In unserem Alltag spielt die Versorgung mit Energie, digitalem Netz, Bildungsangeboten sowie Verkehrsinfrastruktur eine große Rolle. Vieles ist wie selbstverständlich immer vorhanden. Strom kommt aus der Steckdose, Bildung findet in der Schule statt und mit dem Handy surfen, ist auch kein Problem. aktiv hat sich mal angeschaut, wie Bayern im internationalen Vergleich dasteht. Was läuft gut und wo gibt es vielleicht noch Nachholbedarf?
Stromversorgung: Hohe Energiepreise sind ein gravierender Standortnachteil
Die Stromversorgung in Bayern – wie in ganz Deutschland – ist zuverlässig: Bei jedem Privathaushalt fiel 2018 nach Angaben der Bundesnetzagentur nur 14 Minuten im Jahr der Strom aus. Damit gehören wir im weltweiten Vergleich zur Spitzengruppe. Gleichzeitig haben bei den Unternehmen nach einer aktuellen Umfrage der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) in den letzten Jahren kurze Stromunterbrechungen zugenommen. Diese können erhebliche Schäden auslösen.

Strom ist teurer als in den meisten anderen Industrieländern der EU
Zudem hat der Strom bei uns seinen Preis: Er ist teurer als in den meisten anderen Industrieländern der Europäischen Union (EU). Für viele Unternehmen ist das ein wirtschaftliches Problem. Denn der hohe Strompreis ist ein gravierender Nachteil im Standortwettbewerb. In einigen EU-Ländern ist der Strom über ein Drittel günstiger als hierzulande.
Das liegt einerseits an der Umlage, mit der vor allem private Haushalte und weniger stromintensive Betriebe die Förderung von Ökostrom aus Wind, Sonne oder Biomasse bezahlen. Aber auch an steigenden Netzentgelten sowie einer hohen Stromsteuer.
Hemmnisse gibt es darüber hinaus bei Ausbau und Modernisierung des Stromnetzes. Seit Jahren stockt der Bau großer Übertragungsleitungen – auch aufgrund von Protesten aus der Bevölkerung. Die Leitungen müssen den Windstrom von der Küste nach Bayern bringen. Diese Gegenden eignen sich geologisch und meteorologisch besser für effiziente Windstromerzeugung. Dass der Freistaat diesen klimafreundlichen Strom langfristig benötigt, zeigt ein Blick auf den Strommix: Noch steuern bayerische Kernkraftwerke 30 Prozent des Stroms bei. Diese werden jedoch laut Plan Ende 2022 ausgeschaltet.
Diese Energiequelle muss ersetzt werden – auch durch lokale Windstromanlagen. Doch hier hemmen strenge Abstandsregeln den weiteren Zubau.
Fazit: Sicher, aber …
Gut: Die Stromversorgung bei uns ist insgesamt zuverlässig. Kurzunterbrechungen dürfen aber nicht weiter steigen.
Schlecht: Der Strom ist zu teuer. Und der dringend nötige Netzausbau stockt.
Internet: Bayern belegt einen Spitzenplatz beim Ausbau der digitalen Netze
Die Mühe der letzten Jahre hat sich gelohnt: Laut aktueller Studien belegt Bayern einen Spitzenplatz beim Ausbau der digitalen Netze. Ende 2019 hatten 96,2 Prozent der bayerischen Haushalte Zugang zu einem Anschluss mit mindestens 30 Mbit/s – auf dem Land immerhin auch 90,0 Prozent, das sind 12,3 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt! Diese konsequente Investition in den Ausbau – auch mithilfe von Förderprogrammen im Freistaat – kam Bayern im Lockdown zugute: Die Netze hielten dem gestiegenen Bedarf besser stand als erwartet.

Für Industrie 4.0 und KI muss die digitale Infrastruktur noch besser werden
Fortschritte gab es auch beim Anschluss an Glasfaser. Ende 2019 verfügten 15,3 Prozent der Haushalte über die superschnelle Verbindung. Damit belegt Bayern Platz drei deutschlandweit. Doch international hinkt Deutschland insgesamt weit hinterher.
Das ist nicht nur für private Surfer hinderlich – auch Betriebe werden so ausgebremst. Immerhin sind in Bayern 46 Prozent der Gewerbestandorte schon mit einem Anschluss mit mehr als 1.000 Mbit/s versorgt. Allerdings werden sich in Zukunft die Fabriken noch mehr vernetzen und in Digitalisierung investieren. Stichworte: Industrie 4.0 und künstliche Intelligenz.
Dafür spielt auch das Mobilfunknetz eine erhebliche Rolle. Nach den Erfahrungen im Lockdown bestätigen acht von zehn Unternehmen, auf mobile Datenverbindungen sehr angewiesen zu sein, 95 Prozent messen dem Mobilfunk bis 2023 eine rasant wachsende Bedeutung zu. Gleichzeitig sehen 73 Prozent der Betriebe Beeinträchtigungen für die Mitarbeiter, weil das Mobilfunknetz unzureichend ist.

