Neckarsulm. Die Coronakrise trifft die Auto-Industrie hart: Lieferketten stehen unter Druck, Unternehmen sind zu Produktionsstopps und Kurzarbeit gezwungen. Indes stellen sie aber auch wichtige Weichen für die Zukunft. Bei Audi in Neckarsulm etwa wird schon auf Hochtouren die Produktion des Elektroflitzers e-tron GT geplant, der Ende des Jahres im Heilbronner Werkteil Böllinger Höfe vom Band fahren soll. Und hier spielt auch der 3-D-Druck eine wichtige Rolle.

Audi hat nämlich in Neckarsulm extra eine neue Konstruktionssoftware entwickelt, gemeinsam mit dem Berliner Start-up Trinckle. Dank dieser Software kann jeder Mitarbeiter Arbeitsmittel konstruieren und „drucken“ – ohne große Vorkenntnisse. So verringert sich die Zeit für die Konstruktion von Hilfsmitteln um 80 Prozent.

Audi nutzt die neuen Möglichkeiten schon intensiv

Bei der Vorbereitung der Serienproduktion des e-tron GT werden diese Möglichkeiten bereits intensiv genutzt. Es gibt etwa schon eine 3-D-gedruckte Arbeitshilfe für die Vormontage von Klimakompressoren und Kühlleitungen – eine Vorrichtung, die alle Bauteile in der exakten Position hält. Bisher war immer ein helfender Kollege nötig, um die Teile genau zueinander auszurichten. Solche effizienten Hilfsmittel soll ein spezielles Team möglichst schnell und unkompliziert bereitstellen, natürlich in Zusammenarbeit mit Kollegen, die direkt an der Produktionslinie arbeiten.

Auto-Industrie ist beim 3-D-Druck Vorreiter

Waldemar Hirsch führt dieses Expertenteam für 3-D-Druck im Anlauf- und Analysezentrum. „Mit unserer Software ist es möglich, Vormontagevorrichtungen nahezu automatisiert zu erstellen“, schildert er. So könne man erwünschte Arbeitshilfen schnell und flexibel umsetzen – und auch auf individuelle Anforderungen der Planer oder der Kollegen an der Linie reagieren. Hirschs Team arbeitet eng mit den Kollegen der Prozess- und Montageplanung sowie der Vorserienfertigung zusammen. Schon jetzt optimieren sie die Montagehilfen für die neuen Abläufe, damit sie zum Produktionsstart einsatzbereit sind.

Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom und der Beratungsfirma TCS nutzt bereits jedes fünfte Unternehmen in Deutschland den 3-D-Druck. Die Autobranche ist Vorreiter, hier liegt der Anteil bei 41 Prozent. Mit seiner neuen Software ist Audi Neckarsulm besonders fortschrittlich: Im VW-Konzern ist angedacht, die Nutzung des Programms auch auf andere Standorte auszuweiten.

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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