Die äußerst guten Verdienstmöglichkeiten sind dafür genauso ein Grund wie die langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten und die hohe Arbeitsplatzsicherheit.“ Das gelte sowohl für Azubis als auch für duale Studenten.

„Gleichwohl“, so Golinski, „zeigen die Ergebnisse auch, dass wir mehr über diese Fakten sprechen und die schulischen MINT-Fächer noch stärker mit praktischen Anwendungsfeldern verknüpfen müssen.“ Auch Nordakademie-Vorstand Christoph Fülscher hebt die positiven Ergebnisse der Studie hervor: „Der Norden ist grundsätzlich gut aufgestellt: Hier treffen innovative Unternehmen auf motivierten Nachwuchs.“ Mehr Infos dazu gibt es unter meinarbeitgeberverband.de/nordmetall-jugendstudie.

Lothar Steckel
Autor

Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

Alle Beiträge des Autors