Wuppertal. Honig ist gesund und lecker. Aber wie kommt er ins Glas? Das wissen die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Sedanstraße in Wuppertal: Nach dem Unterricht ziehen sie die Imker-Kleidung an und schauen nach, was sich in ihren Bienenstöcken tut. Das Jungvolk hat schon eine Königin, und die legt fleißig Eier. Garry ist anfangs wegen der „stechenden Monster“ nur widerwillig mitgekommen. Aber schon beim zweiten Mal machte er beim Projekt „Sedan summt“ begeistert mit.

Sechs Schulprojekte wie dieses unterstützt die Bayer Foundation in Wuppertal und Umgebung. Der Fokus liegt dabei auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, den klassischen MINT-Fächern. Erst im Frühjahr starteten die Jugendlichen mit nur zwei Bienenvölkern. Jetzt haben sie bereits drei Völker und gut 30 Kilo Honig geerntet: „Total krass“, staunt Elena, „wir haben gar nicht so viele Bienen!“

Ein Insekt muss gut 15.000 Blüten anfliegen, um genug Nektar für ein Glas Honig zu sammeln, weiß die Siebtklässlerin jetzt: „Wir haben Blüten auseinandergerupft und gesehen, dass nur ein Tropfen Nektar in jeder Blüte ist. Das ist eine Heidenarbeit für eine kleine Biene!“

Smarter Bienenstock sammelt eifrig Daten

Durch die Schulbienen lernen die Jugendlichen viel über Insekten, ihre komplizierte gesellschaftliche Ordnung und die Zusammenhänge zwischen Honig, Klima, Wetter und Monokulturen. Angeleitet werden sie durch den Biologie- und Chemielehrer Christian Gessner-Prösch, der Imker-Sachverständiger ist.

Neben dem traditionellen Handwerk des Honigmachens lernen die Jung-Imker, wie man Etiketten für die Gläser gestaltet und angemessene Preise berechnet. Zum Projekt gehört zudem der „Smarte Bienenstock“, der emsig Daten über seine Bewohner sammelt. Mit Beginn des neuen Schuljahres werden die Bienenstöcke mit Sensoren für Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Gewicht sowie einer Kamera ausgestattet: „Die Technik wird per Funk angebunden. So können wir live gucken, was drinnen und draußen passiert“, erklärt Informatiklehrer Daniel Spittank. Das kostet Geld: Zu den 4.500 Euro Fördergeld der Bayer Foundation hofft das Projekt nun auf Unterstützung durch die Stadt und die Eltern: „Unsere Standard-Technik für den Informatik- und Robotik-Unterricht ist für den Einsatz im Freien nicht geeignet.“

Fokus auf Technik und Robotik

Viele geförderte Projekte haben derzeit mit Gärten und Insekten zu tun. „Die sehr aktuellen Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel spiegeln sich darin wider“, bestätigt Julie Lüttgen, die das Schulförderprogramm „Science&School“ bei der Stiftung managt.

Aber auch immer mehr Bewerbungen mit einem Fokus auf Technik und Robotik erreichen sie: „Zudem hoffen wir, in den nächsten Jahren die Themen Data und Data literacy in den Bewerbungen wiederzufinden. Die Kompetenz, Daten lesen und verstehen zu können, ist nicht erst seit der Pandemie auch für die breite Bevölkerung von großer Bedeutung.“

Bayer Foundation für Schulprojekte

„Sedan summt“ wurde 2021 als eines von 31 Schulprojekten deutschlandweit von einer Jury der Bayer Foundation ausgewählt. Das jährliche Förderprogramm Science@School unterstützt Lehrkräfte dabei, innovativen und integrativen naturwissenschaftlichen Unterricht anzubieten.

Das Programm will auch Grund-, Förder- und Hauptschulen ermutigen, sich öfter zu bewerben. Denn Wissenschaft ist für alle da: Es geht weniger darum, künftige MINT-Fachkräfte heranzuziehen. Vielmehr will die Stiftung dazu beitragen, dass die gesamte Gesellschaft ein positives und aktives Verhältnis zur Wissenschaft entwickelt und bei aktuellen Themen mitdiskutieren kann.

Schulen und Lehrkräfte können sich zu diesem Zweck für eine Förderung von bis zu 20.000 Euro pro Projekt bewerben. Seit 2007 wurden über 600 Schulprojekte bundesweit mit mehr als 6 Millionen Euro gefördert.

Matilda Jordanova-Duda
Autorin

Matilda Jordanova-Duda schreibt für aktiv Betriebsreportagen und Mitarbeiterporträts. Ihre Lieblingsthemen sind Innovationen und die Energiewende. Sie hat Journalismus studiert und arbeitet als freie Autorin für mehrere Print- und Online-Medien, war auch schon beim Radio. Privat findet man sie beim Lesen, Stricken oder Heilkräuter-Sammeln.

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