Waldkraiburg. Bei allem, was er macht, schaut Valentin Erfurt (28) gerne genau hin. Ganz genau. „Bei mir geht es manchmal um kleinste Abweichungen“, erklärt der Messtechniker des bayerischen Technologieunternehmens Netzsch seine Aufgabe als Qualitätsprüfer. Mit der sogenannten Koordinatenmessmaschine kann er bei komplizierten und präzisen Bauteilen Unterschiede im Bereich von einem Tausendstel Millimeter erkennen.

Und auf diese Genauigkeit kommt es bei Netzsch auch manchmal an. Die Pumpen des international tätigen Maschinenbauers etwa sind hochwertige technische Geräte, die unter anderem im Bergbau, in der Sprengstoff-Industrie, der Pharmabranche oder im Nahrungsmittelbereich eingesetzt werden. Egal ob Gehäuse, Kolben oder Wellen: Damit Leistung und Zuverlässigkeit der Pumpen stimmen, muss bei entscheidenden Komponenten wirklich alles stimmen.

Seine Hauptaufgabe sind die Spezialfälle und Sonderaufträge

Erfurt hat einen bemerkenswerten beruflichen Aufstieg hingelegt. Nach dem qualifizierenden Hauptschulabschluss begann er 2010 zunächst bei einer anderen Firma eine Ausbildung zum Industriemechaniker und holte parallel noch seine Mittlere Reife nach. 2013 ging er dann zu Netzsch im oberbayerischen Waldkraiburg. Dort arbeite er zunächst drei Jahre in der Fertigung und wechselte dann schließlich 2016 in die Abteilung „Operative Qualität“. Da ist Erfurt nun seit zwei Jahren stellvertretender Teamleiter. Basis dafür war die 2018 abgeschlossene, vierjährige Weiterbildung zum Maschinenbautechniker.

Erfurts Aufgabe ist es, Qualitätskontrollen für einzelne Bauteile zu koordinieren. Während die Endkontrolle von Serienbauteilen in der Regel automatisiert geschieht und von Kollegen organisiert wird, kümmert sich Erfurt meist um Spezialfälle und Sonderaufträge. „Dabei unterstützen mein Team und ich vor allem die Kollegen in der Entwicklung – etwa in Bezug auf Prototypen und die Optimierung von Prozessen“, berichtet er. „So sehe ich, dass sich dank meiner Arbeit tatsächlich etwas verbessert. Und das ist einfach schön.“

Um Fehler oder Verbesserungspotenziale zu finden, braucht Erfurt gelegentlich auch ein wenig Hartnäckigkeit und Ausdauer. Ein Hang zum Perfektionismus ist auch von Vorteil. „Manchmal besteht mein Job schon ein wenig aus kleinteiliger Detektivarbeit“, sagt der Messtechniker. „Aber das macht meine Arbeit letztlich nur interessanter.“

Erfurt sieht sich und seine Abteilung als Dienstleister innerhalb des Unternehmens. Dabei kommt er immer wieder mit den unterschiedlichsten Aufgaben und verschiedenen Stellen in Berührung.

So prüft er etwa nicht nur Netzsch-Bauteile, sondern inspiziert auch Vorprodukte von Zulieferern – vor allem im Rahmen der sogenannten Bemusterung, wenn Komponenten noch vor der Serienreife stehen. „Vereinfacht gesagt muss ich in diesem Verfahren schauen, ob Hersteller in der Lage sein werden, die von uns geforderte Qualität in Zukunft zu liefern“, erklärt Erfurt.

Sehr viel Austausch mit den zahlreichen Kollegen, nur wenig einsame Arbeit im Testlabor

Der Messtechniker mag seine Verantwortung – und schätzt darüber hinaus auch die Vielseitigkeit seiner Aufgaben. Hinzu kommt eine starke Vernetzung im Unternehmen. Denn Erfurt werkelt nicht in irgendeinem abgelegenen Testlabor einsam vor sich hin, sondern steht im engen Austausch mit vielen verschiedenen Kollegen aus zahlreichen Abteilungen.

Vor dem Beginn der Corona-Pandemie wurde ihm das immer wieder in der Mittagspause bewusst: „Wenn ich bei uns am Standort in die Kantine gehe, sehe ich einfach sehr viele bekannte Gesichter.“

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Ich wollte in der Industrie arbeiten. Und Netzsch hat einen sehr guten Ruf in der Region. Das war damals ein wichtiges Kriterium für mich.

Was reizt Sie am meisten?

Die große Abwechslung macht meine Arbeit interessant. Zudem muss ich manchmal auch Detektiv spielen, um Fehler zu finden. Das mag ich.

Worauf kommt es an?

Ich habe viel mit Zahlen zu tun. Das muss einem liegen. Und ohne technisches Verständnis wird es für Qualitätsprüfer in der Industrie schwer.

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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