Sie ist eine wichtige Grundlage für Zukunftstechnologien: die Informatik. Doch in unseren Schulen ist es bis auf wenige Ausnahmen schlecht um sie bestellt. Laut aktuellem „Informatik-Monitor“ der Gesellschaft für Informatik gibt es nur in fünf Bundesländern ein verpflichtendes Angebot für alle Schüler ab der Mittelstufe. Im Norden bietet aktuell nur Mecklenburg-Vorpommern Pflichtunterricht für alle Schüler ab der Jahrgangsstufe fünf an.

Doch langsam bewegt sich da etwas! Schleswig-Holstein hat ab diesem Schuljahr begonnen, Informatik als Pflichtfach in der Mittelstufe einzuführen. Niedersachsen will 2023/24 folgen, und auch Hamburg strebt ab dem Schuljahr 2024/25 an, das Fach zum Pflichtfach zu machen. Nur Bremen hinkt noch hinterher: Dort existiert „keinerlei durch ein verbindliches Curriculum unterlegtes Angebot für informatische Bildung in der Sekundarstufe I“, so der „Informatik-Monitor“.

Fünf Bundesländer bieten aktuell verbindlichen Informatikunterricht für alle Schüler an.

Voraussichtlich zwei Unterrichtsstunden pro Woche sollen Hamburgs Schüler künftig ab der Klasse acht erhalten. So plant es jedenfalls Schulsenator Ties Rabe. Gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ sagte er, dass Informatik bereits jetzt beinahe den Stellenwert wie die elementaren Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen habe. Alle Schülerinnen und Schüler benötigten diese Kompetenzen, um sich in der Welt von morgen behaupten zu können. Darüber hinaus sei Informatik auch für die Wirtschaft eine der Schlüsseltechnologien der Zukunft.

Bis dato wird Informatik im Stadtstaat an der Elbe nur als Wahlpflichtfach angeboten, in rund 60 Prozent der Stadtteilschulen und etwa 70 Prozent der Gymnasien. Aber das Fach wird fast nur von Jungen gewählt. „Wir wollen durch das Pflichtfach insbesondere auch die Schülerinnen fördern“, so Rabe.

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„Ein Pflichtfach Informatik in Hamburg ist zwingend notwendig“, fordert auch der IT-Executive Club (kurz ITEC), ein Zusammenschluss von IT-Führungskräften und -Experten aus rund 120 Hamburger Unternehmen. Er begrüßt die Ankündigung der Politik, das Fach bald zum Pflichtfach zu machen.

Informatik: Lehrkräfte müssen fortgebildet werden

Allerdings bedarf es zunächst eines Konzepts, denn um Informatik unterrichten zu können, braucht es ausgebildete Lehrkräfte. Die Hamburger Bürgerschaft hatte den Senat um die Entwicklung eines solchen Konzepts ersucht und zugleich gefordert, ein Fortbildungsangebot für Lehrkräfte zu schaffen. Allein mit Informatikern könne der Bedarf an Lehrerinnen und Lehrern nicht gedeckt werden.

In Schleswig-Holstein ist man unterdessen schon weiter. An rund 80 Schulen läuft die sogenannte „Pilotphase Pflichtfach Informatik“. Das IPN Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik in Kiel begleitet diese Phase.

Ziel ist es, die Schulen mit- und untereinander zu vernetzen und darüber hinaus frei verfügbare Unterrichtsmaterialien zu entwerfen. Gefördert wird das IPN dabei von der Nordmetall-Stiftung.

Peter Golinski, Geschäftsführer des Bereichs Bildung, Arbeitsmarkt und Fachkräfte von Nordmetall, begrüßt den Bedeutungszuwachs des schulischen Themenfelds Informatik. Diese Entwicklung helfe, Jugendliche mit entscheidenden Kompetenzen für die Berufs- und Arbeitswelt auszustatten. Allerdings müsse man bei den zu vermittelnden Inhalten einen beweglichen Gestaltungsrahmen schaffen, um der thematischen Breite und der Schnelllebigkeit des Fachs gerecht zu werden.

Darüber hinaus sei es wichtig, so Golinski weiter, den Lehrkräften kontinuierliche und praxisnahe Weiterbildungsperspektiven anzubieten. Was er betont: „Seitens der Metall- und Elektro-Industrie unterstützen wir den Prozess gern als wirtschaftlicher Dialog- und Netzwerkpartner in Richtung der Schulen und der Bildungspolitik.“

Lothar Steckel
Autor

Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

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