Ilmenau. Ein außerirdisch anmutendes Wesen mitten in Hamburg auf Patrouille: „Spot“ sichert Gebäude, erkennt Gefahren und schlägt Alarm. Kleine Blechkerle, die Patienten nach der Hüft-OP beim erneuten Laufenlernen unterstützen: Langsam, aber sicher sind Roboter im Alltag hilfreich. Wie auch der Robo-Barista von WMF. Via App bestellt und bezahlt, bereitet er rasch unseren Lieblingskaffee.

„Seit einigen Jahren entwickelt sich unser Bereich immer rasanter“, konstatiert Professor Horst-Michael Groß. Der 62-Jährige mit weltweitem Ruf forscht seit gut 25 Jahren auf dem Gebiet und leitet an der TU Ilmenau (Thüringen) den Fachbereich Neuroinformatik und kognitive Robotik.

Dank Forschungsförderung preiswerte Technik

Warum geschieht dieser Entwicklungsschub gerade jetzt? Gründe dafür gebe es mehrere, so Groß. „Zum einen fördern staatliche und private Institutionen derzeit massiv die Forschung im Bereich künstliche Intelligenz (KI).“ Und was seien sinnvolle Roboter anderes als „mobile künstliche Intelligenz“?

Andererseits werde die für Roboter notwendige Technologie und Technik unglaublich schnell immer leistungsfähiger und nicht zuletzt auch preiswerter. „Sensoren, Kameras, Laserscanner, Software – um nur einige wenige Beispiele aufzuzählen.“

Punkt drei der Dynamik in der Entwicklung von erfolgreichen Roboter-Anwendungen ist schließlich die Praxisrelevanz, ihr Nutzen im Alltag für die Anwender. „Roboter-Hotels wie in Japan zum Beispiel haben sich wegen vieler technischer und praktischer Schwierigkeiten nicht bewährt, Fieber messende Türsteher auf Flughäfen und in Supermärkten schon“, bringt Groß das Problem auf den Punkt.

Partner für alleinstehende Senioren

Groß muss selber immer wieder lernen, dass nicht jeder Wunsch sofort in Erfüllung geht: Gemeinsam mit privaten Firmen entwickelte sein Team einen Roboter, der als Partner für Senioren in deren Wohnung agiert. „Er erinnert ans Trinken, an Termine, scherzt, muntert auf und regt auch mal einen Spaziergang an“, so Groß. Alle Testpersonen im Alter von 65 bis 94 waren begeistert. Aber: Türschwellen und Teppichkanten konnte der Roboter auf dem Weg zur Ladestation nicht überwinden. „Beim nächsten Projekt müssen wir das berücksichtigen.“

„Schmelztiegel aller möglichen Technologien“

Ganz wichtig bei der Entwicklung von Robotern ist für Professor Groß deshalb der Austausch mit den Anwendern. „Man darf keine übertriebenen Erwartungen wecken, man muss immer gemeinsam mit den Anwendern diskutieren und ausloten, was nützlich und möglich ist“, unterstreicht Groß.

Für Erfolg ebenfalls notwendig sei „die Zusammenarbeit vieler Experten, die über ihren jeweiligen fachlichen Tellerrand hinausschauen können“. In Ilmenau ist das wohl gut gelungen. Als „Schmelztiegel aller möglichen Technologien“ bezeichnet Groß seinen Fachbereich, drei Viertel seiner 20 Mitarbeiter finanzieren sich aus eingeworbenen Forschungsgeldern - eine überragende Quote. Und an Nachwuchs mangelt es ebenfalls nicht: Rund 20 Bachelor- und Masterarbeiten betreuen er und sein Team im Jahr.