Dagegen hilft nur eins: Weiter ausbauen – und den Ausbau in den Kommunen weiter fördern und positiv begleiten, sowohl bei Glasfaser als auch beim Mobilfunk. Und da bitte im neuen, superschnellen Standard 5G!
Fazit: Dran bleiben …
Gut: Die zahlreichen bayerischen Förderprogramme wirken: Das digitale Netz ist besser als in vielen Bundesländern.
Schlecht: Glasfaser und der neue Mobilfunkstandard 5G brauchen mehr Schub.
Bildung: Es braucht Technik einerseits – aber auch qualifizierten Unterricht
Keine Frage: Die Schulen bekamen durch die Herausforderungen des Homeschoolings einen riesigen Schubs in Richtung Digitalisierung. Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) stellt der Bildungspolitik in Bayern ein gutes Zwischenzeugnis aus.
So wurden etwa die Serverkapazitäten der Lernplattform „mebis“ aufgrund von Corona verzehnfacht. Jede zweite Schule in Bayern hat einen schnellen Internetanschluss.
50 Prozent der öffentlichen Schulen in Bayern surfen mit Gigabit-Geschwindigkeit im Netz
Die Kehrseite der Medaille: Die andere Hälfte der Schulen verfügt eben nicht über schnelle Datenleitungen! Hier braucht man eine noch bessere digitale Infrastruktur.
Und beim Lernen daheim entscheidet die technische Ausstattung der Schüler beziehungsweise des Elternhauses, wie gut sie mithalten können. Das führt zu Bildungsungerechtigkeit. Traditionell steht Bayern zwar gut da, wie auch jüngst wieder der Bildungsmonitor der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft offenbarte.
Doch durch längere Phasen des Unterrichts via Internet werden einige Schüler abgehängt. Die Staatsregierung geht das Problem an und stellt 250.000 Laptops und Tablets für Schüler zur Verfügung. Auch für die Lehrkräfte soll es 120.000 Endgeräte geben.
Doch allein mit Technik ist es aus Verbandssicht nicht getan. Die Lehrer müssen dringend weiterqualifiziert werden – und es muss fester Bestandteil des Lehrplans in jeder Altersstufe sein, dass Schüler digitale Medien selbstbestimmt und kritisch nutzen.
Fazit: Besser werden …
Gut: Die Digitalisierung der Bildung hat einen deutlichen Schub erhalten.
Schlecht: Die Unterrichtsqualität hängt vom Lehrer ab – und von der Ausstattung der Schüler. Schnelles Netz fehlt oft.
Verkehr: Grenzüberschreitende Vernetzung im Blick haben
Schnell von hier nach da. Das wollen wir alle. Auch die Wirtschaft braucht eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur. Sie ist Grundlage für Mobilität, Logistik, Produktion und nicht zuletzt für den Export. Die Verkehrsnetze müssen die wirtschaftlichen Perspektiven der Betriebe genauso absichern wie die gute Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen.
Straße, Schiene und Wasser müssen intelligent im Verkehrsnetz zusammenspielen
Da braucht es noch viele Investitionen und vor allem einen ganzheitlichen Blick: für grenzüberschreitende Vernetzung und intelligentes Zusammenspiel von Verkehrsträgern und übergreifenden digitalen Plattformen, auf der Straße, auf der Schiene und dem Wasser. Wichtig beim Ausbau der Infrastruktur ist Technologieoffenheit, betont die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Das bedeute beispielsweise mehr Tank- und Ladeinfrastruktur für Elektromobilität und Wasserstoff.
Und auch Ideen, die heute noch versponnen klingen, gilt es für die Zukunft zu bedenken. Ein Beispiel ist „Hyperloop“, ein energieeffizientes Transportmittel, das künftig Metropolen mit hoher Geschwindigkeit verbinden könnte. Das System zum Schweben in der Betonröhre wird von Studenten der TU München entwickelt. Ein Prototyp könnte 2021 fertig sein.
Fazit: Mehr Tempo …
Gut: Die Versorgung mit Gütern und deren Transport funktioniert, das hat die Krise jetzt gezeigt.
Schlecht: Der Umbau geht zu langsam voran, oft fehlt die Akzeptanz vor Ort.